Vergessene Geschichte
17.04.1941: US-Regierung genehmigt Senfgas-Tests an Afroamerikanern


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Am 17. April 1941 genehmigte die US-Regierung den Test von Senfgas an afroamerikanischen Soldaten. Sie wurden gegen ihren Willen in Gaskammern gesteckt oder von Flugzeugen bombardiert.

Senfgas USA Zweiter Weltkrieg
Senfgas USA Zweiter Weltkrieg, Bild: Gegenfrage.com

An diesem Tag im Jahr 1941 genehmigte die US-Regierung vor dem Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg Versuche mit dem chemischen Giftstoff Senfgas an dunkelhäutigen Soldaten. Rund 60.000 Afroamerikaner, die in den 1940er Jahren der US-Army dienten, wurden unter Androhung von Haftstrafen dazu gezwungen, sich tödlichen Chemikalien auszusetzen.

Interviews mit Zeitzeugen bestätigten die grausamen Menschenversuche. „Es fühlte sich an als würde ich brennen“, erinnert sich Rollins Edwards, ein Afroamerikaner aus Summerville, South Carolina. Er gab an, man habe ihn und andere gegen ihren Willen in Gaskammern gesteckt.



„Die Leute fingen an zu schreien und versuchten auszubrechen. Und dann fielen einige der Jungs in Ohnmacht. Schließlich öffnete man die Tür und ließ sie heraus. Die Jungs waren in einem schlechten Zustand“, so der Veteran.

Senfgas

Edwards wurde in einer Gaskammer einer Mischung aus Senfgas und Lewisit ausgesetzt. Aus Angst vor Repressalien habe man vorher keine Fragen gestellt. Dokumente, die erst 50 Jahre später freigegeben wurden, zeigten auf, dass man sämtliche Arten von Giftgas an amerikanischen Truppen testete.

Man testete angeblich auch, wie effektiv Schutzkleidung gegen die chemischen Kampfstoffe wirkte. Afroamerikanische Soldaten dienten auch dafür als menschliche Versuchskaninchen.

„Die Tests wurden durchgeführt, um die schützende Wirkung von Gasmasken, Salben und Schutzkleidung zu bewerten“, berichtet Mint Press News. „Um die Wirksamkeit einer Salbe zu untersuchen, gab man etwa Senfgas direkt auf die Haut und behandelte die Stelle mit verschiedenen Salben.“

In einem weiteren Test standen Soldaten auf offenem Feld, trugen verschiedene Arten von Schutzkleidung und wurden mit Senfgas aus einem darüber fliegenden Flugzeug beschossen.

Zahlreiche Soldaten erlitten durch die Experimente verschiedene Arten chronischer Gesundheitsprobleme, wie Haut-, Augen- und Lungenschäden. Viele von ihnen wurden psychisch krank, bekamen Krebs oder erblindeten nach einiger Zeit.

Andere Menschenversuche

1931 wurde ahnungslosen Patienten durch das Rockefeller Institute for Medical Investigations Krebszellen eingesetzt. 1935 fand der Pellagra-Zwischenfall statt. 1940 infizierte man Häftlinge eines Chicagoer Gefängnisses mit Malaria.

1942 begannen die Senfgas-Experimente, 1943 die Experimente mit biologischen Waffen in Fort Detrick. 1944 testete die US-Marine Gasmasken und Schutzkleidung, indem man Soldaten wie oben beschrieben gegen ihren Willen zu Testzwecken in Gaskammern sperrte.

1945 begann Program F, eine US-Studie über die gesundheitlichen Auswirkungen von Fluorid, durchgeführt von der US Atomic Energy Commission (AEC). 1946 fanden Menschenversuche mit Syphilis in Guatemala statt.

1947 verabreichten Forscher der US Atom Commission Testpersonen intravenös radioaktive Substanzen. 1951 machte die CIA Versuche mit LSD an ahnungslosen Franzosen. Ein längere Liste mit weiteren Menschenversuchen gibt es hier. Auch Biowaffen wurden an der eigenen Bevölkerung getestet, mehr dazu hier.

Briten machten ähnliche Menschenversuche

Auch die Briten machten ähnliche Menschenversuche mit Senfgas. Allerdings bereits in den 1930ern, lange vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs. Hier dienten Soldaten aus dem besetzten Indien als Versuchskaninchen. Etliche Versuchspersonen starben einen qualvollen Tod, einige überlebten schwer verletzt und erlitten wochenlange Höllenqualen.

Laut Dokumenten des National Archive steckten britische Militärwissenschaftler aus der ältesten Forschungsanlage für chemische Waffen der Welt, Porton Down, indische Soldaten zu Versuchszwecken in Gaskammern und vergifteten sie mit Senfgas.

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npr, mintpressnews, naturalnews, dod
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