Israels vergessene Rolle im Bürgerkrieg in Guatemala


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Zwar sind die Ereignisse im Bürgerkrieg in Guatemala gut dokumentiert, doch wird häufig die Rolle Israels übersehen. Israel lieferte während des Höhepunkts der Massenvernichtung an der indigenen Bevölkerung zahlreiche Waffen an die Regierung in Guatemala. Zudem wurden guatemaltekische Soldaten militärisch ausgebildet.

Guatemala Israel
Flaggen Guatemala, Israel, USA, alle gemeinfrei

Israel war wie die Vereinigten Staaten ab den 70er Jahren ein Waffenlieferant Guatemalas. Erste offizielle Waffenlieferungen fanden im Jahr 1974 statt und wurden bis Ende des Bürgerkriegs fortgesetzt. Laut einer Berechnung des Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) kamen 39 Prozent aller Waffenimporte Guatemalas zwischen 1975 und 1979 aus Israel.

Laut einem Bericht der New York Times aus dem Jahr 1983 diente Israel nicht nur als Surrogat für die USA – ähnlich wie in Nicaragua – sondern arbeitete auch gegen die Sowjetunion und versuchte den Waffenhandel auszubauen. Bekannte israelische Waffenlieferungen an Guatemala waren 15.000 Galil-Maschinengewehre (1974-1977), Uzi-Maschinenpistolen, bis zu 1.000 FN MAG-Maschinengewehre, Flugzeuge, Panzerfahrzeuge, Patrouillenboote und große Mengen an Munition.

Zwar sei der Krieg sehr gut dokumentiert. Leider aber wurde die Rolle Israels dabei völlig übersehen, ergab eine Untersuchung von Electronic Intifada (EI). Israel habe den Truppen des Diktators Efraín Ríos Montt nicht nur Waffen, sondern auch militärische Ausbildung zur Verfügung gestellt.



So sagte der Präsident, der als schlimmster Diktator in die Geschichte Guatemalas eingehen sollte, im Jahr 1982 gegenüber einem ABC News-Reporter, dass die Regierungsübernahme so gut geklappt hätte, „weil viele unserer Soldaten von Israelis ausgebildet wurden“. Im Jahr zuvor hatte ein hochrangiger Soldat der guatemaltekischen Armee gesagt, dass „israelische Soldaten Vorbilder für unsere Soldaten“ seien.

Efraín Ríos Montt kam im März 1982 durch einen Putsch an die Macht. Einige Darstellungen weisen auf den wirtschaftlichen Nutzen hin, den Israel mit seinen rund 300 „Beratern“ in Guatemala hatte. Drei aufeinanderfolgende Militärregierungen und drei brutale Kampagnen gegen die Maya-Bevölkerung, die von US-Diplomaten als Guatemalas „Völkermord an den Indianern“ beschrieben wurde, konnten mithilfe israelischer Waffen, Militärausbildungen und Technik durchgeführt werden, schrieb Jane Hunter im Jahr 1987 in ihrem Buch Israel Foreign Policy.

Israel sieht Chance in Guatemala Geld zu verdienen

Israel begann 1974, Waffen an das südamerikanische Land zu verkaufen. Damals wurden bereits 17 Arava-Flugzeuge von Israel Aircraft Industries (IAI) geliefert, die mit Maschinengewehren und Torpedos bewaffnet werden können. Nachdem US-Präsident Jimmy Carter jedoch die militärische Zusammenarbeit mit Guatemala stark beschränkt hatte, sah Israel darin eine Chance Geld zu verdienen.

Der damalige israelische Wirtschaftsminister Yaakov Meridor sagte: „Wir sagen den Amerikanern: Konkurriert nicht mit uns in Taiwan, konkurriert nicht mit uns in Südafrika, konkurriert nicht mit uns in der Karibik oder in anderen Regionen, wo ihr Waffen nicht direkt verkaufen könnt. Lasst es uns tun … Israel wird euer Vermittler sein.“ Israel hatte die militärische Zusammenarbeit mit Südafrika und Taiwan im Jahr 1978 massiv ausgebaut.

Auf dem Höhepunkt der Massenvernichtung von Guatemala in den 1980er Jahren, besonders an den zu den Mayas zuzuordnenden Ixil-Indianern, arbeitete die US-Regierung unter Ronald Reagan eng mit israelischen Beamten zusammen. So seien dem Diktator in Kooperation mit israelischen Agenten zahlreiche Kampfhubschrauber zur Verfügung gestellt worden. Damit habe die Armee ganze Dörfbevölkerungen in die Berge gejagt und zahlreiche Massaker verübt.

Laut der EI-Untersuchung fand bereits seit den 1960er Jahren eine militärische Zusammenarbeit zwischen Israel und Guatemala statt. Doch „während der Zeit, als Ríos Montt an die Macht kam, war Israel zum wichtigsten Anbieter von Waffen, militärischer Ausbildung, Überwachungstechnik und anderer existenzieller Unterstützung im Krieg gegen die Linken in den Städten und die indigenen Ixils auf dem Land in Guatemala aufgestiegen.“

86-jähriger Montt zu 80 Jahren Haft verurteilt

Efraín Ríos Montt war zwar nur rund 1,5 Jahre an der Macht. Doch fielen ungefähr die Hälfte aller verübten Massaker im 36 Jahre dauernden Bürgerkrieg in Guatemala in seine Amtszeit. So kam ein Sechstel der Ixil-Bevölkerung größtenteils während seiner Amtszeit ums Leben. Montt wurde 1983 wegen „Unzurechnungsfähigkeit“ vom Militär abgesetzt.

Erst 2013 wurde der inzwischen 86-Jährige von einem guatemaltekischen Gericht zu 80 Jahren Haft wegen Völkermords verurteilt. Zehn Tage später hob das Verfassungsgericht das Urteil wieder auf. Ein neues Verfahren sollte 2016 beginnen, eine Haftstrafe jedoch von vornherein ausgeschlossen. Montt selbst betrachtete sich stets als Retter der Nation, der Guatemala aus den Klauen der linken Guerilla befreit hat.

Telesur schreibt dazu: „Israels gut dokumentierte Rolle im schmutzigen Krieg von Guatemala, der mehr als 200.000 Tote hervorbrachte, wurde nicht vor ein Gericht gebracht.“ Seit dem von der CIA unterstützten Staatsstreich im Jahr 1954 regierten in Guatemala eine Reihe rechtsgerichteter Diktaturen, die revolutionäre Bewegungen der indigenen Bevölkerung radikal unterdrückten.

Quellenangaben anzeigen
electronicintifada, telesur, consortiumnews, merip, , csmonitor, wikipedia, thirdworldtraveler
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