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11.09.1973: CIA-Putsch in Chile


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Am 11. September 1973 wurde Chiles demokratisch gewählter Präsident Salvador Allende mit Unterstützung des US-Geheimdienstes CIA aus seinem Amt geputscht. 3200 chilenische Demokraten kamen im Zuge anschließender „Säuberungen“ ums Leben, Strippenzieher war US-Außenminister Henry Kissinger. Die westdeutsche Politik unterstützte Chiles blutrünstige Militärjunta, die bis 1990 mit eiserner Faust regierte.

Chile 1973 CIA Putsch Allende Pinochet
Chile 1973 CIA Putsch Allende Pinochet, Bild: Gegenfrage.com, Flagge gemeinfrei

Bereits seit dem Jahr 1963 hatte die CIA verdeckt in Chile operiert und viel Geld ausgegeben, um einen Wahlsieg Allendes zu verhindern. Nachdem die Bemühungen gescheitert waren, ging der Geheimdienst noch aggressiver vor und versuchte Unruhen im Land auszulösen und auf diese Weise die Regierung zu destabilisieren.

Chilenische Medienunternehmen, allen voran die Zeitung El Mercurio, erhielten Millionen Dollar von der CIA, um gegen Allende zu hetzen. Artikel wurden in Zeitungen platziert, neue Medienunternehmen wurden gegründet. Auch Frauen- und Studentenbewegungen wurden unterwandert.

Project FUBELT

Nachdem Richard Nixon im Jahr 1969 neuer US-Präsident wurde, rief die CIA „Project FUBELT“ ins Leben. Project FUBELT (auch bekannt als Track II) war der Codename für geheime CIA-Operationen gegen die Präsidentschaft Allendes und im Falle eines Wahlsiegs die Förderung eines Militärputschs in Chile.



Am 11. September 1998, 25 Jahre nach dem Putsch, wurden einige Dokumente dazu vom National Security Archive freigegeben, laut denen der damalige US-Außenminister Henry Kissinger sich bereits im Jahr 1970 mit CIA-Agenten getroffen haben soll, um den Putsch zu besprechen.

Am 27. Juni 1970 sagte Kissinger: „Ich sehe keinen Grund, warum wir dabei zusehen sollten wie ein Land aufgrund der Verantwortungslosigkeit des eigenen Volkes kommunistisch wird.“ Die Dokumente enthielten auch handschriftliche Anweisungen von Präsident Nixon, „einen Putsch zu unterstützen“. Kissinger befahl der CIA, weiterhin Druck auf sämtliche Schwachstellen Allendes auszuüben.

So sollte auch eine Wirtschaftskrise in Chile ausgelöst werden. Zahlreiche Streiks und Demonstrationen gegen die Regierung waren vor allem ab 1973 die Folge. Fuhrunternehmer, Spediteure und Minenarbeiter legten ihre Arbeit nieder.

Dies war jedoch nicht unmittelbar die Folge der Unzufriedenheit von Arbeitern, sondern bedingt durch Streikgelder, die höher waren als die Löhne. Finanziert wurde dies aus den USA. Durch die lange Dauer der Streiks herrschte Benzinmangel, öffentliche Verkehrsmittel waren stillgelegt, die Industrie konnte nicht mehr produzieren.

Ein erster Putschversuch wurde am 29. Juni durchgeführt, scheiterte jedoch. Außerdem stattete die CIA eine rechtsextreme Gruppe mit Maschinengewehren und Tränengasgranaten aus, um den chilenischen Generalstabschef René Schneider zu ermorden, was glückte.

Der Putsch

Am Morgen des 11. Septembers begann der Putsch der Streitkräfte. Der Bundesnachrichtendienst hatte zuvor von der CIA davon erfahren, ein DDR-Spion gab die Informationen an ostdeutsche Behörden weiter, welche die Regierung Allende vor den bevorstehenden Ereignissen warnte, doch war es bereits zu spät.

Allende versuchte den Oberbefehlshaber Pinochet zu kontaktieren, doch erhielt keine Reaktion. Selbst der Verteidigungsminister Chiles war bereits von den Putschisten verhaftet worden. Um 8 Uhr verlasen die Putschisten eine Erklärung, in der sie sich selbst als Militärregierung bezeichneten.

Allende wurde angeboten, mit seiner Familie das Land zu verlassen, was er jedoch ablehnte. Daraufhin drohten die Putschisten mit der Bombardierung des Präsidentenpalastes La Moneda ab 11 Uhr. Allende evakuierte das Gebäude, blieb jedoch selbst mit einigen Getreuen dort.

Er hielt in einem der letzten verbleibenden Radiostationen eine letzte Rede an das Volk, in der er angab, für seine Treue mit dem Leben zu bezahlen und bedankte sich bei den Arbeitern, die in der Mehrheit weiterhin hinter ihm standen, für ihre Treue.

Um die Mittagszeit erfolgten die Luftangriffe auf den Präsidentenpalast. Zwei Stunden später stürmten Putschsoldaten den Palast, worauf Allende die Kapitulation anordnete. Er befand sich im Saal der Unabhängigkeit und beging dort Selbstmord.

Dies wurde von Augenzeugen und Gerichtsmedizinern mehrfach bestätigt, dennoch wurde von Allende-Anhängern immer wieder hartnäckig behauptet, dass die Putschisten ihn erschossen hätten. Die letzte Exhumierung Allendes wurde am 23. Mai 2011 durchgeführt.

Nach dem Putsch

Nach dem Putsch übernahm eine USA-freundliche Militärdiktatur unter dem Kommando von Augusto Pinochet die Führung. Es erfolgte eine Bücherverbrennung, das Nationalstadion wurde zu einem Folterlager mit Tausenden Insassen umfunktioniert. Bis 1978 galt der Belagerungszustand, ca. 3200 Regimekritiker wurden ermordet.

Nahe stehende Anhänger Allendes wurden bestialisch gefoltert, umgebracht und in Massengräbern verscharrt. Man trieb ihnen Holzspieße unter die Fingernägel, hängte sie an den Handgelenken mit Gitarrensaiten auf, riss ihnen die Zähne aus, verbrannte die bei lebendigem Leibe, führte Frauen lebende Ratten in die Vagina ein.

Reaktionen der deutschen Politik und Presse

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Heinrich Gewandt, Experte für Probleme der Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern, sicherte der Militärjunta nur wenige Tage nach dem Putsch seine Zusammenarbeit zu.

Der CSU-Kanzlerkandidat Franz-Josef Strauss schrieb im Bayernkurier: „Angesichts des Chaos, das in Chile geherrscht hat, erhält das Wort Ordnung für die Chilenen plötzlich wieder einen süßen Klang.“ CDU-Generalsekretär Bruno Heck: „Soweit wir Einblick bekommen haben, bemüht sich die Militärregierung in optimalem Umfang um die Gefangenen.“

Über die Situation im Stadionlager sagte Heck gegenüber der Süddeutschen Zeitung am 18. Oktober 1973: „Das Leben im Stadion ist bei sonnigem Wetter recht angenehm.“ Bemerkenswert war auch die Reaktion der westdeutschen Medien.

Die Welt schrieb am 29. September 1973: „Jetzt geht es wieder aufwärts.“ Die Neue Westfälische Zeitung frohlockte: „Putsch in Chile ist für Banken positiv – in Südamerika kann wieder investiert werden.“ Die FAZ schrieb: „Chile – jetzt investieren.“

Pinochet regiert bis 1990

Erst 1987 wurden Parteien wieder zugelassen. Pinochet regierte das Land mit seiner blutrünstigen Junta bis 1990. Bis heute erinnern Gedenkfeiern an den Putsch. Frankreich verweigerte ihm während einer Europareise im Jahr 1998 die Einreise, in London wurde er schließlich festgesetzt.

Im März 2000 wurde er aus dem Hausarrest entlassen und kehrte als freier Mann nach Chile zurück. Ohne jemals für seine Verbrechen verurteilt worden zu sein starb er im Jahr 2006. Auch Henry Kissinger musste sich bis heute nicht für seine Beteiligung an dem blutigen Umsturz verantworten.

Quellenangaben anzeigen
wikipedia, nsarchive, , amerika21, emmemm
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