Vor der Erfindung der Elektrizität schliefen die Menschen zwei Mal pro Tag, da die Nächte bis zu 17 Stunden dauerten.
Vor dem 20. Jahrhundert schliefen die Menschen nicht immer in einem Stück, sondern sie wachten mitten in der Nacht auf, erledigten einige Dinge, und schliefen danach weiter. Gelehrte nutzten die Zeit zum Lesen und Schreiben, während Paare die nächtliche Pause etwa mit Sex verbrachten.
Der zweiteilige Schlafrhythmus war zu einer Zeit Gang und Gäbe, bevor die Elektrizität erfunden wurde. Dies bedeutete unterm Strich, dass es dunkel war, sobald die Sonne unterging – auch Zuhause. In langen Wintermonaten bedeutete dies 15 bis 17 Stunden Dunkelheit pro Nacht.
Sicher gab es Kerzen, doch diese schafften nur begrenzt Abhilfe. Der Historiker Craig Koslofsky schreibt in seinem Buch „Evening’s Empire“, dass selbst die Reichen, die sich Kerzen leisten konnten, bessere Dinge mit ihrem Geld zu tun hatten, als Unmengen Kerzen zu kaufen.
Es gab außerdem keinerlei sozialen oder prestigeträchtigen Anlass, Nachts wach zu bleiben. Also unterbrach man die langen Nächte für ein paar Stunden, erledigte einige Dinge, und schlief weiter.
Ich will das zwar nicht in Zweifel ziehen, melde jedoch Bedenken an.
Die Bevölkerung war früher deutlich mehr in der Landwirtschaft tätig wie heute und musste im Regelfall mit dem ersten Hahnenschrei aufstehen und arbeitete dann bis zur Dämmerung. Wann ist im Sommer der erste Hahnenschrei? Ich würde sagen, so gegen 6.00 Uhr, vielleicht auch früher. Kerzen und Petroleumlampen waren mit Sicherheit keine Luxusware, auch die Zündhölzer zum anzünden nicht.
Aber die Menschen hatten früher, zumindest im Raum Franken (das kann in den Schlössern heute besichtigt werden) große Angst sich beim Schlafen flach hinzulegen.
Weil dieses angeblich die Gefahr des Todes oder Nichtaufwachens erhöhe. Deshalb schliefen die Menschen, auch in den Schlössern, halb sitzend.
Ob dies auch auf andere Landstriche zutraf, ist mir nicht bekannt.
Wenn Kerzen auch für die Reichen zu teuer waren, wie haben dann die Gelehrten in der dunklen Jahreszeit gelesen und geschrieben?
Schaut man in die Historie der Menschheit zurück, entdeckt man, dass man mal nur einen Tag in der Woche arbeitete.
Am Samstag bereitete man sich auf den Sonnentag vor. Heißt heute nur noch Sonntag.
Am Montag war Ruhetag, weil da das Indigo in den Farbkesseln ruhen musste. Bekannt als Blauer Montag.
Am Dienstag wurde kraftvoll und fleißig gearbeitet.
Am Mittwoch feierte man die Mitte der Woche.
Am Donnerstag huldigte man den Göttern und Heiligen. ZB. Gründonnerstag = letztes Abendmahl für Jesus, u.a,
Am Freitag war frei, wie es der Name schon sagt.
Tja, und die Menschen kamen damit zurecht, denn sie wussten, welch großer Reichtum und Gewinn in der Genügsamkeit und Dankbarkeit liegt.
Heute malochen sie sich die Seele aus dem Hals, um sich Dinge zu kaufen, die sie eigentlich gar nicht alle brauchen, und um damit Leuten zu imponieren, die sie gar nicht mögen oder kennen.
Hallo Bürgender,
Ich glaube nicht, dass das Hervorholen älterer Beiträge der aktuellen Problematik in Deutschland oder Europa entspricht.
Ich hatte doch schon vor fast genau einem Jahr dazu geschrieben. Und zwar, dass die Menschen früher (also vor dem 19. Jahrhundert) aus Angst vor dem Tode halb sitzend schliefen.
Wer das nicht glaubt, dem Empfehle ich einen Besuch mit Führung im Schloss Veitshöchheim.
Hallo Kuno, tatsächlich das habe ich dazu gefunden.
Der Grund dafür war, dass viele Menschen im Mittelalter an Lungenkrankheiten litten, ausgelöst durch den ständigen Rauch der verschiedensten Feuer zum Heizen, kochen in der Küche oder beim Arbeiten und durch Staub, Kälte und Zugluft. Im Sitzen ist es der Atemmuskulatur besser möglich, die Atemarbeit zu unterstützen und so fiel es leichter, im Sitzen zu schlafen und so besser Luft holen zu können. Die Menschen entwickelten eine gewisse Angst davor, sich in Betten zu legen und dann am nächsten Morgen nicht mehr aufzuwachen. Wir kennen auch heute noch die Redewendung: „Im Bett sterbet d‘ Leut.“
Es entstand auch der Aberglaube, wer im Sitzen schliefe, könne so dem Tod entgehen. Daher gingen weite Teile der Bevölkerung dazu über, sitzend in ihren Betten zu schlafen. Und das ging bei der ländlichen Bevölkerung so bis ins 19. Jahrhundert und änderte sich erst, als Herde und Öfen mit Anschluss an ein Kamin aufkamen und so die Wohnräume „rauchfrei“ wurden. Dann wurde wieder im Liegen geschlafen, was längere Betten erforderlich machte.
https://heimatverein-winterbach.de/2020/06/15/warum-hatten-die-menschen-fruher-so-kurze-betten/
Viele Grüße
Helmut
Hallo Helmut,
Ja danke. Aber Du kennst meine Aversion gegen Verlinkungen. Zur Not geht das zwar auch, aber das Original ist mir immer lieber.
Ich war vor etlichen Jahren im Schloss von Veitshöchheim
(Nähe Würzburg) und da fielen mir die extrem kurzen Betten auf. Ich hielt es für Kinderbetten. Die Antwort der Führerin war dann genau die, wie von mir oben beschrieben und von Dir ergänzt. Wobei der Rauch des Feuers früher nicht negativ bewertet wurde; man benutzte ja auch Bleimischungen in der Kosmetik.
Hallo Kuno,
heute finden wir die Schwarzwaldhäuser alle sehr schön und romantisch.
Aber früher hauste dort die ganze Sippe in einem großen Zimmer, in dessen Mitte ein offenes Feuer war.
Der Rauch stieg dann nach oben und durchräucherte die dort gelagerten Futtermittel für das Vieh, und tötete dadurch auch Parasiten ab. Das Vieh stand im Winter hinter einer halbhohen Trennwand praktisch mit im selben Raum.
Viele Grüße aus Andalusien
Helmut