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24.03.1999: NATO-Krieg gegen Jugoslawien


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Am 24. März 1999 begannen die fast drei Monate dauernden, illegalen NATO-Bombardierungen auf Jugoslawien. Tausende Zivilisten kamen ums Leben, zehntausende Wohnhäuser und viele historische Bauwerke wurden zerstört. Auch Uranmunition und Streubomben kamen zum Einsatz.

NATO Jugoslawien 1999
NATO Jugoslawien 1999, Bild: Gegenfrage.com, Flaggen gemeinfrei

„Erinnern Sie sich daran, warum die NATO im Frühjahr 1999 78 Tage lang Jugoslawien bombardierte? Es gab diese ethnische Säuberung. Die Grausamkeiten. Die Flüchtlinge aus dem Kosovo, die von der serbischen Armee gejagt wurden. Die Massengräber. Die Leichenhaufen, die in Bottiche mit Schwefelsäure bei den Trepca-Minen geworfen wurden. NATO-Sprecher Jamie Shea sagte damals, dass 100.000 muslimische Kosovo-Albaner vermisst werden. Das Problem ist, nichts davon passierte“, heißt es in einer Dokumentation von Facts And Truth, was ist dran?

Ab 1998 fanden in Serbien Kämpfe zwischen nationalen Sicherheitsbehörden und der kosovarischen Befreiungsarmee UÇK statt, welche sich gewaltsam für eine Abspaltung des Kosovo von Serbien einsetzte.



Bill und Hillary Clinton wollten Krieg

Im Jahr 1999 gab die damalige First Lady Hillary Clinton zu, dass sie Bill aus Afrika angerufen hatte. „Ich drängte ihn, [Jugoslawien] zu bombardieren“, trotz der Tatsache, dass das Land keinerlei Bedrohung für die USA darstellte. Enthüllte Dokumente zeigen auf 2.346 Seiten, wie schwierig es für Bill Clinton die gesamte Zeit über war, verbündete Staaten von einem Militäreinsatz zu überzeugen.

Der Balkan-Konflikt war äußerst komplex, da es territoriale Streitigkeiten gab und auch viele verschiedene ethnische Gruppen daran beteiligt waren. Clinton hatte 1995 argumentiert, dass sich Bosnien „im Herzen Europas“ befände und sich der Krieg darum auf den Rest des Kontinents ausbreiten könne.

Die damalige US-Intervention in Bosnien führte zum „Dayton Accord“, einer Vereinbarung, die Frieden schaffen sollte. Der Staat Bosnien-Herzegowina wurde in die bosnisch-kroatisch-islamische Föderation von Bosnien-Herzegowina und in die serbische, hauptsächlich christliche Republika Srpska aufgeteilt.

Vier Jahre später, 1999, beschloss Präsident Clinton, einen zweiten Krieg gegen Jugoslawien unter dem Vorwand zu beginnen, die „ethnischen Säuberungen“ und den „Genozid“ an den Albanern in der serbischen Provinz Kosovo zu stoppen. Laut den Vereinten Nationen gab es jedoch keine echten Hinweise auf einen Genozid.

US-Präsident Clinton unterstützte die UÇK, die bereits 1998 zur terroristischen Organisation erklärt worden war. Vertreter der Organisation reisten sogar in die USA, um an Trainingsprogrammen teilzunehmen.

US-Außenministerin Madeleine Albright sagte im Vorfeld der Bombenangriffe auf Serbien: „Sie brauchen ein paar Bombardierungen, und die diese werden sie bekommen.“ Mit Beginn und während der NATO-Bombardierungen gingen in Serbien und der ganzen Welt tausende Demonstranten auf die Straßen von Belgrad.

NATO greift Jugoslawien an

Obwohl kein einziges NATO-Land bedroht wurde, mischte sich die NATO im März 1999 in die Auseinandersetzung ein. Am 24. März 1999 begann die NATO die 78 Tage dauernde Bombardierung Jugoslawiens. Unter dem Codename „Operation Allied Force“ handelte es sich bis dahin um den größten Angriff, der jemals von der Allianz durchgeführt wurde.

Am Abend des 24.03.1999 erklärte der deutsche Bundeskanzler Schröder in einer Ansprache, dass man in Jugoslawien „militärische Ziele“ angreife, „systematische Verletzungen der Menschenrechte unterbinden und eine humanitäre Katastrophe im Kosovo verhindern“ wird.

Die Ansprache umfasste 485 Wörter, acht Mal wurde das Wort „Frieden“ oder „friedlich“ in Zusammenhang mit dem Krieg benutzt. Schröder sagte auch: „Wir führen keinen Krieg, aber wir sind aufgerufen, eine friedliche Lösung im Kosovo auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen.“

Krieg verstößt gegen das Völkerrecht

Schröder gab später in einer Talk-Runde zu, dass der Krieg gegen Jugoslawien völkerrechtswidrig war. Bemerkenswert ist auch das Verhalten des Moderators und ZEIT-Herausgebers Josef Joffe im Video. Joffe zählt zu den am stärksten mit Eliten vernetzten deutschen Journalisten und nahm bereits an den Bilderberger-Treffen teil.

Eine Zustimmung des UN-Sicherheitsrats lag nicht vor. Das Völkerrecht schreibt dies vor, aus diesem Grund handelte es sich beim Krieg gegen Jugoslawien um einen illegalen, völkerrechtswidrigen Angriffskrieg. Sprecher der NATO bezeichneten den Einsatz, bei dem hunderte Zivilisten ums Leben kamen, als humanitären Einsatz bzw. auch als Präventivkrieg.

Dabei handelte es sich um Schlagwörter, die in den darauffolgenden Jahren auch in anderen Teilen der Welt bei Militäreinsätzen genutzt werden sollten. 19 NATO-Mitgliedstaaten nahmen am Militäreinsatz gegen die Bundesrepublik Jugoslawien (Serbien und Montenegro) teil, der bis zum 10. Juni 1999 andauern sollte.

Opferzahlen und Bombenlast

2.300 Raketen wurden auf 990 Ziele abgefeuert und 14.000 Bomben wurden über jugoslawischen Städten abgeworfen. Über 1.000 Kampfflugzeuge wurden entsandt, die meisten davon von den Vereinigten Staaten. Dabei kam auch international geächtete Munition zu Einsatz, darunter Streubomben, die bis heute eine enorme Gefahr für die Menschen darstellen, sowie Uranmunition (weitere Infos dazu hier und hier).

Insgesamt 2.000 bis 3.500 Zivilisten wurden getötet, darunter mindestens 88 Kinder, tausende Bürger wurden verletzt. Mehr als 200.000 Serben flüchteten aus dem Kosovo. Durch die NATO-Luftangriffe entstanden auch einige „Kollateralschäden“: Über 300 Schulen wurden zerstört, einige Bibliotheken und mehr als 20 Krankenhäuser.

Mindestens 40.000 Wohnhäuser wurden entweder komplett pulverisiert oder schwer beschädigt, rund 90 historische und architektonische Denkmäler wurden zerstört. Abgesehen von humanitären Verlusten durch die NATO-Angriffe wird der entstandene Sachschaden auf insgesamt 120 Milliarden US-Dollar geschätzt.

Laut dem Belgrader Historiker Milovan Drecun waren die Luftangriffe gegen Jugoslawiens Zivilbevölkerung militärisch sinnlos und zielten lediglich darauf ab, den Willen der Bevölkerung zu brechen. So wurden etwa im Kosovo durch NATO-Kampfjets nur sieben jugoslawische Panzer zerstört, dafür 370 Industrieanlagen.

In Serbien und Montenegro wurden Betriebe, Krankenhäuser, Personenzüge, Brücken und Kirchen bombardiert, so der Historiker. Am meisten hätten Kinder und Jugendliche unter den Angriffen gelitten, körperlich wie seelisch. Auch Wasser, Luft und Wälder seien durch die Bombardements verseucht worden.

„Ausländische Berater“ in Belgrad

Die Neue Kommunistische Partei Jugoslawiens (NKPJ) schrieb zum 15. Jahrestag der NATO-Angriffe in einer Erklärung, dass die Hauptziele der „NATO-Aggression die Besetzung der südserbischen Provinzen Kosovo und Metohija“ gewesen seien, sowie der von Washington und Brüssel inszenierte Putsch am 05. Oktober 2000, wodurch der jugoslawische Präsident Slobodan Milosevic sein Amt verlor.

Seit dem Putsch sitzen „ausländische Berater“ in Serbiens Regierung, Armee und Geheimdienst, Serbien sei seither ein besetztes Land und nicht mehr souverän, sagte der serbische Politiker und Milosevics Ex-Berater Vladimir Krsljanin im Jahr 2010 in einem Interview. Der Putsch unter dem Deckmantel von Freiheit und Demokratie sei „die Mutter aller nachfolgenden Farbrevolutionen“ gewesen.

Schwere Verbrechen wurden Serben wie auch Kosovo-Albanern angelastet: Quellen aus dem Kosovo berichteten von bis zu 12.000 Männern, Frauen und Kindern, die zwischen 1998 und Juni 1999 von serbischen Sicherheitskräften ermordet wurden. 800.000 Menschen sollen gewaltsam vertrieben worden oder aus Angst geflohen sein.

Auch Massenvergewaltigungen und „extreme Entmenschlichung“ wird den Serben vorgeworfen. Die UÇK soll hingegen serbische Mädchen verschleppt und in Zwangsbordellen beschäftigt und massenhaft vergewaltigt haben, kosovarischen Politikern wurde damals (bis heute) Organraub vorgeworfen.

Ende des Kriegs

Das Ende des Krieges bedeutete nicht das Ende der Beteiligung der Clinton-Regierung in der Region. Als Außenministerin sagte Hillary Clinton, der Kosovo stelle eine persönliche Angelegenheit für sie dar. „Für mich, meine Familie und meine amerikanischen Landsleute ist das mehr als eine außenpolitische Frage, es ist persönlich“, sagte sie.

Hillary traf den Präsidenten der Republik Kosovo, Hashim Thaci, mehrmals. Thaci, der vom Europarat als „gefährlich“ eingestuft wurde und als Anführer organisierter Verbrecherbanden bekannt war, wurde von der UN-Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofes Carla Del Ponte aufgrund der Beteiligung an Attentaten, Drogenschmuggel, Organhandel und Entführungen angeklagt.

Dennoch blieb er die mächtigste politische Figur im Kosovo und erhielt die volle Unterstützung der Familie Clinton. Aus Sicht vieler Kosovo-Albaner galten die Clintons als Heilsbringer. Aus Sicht der Serben entfachten sie einen illegalen Krieg und unterstützten eine Terrororganisation, die serbische Zivilisten abschlachtete.

Little Guantanamo

Viele Beobachter werfen den USA vor, mit der Intervention lediglich eine permanente Militärpräsenz in Südosteuropa angestrebt zu haben. Im August 1999, nur zwei Monate nach Ende des Krieges, bauten die USA im Kosovo die größte US-Militärbasis in Europa, Camp Bondsteel, auch bekannt als „Little Guantanamo“.

Unter der alten serbischen Regierung sei ein solches Projekt politisch „zu unsicher“ gewesen, weshalb der Jugoslawien-Krieg eine „willkommene Gelegenheit“ war, „um den militärischen Einfluss in der Region auszubauen“, sagte Rick Rozoff, Kopf der Organisation Stop-NATO während eines Interviews im Jahr 2013.

Serbiens Ministerpräsident Aleksandar Vucic sagte am 25.03.2016 während einer Gedenkfeier für die Opfer des Krieges, sein Land werde den NATO-Überfall „vielleicht verzeihen, aber niemals vergessen.“ Es habe sich dabei um eine „sinnlose und unnötige Aggression von 19 mächtigen Ländern gegen Serbien“ gehandelt, „eine Schlacht, die alles zerstört aber nichts gelöst“ habe.

Vucic traf diese Aussagen in der Stadt Varvarin, wo zahlreiche Zivilisten bei einem Luftangriff ums Leben kamen. Am 17. Februar 2008 erklärte das Parlament des Kosovo gegen den Willen der serbischen Regierung die Unabhängigkeit der Republik Kosovo.

Die USA stützen das Kosovo bis heute finanziell und betreiben dort die größte europäische US-Militärbasis, Camp Bondsteel, die auch als “Little Guantanamo” bekannt ist.

Quellenangaben anzeigen
inserbia, rt, wikipedia, glasnost, , history, nnn, inserbia, ruvr, nkpj, globalresearch, workers, telesur,
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