Von "faulen Griechen" und "dummen Deutschen"


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Während wütende Demonstranten in Athen Steine und Molotowcocktails werfen und sich gegen alles stellen, was irgendwie nach internationaler Bevormundung aussieht, bleibt Merkel hart: Die Bundesregierung werde keine Änderungen am Sparprogramm der Griechen akzeptieren. Doch welche Ziele verfolgt die Bundesregierung überhaupt damit? Die Europäische Union als einstiges „Friedensprojekt“ hatte man sich wohl irgendwie anders vorgestellt. Oder läuft letztendlich doch alles nach Plan?

Während tausende Demonstranten Athen und andere griechische Städte verwüsteten, hat die neue, beim Volk verhasste Koalitionsregierung (die offenbar nicht mal mehr von der Polizei unterstützt wird, siehe hier) weiteren harten Sparmaßnahmen zugestimmt: bis 2015 sollen etwa im öffentlichen Dienst 150’000 Stellen abgebaut und der Mindestlohn um weitere 20% gekürzt werden.

Die Finanzminister der Eurozone sagten, dass man konkrete Aktionen sehen wolle, bevor das zweite Rettungspaket in Höhe von 130 Milliarden Euro verabschiedet werde. So betonte beispielsweise Schäuble gestern Abend auf Phoenix, dass man im Falle Griechenlands nicht zwingend den Weg der klassischen Demokratie gehen müsse. Die Bundesregierung wolle Griechenland dabei helfen, „wieder wettbewerbsfähig zu werden“.

„Eine Veränderung des Programms kann und wird es nicht geben“, sagte Merkel laut einem Bericht der griechischen Finanzzeitung Capital. Doch ist wirklich möglich bzw. nötig, das griechische Volk noch mehr zu beschneiden und auszupressen? Für was überhaupt? Wozu brauchen 11 Millionen Menschen so viel Geld? Für sich selbst wohl kaum, schließlich handelt es sich beim „zweiten Rettungspaket“ um stolze 12’000 Euro pro Grieche (oder auch 48’000 Euro je vierköpfige Familie). Und es werden schon wieder Stimmen laut, dass es sogar 145 Milliarden Euro oder noch mehr werden sollen.



Während man sich an zahlreichen deutschen Stammtischen und in Internetforen über „faule Griechen“ und „das Fass ohne Boden“ beschwert, gibt es natürlich auch eine griechische Version der Geschichte. So schreibt der Blog Eamb Ydrohoos aus Athen in einem reißerischen Artikel:

Der DUMME der „Familie“ hat den Mist gebaut. Die Deutschen sind finanziert worden, um einem im Voraus verlorenen Krieg zu führen, welcher Deutschland den Geldverleihern und Europa dem transatlantischen „Verbündeten “ ausliefern würde. Dieser Vorgang ist unerhört in der Geschichte Europas und das haben die Deutschen zustande gebracht. Die Deutschen waren diejenigen, die als erste die Tore Europas für Nicht-Europäer geöffnet haben. Sie haben sich von Fremden Geld geliehen, um einen „Bruder-Krieg“ zu führen und sie hatten keine Ahnung davon, wem der Krieg letztendlich nutzen würde. Die Ergebnisse davon sind allgemein bekannt. Die Amerikaner haben Deutschland erobert und Europa unter ihre Vormundschaft gestellt.

… und weiter:

Das unterworfene, korrumpierende, durch Subventionen wettbewerbsfähige und äußerst anti-europäische Deutschland mimt die konkurrenzlose europäische Macht, welche für die europäische Einheit und gegen die Korruption kämpft. Deutschland, das die Einheit für seine eigenen nationalen Interessen genutzt hat, verlangt heute von den Anderen, dass sie im Namen der EU, ihre eigene Interessen aufgeben. Das Deutschland, das jeden korrumpiert, der ihren Weg kreuzt, bedroht heute die „Korrupten“.

Die natürliche Reaktion des deutschen Lesers ist Abblocken, in Verteidigungshaltung gehen. „Wir geben euch unser Steuergeld und ihr seid undankbar“. Aber hat der Blogger vielleicht teilweise sogar Recht? Aus griechischer Perspektive mit Sicherheit, stellen deutsche Politiker doch offensichtlich die Souveränität des griechischen Volkes öffentlich in Frage. Repräsentiert die Bundesregierung mit ihren Repressalien am griechischen Volk überhaupt noch die Interessen der deutschen Bürger? Gefährdet unsere Regierung in unserem Namen den Frieden in Europa?

In den vergangenen drei Jahren ist die griechische Wirtschaft um sage und schreibe 16% geschrumpft, wie der britische Guardian berichtet. Für 2012 wird eine weitere Schrumpfung um 5% erwartet. Vergangenen Dezember sei die Industrieproduktion laut einem Bericht des Telegraph sogar um 15,5% zum Vorjahresmonat eingebrochen. Die Arbeitslosigkeit sprang von Oktober bis November 2011 von 18,2% auf 20,9%! Die Griechen bezahlen bereits heute die höchsten Steuern in Europa. Die schrieb, dass griechische Einkommen seit 2010 um 40% geschrumpft sind. Gleichzeitig stieg die Selbstmordrate um 40% in einem Zeitraum von nur einem Jahr an.

Sollte man hier nicht langsam einen Schlussstrich ziehen? Was hat das alles überhaupt noch mit freier Wirtschaft zu tun, in der ein Bankrott etwas völlig Normales sein sollte? Vielleicht wollen die Griechen gar nicht „wettbewerbsfähiger“ werden? Ist das womöglich eine genau kalkulierte Aktion der USA, den Euro zu zerstören und Europas Einheit zu schwächen, um die Vormachtstellung der USA zu wahren und den Dollar als Weltwährung zu stärken? Glaubt überhaupt noch jemand an ein stabiles Europa in dieser Form?

Die US-Großbank (und bekanntermaßen US-Schattenregierung) Goldman Sachs hat Griechenland mit „Finanzschummeleien“ zum Eurobeitritt verholfen, ein „Fehler“, den die Großbank im Nachhinein öffentlich einräumte. Nanu! Ist tatsächlich etwas an den Ausführungen von Eamb Ydrohoos dran? Ist die ganze Eurokrise ein Werk der US-Regierenden, früher mit „Finanzschummeleien“ für Griechenland und heute mit einer deutschen Europa-Diktatur?

International baut sich ein beängstigender Hass gegen Deutsche auf, der alle Alarmglocken schrillen lassen sollte. So sagte Europapolitiker Nigel Farage, dass das EU-Projekt den europäischen Frieden gefährde. In britischen Zeitungen ist immer wieder vom Aufstieg des „Vierten Reichs“ und einem „erneuten deutschen Versuch der Unterwerfung Europas“ die Rede. Weltbank-Chef Robert Zoellick warnte kürzlich vor einer aufkeimenden antideutschen Stimmung in Europa und Max Keiser bezeichnete das zweite Sparpaket als „finanziellen Holocaust“ (s. Video unten). Keiser hat doch irgendwie Recht: Nachdem das Sparpaket angekündigt wurde, schnellte an der Börse Athen der ASE-Index um mehr als fünf Prozent nach oben. Bankwerte führen das Kursfeuerwerk an (National Bank of Greece +8%).

Griechische Familienväter wollen genau wie deutsche oder britische Familienväter ihre Familien ernähren und fürs Alter vorsorgen. Mehr ist es in der Regel nicht. Man verfolgt also grundsätzlich in jedem Land Europas und der Welt das gleiche Ziel. Beschneidet die griechische Regierung dank Druck aus Deutschland also ihr Volk in so hohem Maße (wie viele Deutsche könnten sich Einkommenseinbußen von 40% leisten?), sind die griechischen Reaktionen nur verständlich. Die Aufgabe der Bundesregierung ist es nun, für Frieden zwischen den Völkern zu sorgen, nicht für noch mehr Hass.

Griechenland sollte endlich seinen Bankrott erklären. Und Banker sollten persönlich für ihre Missetaten haftbar gemacht werden (man könnte auch das Volk demokratisch über die angebrachte Strafe abstimmen lassen). Die Völker müssen sich zusammenraufen gegen die Banken und gegen das wertlose und auf Schulden und Zinsen basierende Ponzi-Finanzsystem, denn dort sitzt das wahre Übel. Nicht im „faulen Griechen“ oder im „dummen Deutschen“.

httpv://www.youtube.com/watch?v=coalJcqFpQE

12 Comments

  1. Europa verursacht in Griechenland derzeit ähnliches wie die von den Alliierten auferlegten Reparationszahlungen an Deutschland. Was darauf folgte, wissen wir ja alle. Auch Griechenland wird eine radikale Richtung einschlagen, wenn sich nicht bald etwas ändert. Es ist an der Zeit, dieses faschistische Euro-System zu beenden…!

  2. Werbelink:



  3. der vergleich mit der zwischenkriegszeit passt! wenn man derzeit nach griechenland blickt, wird die berühmte aussage von adolf h. „wenn das internationale finanzjudentum die völker erneut in einen weltkrieg stürzen sollte“ plötzlich in ein ganz anderes licht gerückt 🙂

    ……. und die finanz-bestien werden es wieder schaffen!!!!!!!!

  4. @Blog – start-trading
    Die neue griechische Regierung SIND de facto die Gläubiger! Loukas Papadimos war sein Leben lang Zentralbanker und nie in der Politik! Und plötzlich wird der Präsident? Da lachen doch die Hühner!! Das selbe sieht man in Griechenland! Wir erleben hier einen ANGRIFFSKRIEG der Banken auf die Bürger!

  5. Niemand hat die Griechen in die EU gezwungen. Niemand hat die Griechen gezwungen ihre jetzige Regierung zu wählen die sie ausnimmt wie eine Weihnachtsganz. Niemand hat die Griechen gezwungen deutsche Autos auf Kredit zu kaufen, oder mehr Häuser zu bauen als Einwohner.
    Gab es Proteste der Griechen als sie in die EU eintraten? Gab es Proteste als Milliarden Agrarsubventionen an die Griechen flossen? NEIN.
    Die Griechen sind meiner Ansicht nach selber schuld. Genauso wie die Deutschen, die Franzosen, Italiener etc.

  6. „Ist das womöglich eine genau kalkulierte Aktion der USA, den Euro zu zerstören und Europas Einheit zu schwächen, um die Vormachtstellung der USA zu wahren und den Dollar als Weltwährung zu stärken? Glaubt überhaupt noch jemand an ein stabiles Europa in dieser Form?“

    –> das trifft den Nagel meiner Meinung nach perfekt auf den Kopf. Außer Euro und Dollar gibt es keine „große“, „internationale“ Währung. Würden also die Amerikaner dafür sorgen (die Möglichkeiten sind vorhanden durch die noch andauernde Besetzung Deutschlands (welche Deutschland selbst bezahlen muss – haha)), dass der Euro über die Wupper geht, was genau passiert dann?
    Es ist davon auszugehen, dass mit dem Tod des Euro auch eine zusätzliche Schwächung der Währungen in Ostasien und Russland erfolgen würde (Exportländer), und somit der Dollar als die einzige „halbwegs-stabile“ Währung verbleiben würde, was eine Kapitalflucht in den Dollar zur Folge hätte – ergo die USA wären in der Lage sich wieder unangefochten und unerreichbar als Nummer 1 der Welt zu bewegen.

  7. @sotero

    Das ist wohl zutreffend. Bereits im vorigen Jahr hatte Prof. Otte von einem Wirtschafts-bzw. Währungskrieg gesprochen. Bezeichnenderweise reden unsere
    Politkasper immer große Worte, handeln am Ende jedoch stets, wie es die USA wünschen. Sie selber haben die Finanzoligarchie und die Ratingagenturen mächtig gemacht.Warum wohl?
    Europa ist ein Protektorat der USA und wird von diesen auch so behandelt.

    mit freundlichen Grüßen

  8. Wintertrauer

    Es soll ein Aderlass sein,
    die Natur sich reinigen,
    eine Flocke bricht alles ein,
    Politiker sollte man steinigen.

    Winter regelmäßig folgt,
    kündigt der Herbst an,
    Dienste schwerfällig rollt,
    haben wir den Schaden dann.

    Als Leichentuch bedichtet,
    zum Freudentuch erkannt,
    Unrat Schnee beschichtet,
    Deutschland kaltes Vaterland.

    Werfe ich den Schneeball,
    schaue zweimal hin,
    Umweltgifte überall,
    oder Hundehaufen drin.

    Schlitten, Freude ausverkauft,
    Waffen haben den Vorrang,
    Kufen, Hass als Gewehrlauf,
    Kinderweinen zum Dank.

    Winter, Energie wird teurer,
    einig Europa um jeden Preis,
    Merkel Machttrunkend am Steuer,
    manche Hausfrau es besser weiß.

    Kälte aus manchen Herzen spricht,
    für Wärme, Miete kaum noch reicht,
    Sinn zum Steuer zahlen bricht,
    sich der Widerstand einschleicht.

    Milliarden für den Widersinn,
    Europa zittert nicht nur vor Kälte,
    für die Gemeinschaft kein Gewinn,
    Griechenland brennend erhellte.

    Erfrierungstote in Europa,
    Bellevue geheißt, trügerischer Glanz,
    trotz Menschrechte liegt er tot da,
    Europa, auf zum letzten Tanz.
    Frank Poschau
    14.02.12
    http://www.frank-poschau.jimdo.com

  9. Dank an Herrn Sarrazin
    Herr Sarrazin hat mal wieder recht und das in jeder seiner Ausführungen.
    Es ist nicht zu begreifen, dass ein Politiker wie Herr Steinbrück, der sich als Bundeskanzler zur Wahl stellen will, sich gegen Tatsachen stellt und die Realität ignoriert.
    Aber das ist seit Jahren der Tenor unserer Politiker, verschleiern und schön reden. Herr Sarrazin hat in einer sachlichen Art den Verfall unserer Gesellschaft dargestellt, mit der politischen Unfähigkeit das Versagen anzuerkennen. So wie es jetzt auch in Afghanistan geschieht, wo die Politiker sich durch jahrelange Zahlverträge freikaufen, um das Scheitern zu verschleiern und die Menschen einer korrupten Regierung zu überlassen. Herr Steinbrück musste Herrn Sarrazin oft recht geben, um seine Lügen verantwortungslos preisgeben zu können.
    Der Euro ist gegen das Volk, gegen jede politische Vernunft von Herrn Kohl befohlen worden. Herr Kohl, der heute seine Akten noch immer nicht frei gibt, so dass wir ihn zur Verantwortung ziehen könnten.
    Deutschland unter dem Deckmantel der ewigen Sühne zu verbrennen, ist das Aufgeben unserer Gemeinschaft, die sich Jahrelang von dem Tun der Mörder, die nicht nur in Deutschland zu suchen waren und nach dem Krieg in der Wirtschaft, sowie in der Politik versickert sind, distanziert hat. Herr Steinbrück verdreht die Realität, es kommt einer Volksverhetzung gleich.
    Griechenland hat auch betrogen, die europäische Gemeinschaft hat es zugelassen, um wie in einem Schneeballsystem zu glauben, mehr bringt mehr.
    Es ist nach wie vor ein Experiment, was nun nur noch teurer wird, weil wieder verschleiert wird, um Versagen und Betrügereien schön zu reden.
    Ich danke Herrn Sarrazin zum zweiten Mal für seinen Mut und verleihe ihm meine Anerkennung, einen der verlogenen Orden unserer Gesellschaft, wo meist Blut dran klebt, will ich Herrn Sarrazin nicht zumuten.
    „Der Euro ist eine Totgeburt,
    Selbstsucht, Größenwarn versteckt in Einigkeit,
    Volksvermögen, Ideologie auf der Strecke bleibt.“
    Frank Poschau
    21.05.12
    http://www.frank-poschau.jimdo.com

  10. Natürlich wird der Wille der „Westmächte“ vollzogen!
    Jeder Kanzler muß ja seinen Antrittsbesuch bei den Westmächten machen und unterschreiben, daß D. von der Souveränität keinen Gebrauch macht!

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