Der Petrodollar gegen den Rest der Welt


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Seit dem Ende des Bretton Woods-Systems im Jahr 1971 läuft ein riesiges globales Papiergeld-Experiment. Um die weltweite wirtschaftliche Dominanz der USA nicht zu gefährden, wird das System des Petrodollars bis heute mit Gewalt aufrecht erhalten.

Petrodollar
Petrodollar, Bild: Gegenfrage.com

Seit wenigen Jahrzehnten läuft das größte Experiment in der Geschichte des Geldes. Ein weltweites System, in dem sich alles um bunt bedruckte Zettel ohne jegliche Deckung dreht. Gemeint ist der seit 1971 nicht mehr goldgestützte US-Dollar mit all seinen Derivaten (Euro, Pfund usw.).

Der frühere US-Präsidentschaftskandidat Ron Paul sagte: „Das Chaos, das durch unser weltweites Papiergeld-Experiment entstehen wird, erfordert eine Rückkehr zu einem Geld mit echtem Wert. Wir wissen, dass der Tag nahe ist, an dem Öl-Länder in Gold bezahlt werden möchten. Oder wenigstens nicht mehr in Dollar oder Euro. Je früher dies geschieht, desto besser.“



Was nach der panischen Aussage irgendeines Crashpropheten klingt, könnte wichtiger nicht sein. Ron Paul forderte bereits im Jahr 2005 ein Ende des Petrodollar-Systems. Dieses System ist einer der Hauptgründe für den US-Dollar als weltweit führende Reservewährung.

Im Wesentlichen glaubt Paul, man benötige das Verständnis für das Petrodollar-System und für die dahinterstehenden Kräfte, um einen Kollaps des Petrodollars vorhersagen zu können, schreibt International Man. Verliert der Dollar seinen privilegierten Status der Weltreservewährung, so werde die Möglichkeit der US-Bürger, ihr Vermögen vor der Regierung zu schützen, endgültig beseitigt.

Kapitalverkehrskontrollen, Vermögensbeschlagnahmungen, Personenkontrollen, Preis- und Lohnkontrollen, Verstaatlichungen von Altersvorsorgen und vieles mehr. An diesem Punkt wird die US-Regierung die selben gruseligen Maßnahmen ergreifen, wie es von anderen verzweifelten Regierungen im Laufe der Geschichte durchgeführt wurde, glaubt Paul.

Der Untergang des Petrodollars wird den Wohlstand vieler Menschen auslöschen. Und die politischen und sozialen Folgen dürften wahrscheinlich noch weit größeren Schaden anrichten, wie es bereits heute in vielen US-Städten zu sehen ist.

Petrodollar und Militär schützen sich gegenseitig

Der Status des US-Dollars als wichtigste Reservewährung ist mit dem Petrodollar-System und auch mit dem gigantischen Militärapparat bis heute eng verknüpft. Das internationale Währungssystem von Bretton Woods, das die alliierten Mächte im Jahr 1944 beschlossen, machte aus dem Dollar die globale Leitwährung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten die USA mit Abstand die größten Goldreserven der Welt (rund 706 Millionen Unzen). Alle wirtschaftlichen Konkurrenten waren durch den Krieg extrem geschwächt, pleite oder militärisch besetzt, wodurch der Weg frei war für den Petrodollar.

Die USA versprachen eine feste Konvertibilität des Dollars in Gold. Aus diesem Grund waren zahlreiche andere Länder bereit, den USA Geld zu leihen. Das Bretton-Woods-System band praktisch jede Währung der Welt zu einem festen Wechselkurs an den goldgedeckten US-Dollar.

Doch bereits in den 1960er Jahren stand alles auf der Kippe. Die USA gaben viel mehr aus, als sie einnahmen, nicht zuletzt durch den teuren Vietnamkrieg. Die Federal Reserve erhöhte die Anzahl der im Umlauf befindlichen Dollars gegenüber dem vorhandenen Gold, weshalb das Verhältnis von 35 Dollar je Unze von kreditgebenden Ländern, allen voran Frankreich, in Frage gestellt und massiv Dollars in Gold eingetauscht wurden.

Rasch fielen die Goldbestände in Höhe von 706 Millionen Dollar nach dem Zweiten Weltkrieg auf 286 Millionen Unzen im Jahr 1971. Dies ist übrigens die Zahl, an der die USA bis heute festhalten. Nachprüfen darf dies allerdings niemand.

Um den Gold-Abfluss zu stoppen, beendete US-Präsident Richard Nixon die Gold-Dollar-Konvertibilität im Jahr 1971 und damit das Bretton-Woods-System. Mit anderen Worten: Die USA brachen ihr Versprechen, ihre Schulden in Gold zurückzuzahlen, sie erklärten praktisch den Staatsbankrott.

Der Dollar war von nun an nicht mehr in Gold fix konvertierbar, rasch korrigierte der Markt den Wert des Dollars (s. Gold-Chart hier).

Abkommen zwischen Saudi-Arabien und den USA

Die USA erkannten den bevorstehenden Wertverlust ihrer Währung. Aus diesem Grund traf man zwischen 1972 und 1974 einige Abkommen mit Saudi-Arabien mit seinen riesigen Erdöl-Reserven, der marktbeherrschenden Stellung im OPEC-System und der hohen Bestechlichkeit der Königsfamilie.

Grundsätzlich war das Petrodollar-System eine Vereinbarung zwischen den USA und Saudi-Arabien, die den beiden Staaten gegenseitig das Überleben garantierte. Die USA sicherten der Familie Saud uneingeschränkten Schutz zu, im Gegenzug verkaufte Saudi-Arabien die Öl-Exporte nur noch in US-Dollar.

Beispiel: Möchte etwa Italien oder irgendein anderes Land Öl kaufen, muss es erst gebührenpflichtig Dollar auf dem Devisenmarkt kaufen, um damit das Öl zu bezahlen. Dies schafft einen künstlichen Markt, der den US-Dollar stützt und der ohne dieses Abkommen nicht existieren würde.

Den USA verschafft er gleichzeitig den Vorteil, keine Fremdwährung kaufen zu müssen, um Importe zu bezahlen. Ein weltweit einzigartiges Privileg, was anderen Ländern heute ein Dorn im Auge ist. Etwa dem inzwischen extrem erstarkten China, aber auch Russland oder Indien.

Desweiteren investierte Saudi-Arabien von nun an einen großen Anteil der Öl-Einnahmen in US-Staatsanleihen. Die Zinsen, die Saudi-Arabien dafür erhielt, sollten in Wertpapiere von US-Unternehmen investiert werden, welche wiederum die Infrastruktur Saudi-Arabiens modernisieren würden. Zudem wurde beschlossen, den Ölpreis nicht zu hoch ansteigen zu lassen.

Das Petrodollar-System erlaubt der US-Regierung seit Jahrzehnten, über ihre Verhältnisse zu wirtschaften. Doch bröckelt diese Dominanz, u.a. aufgrund der schwächelnden regionalen Position Saudi-Arabiens im Nahen Osten.

Der Iran, der spätestens seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 überhaupt kein Interesse mehr an einem von Saudi-Arabien dominierten Petrodollar-System zeigt, ist zu einer ebenbürtigen Größe in der Region herangewachsen.

Zweifel am Petrodollar

Doch blieb der Petrodollar bis ins Jahr 2000 international weitgehend unangetastet. Dann kündigte der irakische Staatspräsident Saddam Hussein eine Umstellung seines Ölhandels von Dollar in Euro an.

Kurz später planten die USA und Großbritannien einen illegalen Angriffskrieg gegen den Irak. Unter einem falschen Vorwand 2003 wurde das Land angegriffen. Saddam Hussein baumelte an einem Strick und der Handel in Dollar wurde bis heute nicht ausgesetzt.

Im Februar 2009 wählte die Afrikanische Union das libysche Staatsoberhaupt Muammar al-Gaddafi zum Vorsitzenden. Dieser schlug die Gründung eines panafrikanischen Wirtschaftsblocks und die Einführung einer goldgedeckten Gemeinschaftswährung (Gold-Dinar) vor.

Der Markt sollte auch nahöstlichen Öl-Staaten offenstehen. Einen Monat später publizierte die Afrikanische Union ein Dokument mit dem Titel: „Hin zu einer afrikanischen Einheitswährung“.

Auf Seite 106 und 107 wird über eine Afrikanische Zentralbank geschrieben, die unter dem Goldstandard arbeitet. Gleichzeitig kündigte Gaddafi einen Abzug von Milliarden aus westlichen, hauptsächlich französischen, Banken an. Im März 2011 griffen Frankreich und kurz später auch die USA Libyen an. Gaddafi wurde öffentlich gelyncht.

Seit 2014 ist auch Russland im Visier des Petrodollars. Zuvor wurde der Handel in Rubel vorangetrieben, außerdem planten Russland und China einen bilateralen Handel ohne Dollar. Ein weiterer Punkt ist die von Russland organisierte Eurasische Wirtschaftsunion.

Die westlichen Sanktionen gegen Russland führten lediglich zu einer größeren wirtschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Moskau und Peking. Die BRICS-Staaten schaffen zudem potenzielle Alternativen zu US-dominierten Wirtschafts– und Sicherheitsvereinbarungen. Alle Säulen des Petrodollar-Systems werden von unten angesägt.

Öl gegen Waffen

Die Beziehungen zwischen den USA und Saudi-Arabien werden schlechter. Einige Länder handeln ihre Waren bereits ohne den Dollar, Saudi-Arabien sieht seine Felle davon schwimmen. Die Anfang der 1970er Jahre unterzeichneten Abkommen dürften eines Tages entweder durch die USA oder durch Saudi-Arabien nicht mehr eingehalten werden können.

Solange die Saudis ihr Öl jedoch in US-Dollar verkaufen und im Gegenzug viele amerikanische Kriegswaffen importieren, werden sie an der Macht bleiben. Der saudische Alptraum ist jedoch bereits im Gange. Das Land, in dem „schwarzes Gold“ aus dem Boden sprudelt, geht wirtschaftlich den Bach herunter. Einige Analysten sagen bereits einen Staatsbankrott Saudi-Arabiens in ein paar Jahren voraus.

Darum ist die oben zitierte Aussage Ron Pauls ganz richtig und wichtig, eine Änderung des Systems scheint unvermeidlich. Und von großer Bedeutung sind dabei die Beziehungen zwischen den USA und Saudi-Arabien.

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