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22.07.1972: Peter Buxton stoppt Syphilis-Menschenversuche in den USA


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Am 22. Juli 1972 überreichte Peter Buxton, Mitarbeiter beim Public Health Service, eine Story über Menschenversuche in den USA an die Presse. Damit beendete er das berüchtigte Tuskegee-Experiment, für das Hunderte ahnungslose Afroamerikaner mit Syphilis infiziert wurden.

Peter Buxton
Peter Buxton, Bild: US-Flagge, Gegenfrage.com

Ab 1965 arbeitete der damals erst 27-jährige Peter Buxton beim Public Health Service (PHS) in San Francisco. Es dauerte nicht lange, bis er von anderen Mitarbeitern hörte, dass dort Menschenversuche durchgeführt wurden. Im Jahr 1932 hatte das US-Gesundheitsministerium das sogenannte Tuskegee-Experiment ins Leben gerufen.

Dadurch sollte die Auswirkung einer Erkrankung an Syphilis auf den menschlichen Körper ergründet werden. Für die Untersuchungen wurden dem Erreger rund 600 Afroamerikaner ausgesetzt, zwei Drittel davon wurden krank. Ebenso Menschen aus ihrem direkten Umfeld, wie z.B. Ehefrauen oder Kinder.

Peter Buxton, der Whistleblower

Die Forscher ließen die Menschen ohne deren Wissen geschweige denn Zustimmung für Jahrzehnte unbehandelt. Buxton formulierte nach 128 Todesfällen im Jahr 1966 eine umfangreiche Beschwerde über die Menschenversuche. Doch lehnte der PHS das Schreiben formell ab. Im November 1968 reicht er erneut eine Beschwerde ein, eine weitere im Februar 1969.



Am 22. Juli 1972 gab er seine Beschwerde an die Presse weiter. Die Medien stürzten sich auf das Thema. Am 25. Juli berichtete zuerst der Washington Star, einen Tag später die New York Times. Aufgrund des hohen öffentlichen Drucks wurden die 40 Jahre dauernden Experimente letztendlich eingestellt.

Peter Buxton wurde nach den Veröffentlichungen über das Tuskegee-Experiment als Whistleblower bekannt.

Größter Medizinskandal der US-Geschichte?

Das Tuskegee-Experiment wird heute häufig als der größte Medizinskandal in der US-Geschichte dargestellt. Beim PHS und anderen US-Behörden war man zu dieser Zeit allgemein der Auffassung, Schwarze seien unzivilisiert und die Syphilis sei unter Afroamerikanern sowieso nicht auszulöschen.

Zwar war die Krankheit längst erforscht, doch glaubten US-Ärzte, dass sich die Krankheit unter Schwarzen anders auswirkte, als bei Weißen. Bei Weißen, so ging man aus, wirke sich die Krankheit auf Nerven und Gehirn aus. Bei Schwarzen hingegen greife die Krankheit das Herz an.

Als Grund dafür gaben die US-Ärzte die unterentwickelten Gehirne der Schwarzen an. Diese seien stark zurückentwickelt, etwa 1000 Jahre hinter dem Entwicklungsstand des Gehirns einer weißhäutigen Person.

Aufgrund des stark umtriebigen Sexualverhaltens, so glaubte man beim PHS, verbreitete sich die Syphilis unter den Afroamerikanern schneller, wodurch schneller Ergebnisse erzielt werden konnten. Vor Beginn des Experiments hatte man vielen Schwarzen kostenlose ärztliche Versorgung angeboten, um sie in diesem Zuge zu infizieren.

Menschenversuche in den USA

Dieser Menschenversuch ist nicht der einzige in der US-Geschichte. 1931 wurde ahnungslosen Patienten durch das Rockefeller Institute for Medical Investigations Krebszellen eingesetzt. 1935 fand der Pellagra-Zwischenfall statt. 1940 infizierte man Häftlinge eines Chicagoer Gefängnisses mit Malaria.

1942 begannen die Senfgas-Experimente, 1943 die Experimente mit biologischen Waffen in Fort Detrick. 1944 testete die US-Marine Gasmasken und Schutzkleidung, indem man Soldaten gegen ihren Willen zu Testzwecken in Gaskammern sperrte.

1945 begann Program F, eine US-Studie über die gesundheitlichen Auswirkungen von Fluorid, durchgeführt von der US Atomic Energy Commission (AEC). 1946 fanden Menschenversuche mit Syphilis in Guatemala statt.

1947 verabreichten Forscher der US Atom Commission Testpersonen intravenös radioaktive Substanzen. Ein längere Liste mit weiteren Menschenversuchen gibt es hier.

Quellenangaben anzeigen
americanjournalofpublichealth, tagesspiegel
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