Einfluss von Musik auf das Gehirn


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„Ohne Musik wäre das Leben ein Fehler“ – Friedrich Nietzsche. Die Musik beeinflusst viele verschiedene Bereiche des Gehirns. Einige Beispiele.

Musik Gehirn
Bild: E-Piano, Gegenfrage.com

Das Hören verschiedener Songs, das Erlernen eines Instruments, völlige Stille, Weißes Rauschen und sogar das Zuhören bei Telefongesprächen wirkt sich deutlich auf unser Gehirn aus. Im Folgenden einige Studien und Test zu diesem Thema.

Fröhliche oder traurige Stücke beeinflussen unsere Wahrnehmung

Unsere Gehirne reagieren sehr deutlich auf glückliche oder traurige Musik. Dieser Effekt tritt sogar nur bei kurzen Musikstücken auf. In einer Studie nahmen die Teilnehmer neutrale Gesichter unterschiedlich wahr, abhängig von der Musik, die sie gerade hörten.



Bemerkenswert dabei ist, dass auch traurige Musik als sehr angenehm empfunden werden kann, ohne dass es den Hörer traurig stimmt. Die Wahrnehmung hingegen passt sich den Emotionen der Musik dennoch an.

Umgebungsgeräusche steigern die Kreativität

Viele Menschen drehen vor einem Großputz in der Wohnung oder anderen Dingen auf der To-Do-Liste die Musik auf und legen los. Geht es jedoch um kreative Tätigkeiten, ist laute Musik möglicherweise nicht die erste Wahl.

Laut einer Untersuchung wirkt sich ein moderater Lärmpegel am besten auf unsere Kreativität aus. Die moderaten Geräuschpegel erhöhen die Schwierigkeit, routinemäßig zu arbeiten, sodass das Gehirn nach abweichenden, abstrakten Möglichkeiten sucht: Kreativität.

In hohem Lärmpegel geschieht genau das Gegentiel, die Kreativität wird beeinträchtigt und Informationen können weniger effizient verarbeitet werden.

Unsere Lieblingsmusik spiegelt unsere Persönlichkeit wider

Die folgende Studie wurde lediglich an jungen Erwachsenen durchgeführt und ist darum möglicherweise nur bedingt repräsentativ. Dennoch ist sie interessant. Jungen Paare wurden befragt, wie sie ihre Zeit verbringen, wie sie sich kennen lernten und wie ihre zehn Lieblingssongs lauten.

Für die Studie wurden die Persönlichkeiten der Testpersonen in fünf Kategorien unterteilt: Offenheit für neue Erfahrungen, Extravertiertheit, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit und emotionale Stabilität.

Interessanterweise konnten einige Merkmale sehr genau vorhergesagt werden, basierend auf den Hörgewohnheiten der Testpersonen. Zum Beispiel waren die Offenheit für Erfahrung, Extraversion und emotionale Stabilität am einfachsten zu erraten. Gewissenhaftigkeit jedoch konnte nur schlecht dem Musikgeschmack der Testpersonen zugeordnet werden.

Einige Testergebnisse: Blues-, Soul- und Jazz-Fans haben ein hohes Selbstwertgefühl, sind kreativ, kontaktfreudig, entspannt und freundlich. Hörer klassischer Musik haben ebenfalls ein hohes Selbstwertgefühl, sind kreativ, aber eher introvertiert. Wer gerne Opern hört ist ebenfalls kreativ, freundlich und hat ein hohes Selbstwertgefühl.

Rap-Hörer haben ein hohes Selbstwertgefühl und sind kontaktfreudig. Country-Hörer sind fleißig, Raggae-Fans sind eher weniger fleißig, besitzen jedoch ein hohes Selbstwertgefühl. Dance-Hörer sind kreativ und kontaktfreudig, aber weniger freundlich. Indie-Fans haben ein eher geringes Selbstwertgefühl, sind kreativ, arbeiten nicht hart und sind auch nicht unbedingt freundlich.

Bollywood-Fans sind kreativ und kontaktfreudig. Rock und Heavy Metal Fans haben oftmals ein geringes Selbstwertgefühl und sind nicht besonders fleißig oder kontaktfreudig, jedoch kreativ und freundlich. Chart-Pop-Fans haben ein hohes Selbstwertgefühl, sind fleißig, kontaktfreudig und freundlich, aber wenig kreativ und relativ unentspannt.

Natürlich kann nicht jede Person durch ihren Musikgeschmack kategorisiert werden, doch trafen diese Punkte in dieser interessanten Studie erstaunlich oft zu.

Musik kann uns beim Autofahren stark ablenken

Eine weitere Studie mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen konzentrierte sich darauf, wie ihr Fahrstil von Musik beeinflusst wird. Die Testpersonen konnten zwischen ihrer eigenen Musik wählen, Still oder von den Forschern zur Verfügung gestellter „sicherer“ Musik.

Natürlich wählten die meisten ihre eigene Musik. Diese Gruppe fuhr deutlich aggressiver und machten häufiger Fehler, als die anderen beiden Gruppen. Sehr interessant: Die von den Forschern zur Verfügung gestellte Musik wirkte sich noch positiver auf die Fahrstile aus, als keine Musik. Es handelte sich dabei um unbekannte Musik, die den Testpersonen weniger oder nicht zusagte.

Musik verbessert die Motorik

Wir nehmen in der Regel an, dass das Erlernen eines Musikinstruments für Kinder sehr vorteilhaft ist. Das ist uneingeschränkt richtig, hat aber noch viel größere Auswirkungen, als es den meisten Menschen bewusst ist.

Laut einer Studie hatten Kinder, die drei Jahre oder länger ein Musikinstrument erlernten, wesentlich bessere Fähigkeit in der Erkennung von Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen auditiven Stimuli und Sprachlauten (Auditive Differenzierung/Diskriminierung). Auch waren die motorischen Fähigkeiten weit besser, als bei Kindern, die kein Instrument lernten.

Sie hatten zudem ein höheres Vokabular, bessere nonverbale Argumentationsfähigkeiten (Ideen ohne Wörter oder Zahlen ausdrücken), die das Verständnis und die Analyse visueller Informationen beinhalten. Ebenso die Identifizierung von Beziehungen, Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen Formen und Mustern fiel den Musikkindern leichter.

Die Studie kam letztendlich zum Ergebnis, dass das Erlernen eines Instruments eindeutig dazu beiträgt, zahlreiche Fähigkeiten zu entwickeln.

Klassische Musik kann die visuelle Aufmerksamkeit verbessern

Nicht nur Kinder profitieren von einer musikalischen Ausbildung oder Einwirkung. Etwa Schlaganfallpatienten zeigten in einer kleinen Studie eine verbesserte visuelle Aufnahmefähigkeit beim Hören von klassischer Musik.

Die Studie untersuchte auch die Einflüsse von Weißem Rauschen und Stille, um die Ergebnisse zu vergleichen. Tatsächlich wirkte sich die Stille am schlechtesten auf die Aufmerksamkeit aus. Allerdings wurde die Studie nur in sehr kleinem Rahmen durchgeführt, sodass hier noch weiter geforscht werden müsste.

Allerdings ist es interessant, dass man auch hier zum Ergebnis kam, dass die richtige Musikwahl die Fähigkeiten deutlich beeinflussen kann, in diesem Fall die visuellen.

Telefonate lenken mehr ab, als normale Gespräche

Hier geht es weniger um Musik, sondern um den Einfluss von Gesprächen auf Testpersonen. Viele Menschen (82% laut der Universität von San Diego) ärgern sich beispielsweise, wenn jemand neben ihnen steht und telefoniert. Bei einem Gespräch zwischen zwei anwesenden Personen verhält sich das jedoch ganz anders.

Bei einem Telefongespräch bekommen wir nur eine Seite des Gesprächs mit, was sich ablenkend auswirkt. In einer diesbezüglichen Studie beendeten die Testpersonen Wortpuzzles, während eine Hälfte von ihnen ein banales Telefongespräch im Hintergrund hörte. Die andere Hälfte der Freiwilligen hörte das ganze Gespräch, das zwischen zwei Personen im Raum stattfand.

Diejenigen, die das einseitige Telefongespräch hörten, fanden es eher ablenkend. Die anderen Testpersonen empfanden dies als weniger stören. Sie erinnerten sich auch mehrheitlich an den Verlauf des Gesprächs.

Die Unberechenbarkeit eines Gesprächs, bei dem wir nur einen Gesprächsteilnehmer hören, scheint die Ursache dafür zu sein, dass es unsere Aufmerksamkeit erregt und wir es als unfreundlich empfinden, dabei zuhören zu müssen.

Musik hilft beim Training

Zurück zur Musik. Wir sehen, dass uns Stille nicht unbedingt dabei behilflich ist uns zu konzentrieren, kreativer zu werden oder unsere Fahrstil zu verbessern. Und es ist auch nicht besser, bei völliger Stille zu trainieren.

Die Forschung über die Auswirkungen von Musik bei einem sportlichen Training wird bereits seit vielen Jahren durchgeführt. Im Jahr 1911 kam der amerikanische Forscher Leonard Ayres zum Ergebnis, dass Radfahrer schneller in die Pedale traten, wenn sie Musik hörten, als wenn sie nichts hörten.

Dies geschieht, weil das Hören von Musik das Gehirns davon abhält zu ermüden. Unser Körper erkennt, wann er müde wird und sendet Signale an das Gehirn, damit es eine Pause einlegt. Die Musik konkurriert mit diesen Signalen ans Gehirn.

Besonders bei leichtem und mittelmäßig intensivem Training ist dieser Effekt sehr ausgeprägt. Beim Hochleistungssport, etwa von Profisportlern, nimmt dieser Effekt jedoch ab. Möglicherweise ist das Gehirn in diesem Fall schon etwas „abgestumpft“, was die „Müdigkeitssignale“ des Körpers angeht.

Doch können wir mit Musik nicht nur diese Körpersignale übertönen und dadurch länger und härter trainieren. Musik kann uns tatsächlich auch dabei helfen unsere Energie effizienter zu nutzen. Eine Studie aus dem Jahr 2012 zeigte, dass Radfahrer, die Musik hörten, sieben Prozent weniger Sauerstoff für das selbe Trainingspensum benötigten, wie diejenigen, die in Stille trainierten.

Quellenangaben anzeigen
bufferapp, sciencedirect, psyblog, jstor, psyblog, psyblog, plos, scientificamerican
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