An diesem Tag
19.06.1937: Massaker am Frauentag in Ohio, USA


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Am 19. Juni 1937 feuerte die Polizei in Ohio, USA mit Tränengas auf Frauen und Kinder, die für bessere Arbeitsbedingungen von Stahlarbeitern protestierten. 16 Menschen starben, 283 wurden verletzt, am Ende musste sogar die Nationalgarde anrücken.

Frauentag Ohio
Frauentag Ohio, Bild: Gegenfrage.com

An diesem Tag im Jahr 1937 setzt die Polizei in Youngstown im US-Bundesstaat Ohio Tränengas gegen Frauen und Kinder ein. Darunter befand sich mindestens ein Kleinkind, das sich in den Armen seiner Mutter befand. Der Einsatz fand während des historischen Streiks bei Republic Steel am sogenannten „Frauentag“ statt.

Ein Gewerkschaftsorganisator erinnerte sich: „Als ich dort ankam, dachte ich, der Große Krieg (Erster Weltkrieg, d. Verf.) sei wieder ausgebrochen. Überall auf dem Platz war Gas, Schüsse wurden abgefeuert, Feuer wurden entzündet. Es war das erste Mal, dass ich so etwas in meinem Leben gesehen hatte.“



Einige Streikende wurden getötet. Viele andere, darunter Frauen und Kinder, wurden verletzt. Ein Reporter der lokalen Presse beschrieb, dass „irgendjemand“ auf Arbeiter schoss, die aus der Fabrikhalle kamen.

Laut der LaFollette Civil Liberties Commission vom US-Senat kamen 16 Menschen ums Leben und 283 wurden verletzt. Ein Polizist wurde mit einer Schrotflinte angeschossen. Andere Quellen berichten von 17 Todesfällen. Viele der Opfer wurden in den Rücken geschossen, als sie vor der Polizei flüchteten.

Große Depression

Die Ursprünge des Streiks liegen in der Großen Depression, die neun Jahre zuvor begonnen hatte. Der National Recovery Act von 1933 unterstützte Tarifverhandlungen, um die wachsende Arbeitslosigkeit zu bremsen und die Produktion zu steigern.

Im März 1937 erkannte der größte Stahlhersteller der USA, US Steel, das Groupworkers Organizing Committee als Vertreter seiner Gewerkschaftsmitarbeiter an. Eine Reihe von Unternehmen, darunter auch Republic Steel, Youngstown Sheet & Tube, Inland Steel und Bethlehem Steel & National – zusammengefasst Little Steel, weigerten sich, das neue Gesetz anzuerkennen.

Die Unternehmen verweigerten ihren rund 80.000 Mitarbeitern das Recht sich zu organisieren. Republic Steel und ihr gewerkschaftsfeindlicher Vorsitzender, Thomas Girdler, waren bereit, dem Gesetz zu trotzen und Gewalt anzuwenden, um ihre Arbeiter einzuschüchtern.

Sie erklärten den Arbeitern den Krieg und trafen Entscheidungen, die einen Klassenkampf auslösten. Sie hatten ihre eigenen bewaffneten Polizeikräfte, die sogar über Maschinenpistolen verfügten. Republic Steel und Youngstown Sheet & Tube kauften 160.000 Schuss Munition, allein für den Youngstown Bezirk.

„Frauentag“

Am 19. Juni wurde ein Streik mit dem Titel „The Individual’s Right in the Strike“ organisiert. So protestierten nicht nur die Arbeiter, sondern auch deren Ehefrauen, was auch als „Frauentag“ bezeichnet wurde.

Charley Richmond von der Polizei in Youngstown war für die Beobachtung des Streiks zuständig. Er war unglücklich über den Protest der Frauen, weshalb er nach Möglichkeiten suchte, die Versammlung aufzulösen.

So stellte er ein Polizeiteam zusammen, das die Frauen zum Verlassen der Veranstaltung aufforderte. Die Frauen reagierten verärgert und beschimpften und bespuckten die Polizisten. Richmond befahl den Polizisten Tränengas auf die Frauen zu feuern. Viele der Frauen hatten ihre Kinder bei sich.

Ein Kleinkind, das von einer der Frau getragen wurde, wurde während des Angriffs verletzt. Empörte Arbeiter eilten herbei und griffen die Polizisten an, wodurch es zu einer Schießerei kam. Die Arbeiter ließen sich nicht abschrecken und gruppierten sich. Die Konfrontation mit der Polizei wurde zu einer handfesten Straßenschlacht.

Die Kämpfe dauerten die ganze Nacht an. Die Organisatoren des Protests versuchten alles, um die Kämpfe zu beenden. Doch mussten sie rasch erkennen, dass ihr Versuch, die kämpfenden Gruppen zu trennen, vergeblich war. Der Gewerkschafter John Bogovich wurde von hinten in den Nacken geschossen, was zu noch heftigeren Auseinandersetzungen führte.

Nationalgarde rückt an

Arbeiter feuerten auf Polizisten. Am Morgen des 20. Juni waren 5.000 Mitglieder der Nationalgarde angerückt, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Organisator John Steuben verhandelte einen friedlichen Rückzug der Polizeikräfte, während sich die verbleibenden Gewerkschafter sich für eine Nachbesprechung der Ereignisse der Nacht versammelten.

In der Folge feuerte Republic Steel zahlreiche Gewerkschaftsführer. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass einige Polizisten von Republic Steel bezahlt wurden. Der Streik war Teil des Little Steel Streiks, der am 26. Mai 1937 begann, rund fünf Monate dauerte und als einer der größten Proteste der 1930er in die US-Geschichte einging.

Erst 1941 erkannten die Little Steel-Unternehmen die Gewerkschaften an.

Quellenangaben anzeigen
peoplesworld, morallowground, wikipedia
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