An diesem Tag
22.05.1949: „Selbstmord“ von US-Verteidigungsminister James Forrestal


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Am 22. Mai 1949 stürzte James Forrestal wenige Wochen nach seinem Rücktritt als US-Verteidigungsminister aus dem 16. Stock eines Militärkrankenhauses. Bis heute sind die Hintergründe nicht geklärt.

James Forrestal
James Forrestal, Bild: Old Post Office in Washington DC, Archivfoto, Gegenfrage.com

An diesem Tag im Jahr 1949 stürzte US-Verteidigungsminister James Forrestal mit dem Gürtel eines Bademantels um den Hals aus dem 16. Stock des Militärkrankenhauses Walter Reed in Bethesda. Bis heute sind die Hintergründe ungeklärt.

Forrestal, der im Zweiten Weltkrieg als Marineminister und Regierungsassistent eingesetzt war, wurde im Jahr 1947 von US-Präsident Harry S. Truman zum ersten Verteidigungsminister der Vereinigten Staaten ernannt.



Seine 18 Monate als Minister erwiesen sich als äußerst anstrengend für den überzeugten Antikommunisten. Die Tschechoslowakei und in China wurden in dieser Zeit kommunistisch, West-Berlin wurde blockiert, Israel war in einen Krieg im Nahen Osten verwickelt und gleichzeitig entstanden die sensiblen Pläne zur Gründung der NATO.

Zudem gab es innerhalb der US-Regierung in verschiedenen militärischen Abteilungen einige Spannungen. Darüber hinaus kürzte Präsident Truman das Militärbudget erheblich. Forrestal zeigte sich besonders besorgt über den wachsenden sowjetischen Einfluss.

„Mental erschöpft“

Nach mehreren Nervenzusammenbrüchen drängte ihn Truman Ende März 1949 zum Rücktritt. Forrestal sei „mental erschöpft“, so die offizielle Erklärung. Nach seinem Abtritt als Verteidigungsminister soll er immer wieder „die Russen kommen, die Russen kommen“ gesagt haben.

Unter völliger Abschirmung der Außenwelt – selbst seine engsten Familienmitglieder hatten erhebliche Probleme Kontakt aufzunehmen – wurde er am 02. April im Militärkrankenhaus Walter Reed in Bethesda untergebracht. Laut ärztlichen Berichten schien er sich dort zu erholen. Als Tag seiner Entlassung wurde der 22. Mai genannt.

Am Morgen gegen 2 Uhr am 22. Mai 1949 stürzte er aus dem 16. Stock des Krankenhauses. Dabei hatte er den Gürtel eines Bademantels um den Hals gewickelt. Medien, Forensiker und Vertreter der US Navy meldeten, dass Forrestal Selbstmord begangen habe.

Die Umstände des Todes wurden jedoch weder von der Polizei noch von irgendeiner anderen Kommission untersucht. Erst 55 Jahre später, im Jahr 2004, wurde diesbezüglich ein offizieller Bericht herausgegeben. Darin gab man Selbstmord aufgrund von Depressionen als Begründung an.

Hintergründe

Forrestal hatte schwere Differenzen mit Luftwaffenminister Stuart Symington. Dieser ließ ihn angeblich von „fremd aussehenden Personen“ verfolgen und vom FBI beschatten. Nach Forrestals Rücktritt am 28. März führte er auf Wunsch Symingtons ein Gespräch unter vier Augen mit Selbigem.

Was genau in diesem Gespräch gesagt wurde ist bis heute unbekannt. Hinterher fand man Forrestal jedoch schwer traumatisiert und unansprechbar in seinem Büro auf und lieferte ihn in das besagte Krankenhaus ein. Was in den zwei Monaten zwischen Rücktritt und Tod geschah, bleibt ungeklärt.

„Die Russen kommen“

Bekannt ist nur, dass er immer wieder die Worte „sie verfolgen mich“ sprach. Angeblich sagte er auch „die Russen kommen, die Russen kommen“ und fürchtete sich vor einem Angriff der Kommunisten. Dabei handelt es sich aber sehr wahrscheinlich um eine erfundene Geschichte seiner Widersacher.

Als Forrestal am 02. April in Bethesda eintraf, sagte er, dass er nicht davon ausgehe, diesen Ort lebend zu verlassen. Ihm wurden Aufpasser zugeteilt, die alle 15 Minuten rund um die Uhr nach dem Rechten sehen sollten.

Forrestal führte Tagebücher und Notizen, die am Ende rund 3.000 Seiten umfassten. Diese wurden sofort nach seinem Abtritt als Verteidigungsminister beschlagnahmt und unter Verschluss gehalten. Der spätere Biograph Forrestals merkte an, dass „viele Details“ über den ehemaligen Minister leider nicht zugänglich seien.

Forrestals Bruder Henry und auch andere enge Bekannte und Verwandte waren mit absoluter Sicherheit von einem Mord überzeugt. Für das Militärkrankenhaus war hingegen sofort klar, dass es sich um einen Selbstmord handelte, obwohl es keine einzige Untersuchung gab.

Es gab sogar einen Abschiedsbrief, der nach Forrestals Tod gefunden wurde, was die Selbstmord-Theorie untermauerte. Allerdings war dieser nicht in Forrestals Handschrift verfasst. Wer auch immer diesem Brief schrieb, machte sich offensichtlich nicht einmal die Mühe, die Handschrift zu imitieren.

Mögliche Mordmotive

Als bekennender Antikommunist könnte der sowjetische Geheimdienst ein Interesse an Forrestals Tod gehabt haben, heißt es. Die Kommunisten waren ähnlich wie die Amerikaner hervorragend auf derartige Selbstmorde spezialisiert (s. z.B. hier). Aber warum sollte man einen Verteidigungsminister nach dessen Rücktritt immernoch umbringen wollen?

Eine weitere Möglichkeit, die von einigen Seiten in Betracht gezogen wird, waren streng geheime Ufo-Programme der US-Regierung, in die Forrestal direkt eingeweiht war. Zu dieser Zeit gab es regelmäßige Meetings zu diesem Thema, nachdem man ab 1947 wiederholt Ufo-Sichtungen meldete. Auch Widersacher Symington und Agenten der CIA saßen in dem entsprechenden Gremium.

Forrestal zeigte sich sich auch als heftiger Gegner des jüdischen Staats Israel, der 1948 gegründet wurde. Er prophezeite einen heftigen islamischen Widerstand, was er als potentielles Sicherheitsproblem für die USA bezeichnete. Daraufhin wurde er von der Presse als „gefährlichster Mann Amerikas“ beschimpft.

Bis heute ist jedenfalls nicht geklärt, über welche sensiblen Informationen Forrestal verfügte, was ihn seelisch so schwer belastete, warum er mit so großer Eile abgesetzt und weggesperrt wurde und ob er sich selbst getötet hat oder getötet wurde.

Quellenangaben anzeigen
wikipedia, spiegel, deinweckruf, dcdave, mysteriousuniverse, checktheevidence
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