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01.05.1975: Beginn des Atomprogramms im Iran


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Am 01. Mai 1975 begann der Iran mithilfe deutscher Unternehmen und mit amerikanischer Unterstützung mit dem Bau des Atomkraftwerks Bushehr. Dies markiert den Beginn des iranischen Atomprogramms. Seit 1992 warnt die israelische Regierung vor der „fast fertigen“ iranischen Atombombe.

Iran Atomprogramm
Iran Atomprogramm, Bild: iranische Flagge (gemeinfrei), Bearbeitung: Gegenfrage.com

An diesem Tag im Jahr 1975 begann der Bau der Bushehr-Anlage mithilfe deutscher Unternehmen. Die westliche Presse berichtete darüber zunächst sehr positiv. So veröffentlicht etwa die Boston Edison Company einen pro-nuklearen Propagandabericht, in dem es hieß:

„Ratet mal, wer Atomkraftwerke baut? Der Shah des Iran sitzt auf den größten Ölvorräten der Welt. Trotzdem baut er zwei Atomkraftwerke und plant den Aufbau von zwei weiteren, um sein Land mit Elektrizität zu versorgen. Er weiß, dass das Öl ausgeht und wenig Zeit bleibt. Er würde die Kraftwerke nicht bauen, wenn er an deren Sicherheit zweifeln würde. Er würde warten. So wie es viele Amerikaner auch möchten. Der Shah weiß, dass Atomenergie nicht nur wirtschaftlich ist, sondern auch einen seit 30 Jahren bestehenden Sicherheitsrekord verzeichnet.“



Doch wurden die Arbeiten im Zuge der Islamischen Revolution im Jahr 1979 durch die neue Regierung in Teheran gestoppt. Nach der Islamischen Revolution im Jahre 1979 stoppten die USA die Lieferungen hochangereicherten Urans in den Iran. Revolutionsführer Ayatollah Khomeini stellte als Gegner atomarer Energie und Waffen zunächst sämtliche Atomprojekte ein.

1980er

1984, kurz nach dem westdeutsche Ingenieure den im Bau befindlichen Atomreaktor in Bushehr besucht hatten, meldeten westdeutsche Geheimdienste, dass sich das Land „in der Endphase“ der Herstellung einer Atombombe befinde. Der damalige US-Senator Alan Cranston behauptete, der Iran benötige noch sieben Jahre bis zur Fertigstellung der Massenvernichtungswaffe.

1990er

Nach der Unterzeichnung einer Vereinbarung über den Bau von Kernkraftwerken im Jahr 1992 einigten sich der Iran und Russland, den Bau der Anlage im Jahr 1995 abzuschließen.

Anfang der 1990er Jahre begann Israels Regierung in Tel Aviv mit Kampagnen, die Islamische Republik als neue und existenzielle Bedrohung darzustellen. Im Jahre 1992 warnte der israelische Abgeordnete Benjamin Netanjahu vor der möglichen Fertigstellung einer Atombombe „in drei bis fünf Jahren.“

Diese neue Bedrohung müsse „durch eine internationale Front unter US-Führung entwurzelt werden“. Israels Außenminister Shimon Peres sagte im selben Jahr im französischen Fernsehen, dass das Land bis spätestens 1999 Atomsprengköpfe besitzen werde. „Der Iran ist die größte Gefahr und das größte Problem im Nahen Osten“, so der Friedensnobelpreisträger.

Am 26. März 1992 meldete der , Israel habe ein „wachsames Auge auf Teherans Marsch zur Bombe. Bis im Jahr 2000 wird der Iran fast sicher die Bombe besitzen.“ Am 17. November 1992 zitierte die Washington Post den damaligen CIA-Direktor Robert Gates mit den Worten, die Republik werde bis 2000 eine Atombombe besitzen, „sofern der Westen dies nicht verhindert.“

Ebenfalls 1992 sagte der ehemalige Mossad-Agent Joseph Alpher, dass der Iran als Feind Nr. 1 identifiziert worden sei. Das bestehende Atomprogramm des Iran sorge für „enorme Nervosität in der israelischen Regierung“, wie er der New York Times gegenüber mitteilte.

In den Jahren von 1992 bis 1997 sprangen die USA auf diesen Zug auf. So ermittelte ein Sonderteam des House Republican Research Committee im Jahr 1992, dass der Iran mit 98 Prozentiger Sicherheit bereits „über alle oder fast alle“ Mittel verfüge, um „zwei oder drei Kernwaffen“ herzustellen.

1995 zitierte die New York Times hochrangige amerikanische und israelische Beamte, dass Teheran „viel näher an der Herstellung nuklearer Waffen“ sei als bisher angenommen – etwa fünf Jahre sei man von der Fertigstellung entfernt und Irans Atombombe sei „an der Spitze der Gefahrenliste der kommenden zehn Jahre.“

Der Bericht warnte vor einer “ Beschleunigung des iranischen Atomprogramms“ und vor einer intensiven Kampagne zur Herstellung von Atomwaffen. Angeblich habe die iranische Regierung dafür zuvor sowjetische und pakistanische Berater „rekrutiert“.

1997 wurde berichtet, dass die Vereinigten Staaten von nun an den Druck auf iranische Atom-Lieferanten erhöhten, da der Iran nur noch „acht bis zehn Jahre“ benötige bis zur Fertigstellung von Atomwaffen. 1998 meldete die New York Times, dass ein US-Spionagesatellit den Start einer iranischen Mittelstreckenrakete festgestellt habe.

Ein nicht namentlich genannter Experte wurde zitiert, dass dies ein Beweis sei für das iranische Atomwaffenprogramm, da niemand Raketen mit einer Reichweite von 800 Meilen für den Einsatz konventioneller Sprengköpfe herstelle.

In der gleichen Woche sagte der damalige Verteidigungsminister Donald Rumsfeld vor dem Kongress, dass der Iran „in nur fünf Jahren“ eine Interkontinentalrakete baue, mit der die USA angegriffen werden könnten.

2000er

Im Jahr 2002 warnte die CIA davor, dass die Gefahr eines Angriffs mit Atomraketen aus dem Iran und Nordkorea höher sei als während des Kalten Krieges. CIA-Offizier Robert Walpole berichtete dem Senat, dass der Iran nun genau so gefährlich sei wie Nordkorea.

Präsident George W. Bush bezeichnete den Iran darauf als Teil der „Achse des Bösen“, gemeinsam mit dem Irak und Nordkorea. Im selben Jahr verkündete die iranische Oppositionsgruppe Mojahedin-e Khalq, dass der Iran eine unterirdische Urananreicherungsanlage in Natanz und einen Schwerwasserreaktor in Arak baue. Später stellte sich heraus, dass diese Informationen offenbar vom Mossad stammten.

2004 sagte der damalige US-Außenminister Colin Powell gegenüber Reportern, dass der Iran „intensiv an der Technologie für eine Rakete mit einem nuklearen Sprengkopf arbeitet.“ 2005 präsentierten die Vereinigten Staaten 1.000 Seiten Dokumente und Pläne für eine nuklear bestückbare Rakete, die man angeblich von einem Laptop aus dem Iran abgegriffen habe.

Der Iran wies die Existenz derartiger Dokumente entschlossen zurück. Im Jahr 2006 wurde dem Iran vorgeworfen, taktische Atomwaffen in unterirdischen Anlagen zu entwickeln. Ein militärischer Schlag gegen den Iran sei von nun an „unvermeidlich“, wie US-Medien meldeten.

2007 warnte Präsident George W. Bush davor, dass ein „nuklear bewaffneter Iran die Welt in den Dritten Weltkrieg stürzen könnte“. Vizepräsident Dick Cheney hatte vor „ernsten Konsequenzen“ gewarnt, für den Fall dass der Iran sein Atomprogramm nicht stoppe.

Im Juni 2008 prophezeite der damalige US-Botschafter bei den Vereinten Nationen John Bolton einen israelischen Angriff auf den Iran „noch vor Januar 2009“, also noch vor dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Barack Obama.

2010er

Im August 2010 wurden in US-Medien Szenarien eines militärischen Alleingangs Israels gegen den Iran „mit 100 Kampfflugzeugen“ skizziert. Ein nuklearer Iran wurde seitens der Mainstreampresse als die „größte Bedrohung für das jüdische Volk seit Hitler“ bezeichnet. Der Angriff durch Israel wurde für Juli 2011 angekündigt.

Im Januar 2011 trat Meir Dagan als Direktor des israelischen Geheimdienstes Mossad zurück und sagte, dass der Iran vor 2015 nicht in der Lage sei, Atomwaffen herzustellen. Später bezeichnete er eine Intervention im Iran als „dumme Idee.“ Für Israel seien die Konsequenzen einer solchen Operation „unmöglich“ zu meistern.

Ebenfalls im Januar meldete die Federation of American Scientists, dass die Uran-Anreicherung im Iran „keine Frage“ und Teheran bereits technisch in der Lage sei, eine „rohe“ Atomwaffe herzustellen. Im November 2011 behauptete die Atomenergiebehörde IAEA erstmals, dass der Iran seit Jahren an Atomwaffen arbeite. Als Beweis dienten erneut 1.000 Seiten lange Dokumente und Pläne.

Im Dezember 2012 sandte US-Außenministerin Hillary Clinton eine Email, in der sie sogar das nicht existente Atomwaffenprogramm des Iran mit dem sogenannten Bürgerkrieg in Syrien verknüpfte:

„Der beste Weg, Israel beim Umgang mit Irans wachsenden nuklearen Fähigkeiten beizustehen, ist den Menschen in Syrien beim Sturz des Regimes von Baschar al-Assad zu helfen … Das Atomprogramm Irans und Syriens Bürgerkrieg scheinen nicht in Verbindung zu stehen, doch das sind sie. Was israelischen militärischen Führern wirklich Sorgen bereitet, aber worüber sie nicht sprechen, ist dass sie ihr Kernwaffen-Monopol verlieren. Eine iranische Atomwaffe würde am Ende nicht nur dieses nukleare Monopol beenden, sondern würde auch rasch andere Gegner wie Saudi-Arabien und Ägypten dazu bewegen, nuklear aufzurüsten. Das Ergebnis wäre ein prekäres, nukleares Gleichgewicht, wodurch Israel nicht auf Provokationen mit konventionellen Militärschlägen gegen Syrien und den Libanon reagieren könnte, so wie es heute möglich ist.“

Im September 2013 übernahmen iranische Techniker erstmals Teile der 1000-Megawatt-Atomanlage Bushehr für zwei Jahre. 700 iranische Experten führen von nun an regelmäßig technische Inspektionen und Wartungsarbeiten durch, wie Press TV meldete.

Im Jahr 2013 soll das Kraftwerk fast 7 Milliarden Kilowattstunden Strom produziert haben. Am 16. Januar 2014 sagte Irans Außenminister Mohammad Javad Zarif, dass der Bau weiterer Atomkraftwerke mit Unterstützung Russlands in Planung sei.

Berichten zufolge reiste er nach Moskau, um sich mit russischen Beamten auszutauschen. Im Februar 2014 verkündete der Leiter der iranischen Atomenergie-Behörde Ali Akbar Salehi, dass die Islamische Republik und Russland den Bau neuer 4000-Megawatt-Kernkraftwerke planen.

2015, 2016

Im September 2015 warnte der ehemalige US-Vizepräsident Dick Cheney vor einer atomaren Zerstörung Amerikas durch den Iran. Der von der Obama-Regierung ausgehandelte Atomdeal sei „Wahnsinn“ und könne „katastrophal“ enden.

Am 18. Januar 2016 sagte Israels Außenminister Moshe Ya’alon, dass er den Islamischen Staat (ISIS, ISIL, IS, Daesh) dem Iran vorziehen würde. Er warnte erneut davor, dass die Islamische Republik dank des Atomdeals mit der 5+1-Gruppe nur noch „drei Monate bis ein Jahr“ von der Fertigstellung einer Atombombe entfernt sei.

Zudem verfüge der Iran über gefährliche Proxys wie die Hisbollah. Ebenso über „terroristische Infrastruktur“ auf fünf Kontinenten: Asien, Afrika, Europa und in Süd- und Nordamerika.

Im März 2016 sagte Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen, Danny Danon, der das Atomabkommen als „Pakt mit einem der weltweit gefährlichsten Regimes“ bezeichnete, dass der Iran über atomar bestückbare Raketen verfüge.

„Die Zeit der Diskussionen ist vorbei“, sagte er laut einem Artikel der New York Times. Die Vereinten Nationen müssten „Maßnahmen ergreifen“ und der „Iran zur Rechenschaft“ gezogen werden. Er forderte sofortige Strafmaßnahmen gegen die Islamische Republik. Allerdings verfügte der Iran zu keinem Zeitpunkt über Atomwaffen.

Im August 2016 stationierte der Iran Luftabwehrraketen um seine Atomanlagen. Dafür erwarb Teheran im April russische Raketensysteme des Typs S-300.

2017

In Februar 2017 wies Teheran Kritik von US-Präsident Trump und Israels Netanjahu zurück. Der Atomdeal sei keine Bedrohung, die Atomtechnologie des Landes sei friedlich. Der Iran sei außerdem aus religiösen Gründen grundätzlich gegen sämtliche Massenvernichtungswaffen, so Irans Außenamtssprecher Bahram Ghassemi.

Im April warnte Israels Ministerpräsident Netanjahu erneut vor dem Atomprogramm des Iran. Bei einem Treffen mitdem deutschen Bundespräsident Steinmeier sagte Netanjahu, das Atomabkommen ebne dem Iran den Weg, „in nur wenigen Jahren“ über ein großes Atomwaffenarsenal zu verfügen.

Ebenfalls im April warnte US-Außenminister Rex Tillerson vor dem Land als „Macht, die atomare Ambitionen hat“. Er verglich die Islamische Republik mit Nordkorea und forderte eine Überprüfung der Politik Teherans „in all ihren Facetten“. Die IAEA hatte jedoch im Februar zugesichert, dass das Land alle Verpflichtungen des Atomdeals einhalte.

2018

Auch im Jahr 2018 drohte Israel, den Iran im Alleingang anzugreifen und warnte vor einem geheimen Atomwaffenprogramm der Islamischen Republik. Wieder fauchten und hetzten Netanjahu und seine Getreuen, wie in den vergangenen Jahren auch.

Der frühere israelische Premierminister Ehud Olmert, der im Jahr 2007 selbst einen Angriff auf einen mutmaßlichen Atomreaktor in Syrien angeordnet hatte,  zweifelte laut einem Bericht der Jerusalem Post an der Fähigkeit Tel Avivs, die iranischen Atomanlagen wirksam anzugreifen. Die Gefahren, die durch einen solchen Angriff entstehen könnten, bezeichnete er als weit größer, als die möglichen Vorteile für Israel.

Auch den Ankündigungen des US-Präsidenten Donald Trump, vom Atomdeal mit dem Iran zurückzutreten, stimmte Olmert nicht zu.

Der iranische Außenminister Javad Zarif bezeichnete verglich Netanjahus Hetze mit der Kindergeschichte „Der Schäfer und der Wolf“. Die Geschichte handelt von einem Hirtenjungen, der aus Langeweile immer wieder „Wolf“ brüllt und sich über die herbeieilenden Dorfbewohner lustig macht. Als der Junge eines Tages wirklich einem Wolf begegnet, hilft ihm niemand mehr. Die Moral: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, und wenn er auch die Wahrheit spricht!“

Quellenangaben anzeigen
csmonitor, presstv, , youtnewswire, , jpost
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