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16.10.1973: Henry Kissinger erhält Friedensnobelpreis


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Am 16. Oktober 1973 erhielt der US-Sicherheitsberater und Hauptarchitekt der US-Außenpolitik Henry Kissinger den Friedensnobelpreis. Die Verleihung sorgte für einen internationalen Proteststurm.

Henry Kissinger Friedensnobelpreis
Henry Kissinger Friedensnobelpreis, Bild: US-Flagge, Gegenfrage.com

An diesem Tag erhielt Henry Kissinger den Friedensnobelpreis für die Aushandlung der Pariser Friedensverträge. Auch der nordvietnamesische Diplomat Le Duc Tho sollte die Auszeichnung erhalten, lehnte diese jedoch ab, da der Vietnamkrieg noch nicht beendet war. Kissinger hingegen akzeptierte den Preis.

Die Entscheidung, den Friedensnobelpreis an Le Duc Tho und Henry Kissinger zu vergeben, ließ einen internationalen Proteststurm losbrechen. Laut vielen Experten handelte es sich dabei um eine plumpe Propaganda-Show, zumal der Vietnamkrieg noch zwei weitere Jahre andauern sollte und die Hälfte aller Todesfälle des Vietnamkriegs erst nach der Friedensauszeichnung Kissingers erfolgten.



Im Vorfeld der Preisverleihung hatten Kissinger und die Nixon-Regierung aber die Luftangriffe auf Laos und Kambodscha ausgeweitet. Kissingers Beteiligung an Operation Condor, einer US-Kampagne, die von Mord, Folter und Verschleppungen in Lateinamerika geprägt war.

Und auch die US-Bombenkampagnen in Kambodscha, die zu den „Killing Fields“ führten, wo bis zu drei Millionen Kambodschaner starben, lassen bis heute an der Glaubwürdigkeit des Friedensnobelpreises stark zweifeln. Kissinger unterstützte aktiv Männer wie Pol Pot, Pinochet und Suharto und diese Personen töteten Millionen Menschen.

Im Jahr 1976 unterstützte er in Argentinien den rechtsradikalen Flügel des Militärs und begann damit einen „Schmutzigen Krieg“ gegen die Linken. Das Ergebnis: 30.000 Tote und Verschleppte.

Im Jahr 1976 plante Kissinger Luftangriffe auf die kubanische Hauptstadt Havanna, wollte kubanische Häfen verminen lassen und militärische Einrichtungen attackieren. Und dies, obwohl eine derartige Aktion gegen ein Abkommen mit der Sowjetunion im Rahmen der Kubakrise verstoßen hätte und natürlich völkerrechtswidrig gewesen wäre.

Die entsprechenden Dokumente wurden erst im Jahr 2014 veröffentlicht. Die Angriffe waren für das Jahr 1977 angedacht, wurden aber vom frisch gewählten US-Präsidenten Jimmy Carter – der im Jahr 2002 ebenfalls den Friedensnobelpreis erhielt – gestoppt.

Le Duc Tho: „Kissinger hat gelogen“

Laut einem im Jahr 1985 erschienenen Artikel in der Los Angeles Times bezichtigte Le Duc Tho den damaligen US-Sicherheitsberater Henry Kissinger der Lüge bezüglich des Pariser Friedensvertrags. Le Duc Tho, inzwischen Mitglied des Politbüros der Kommunistischen Partei Vietnams, startete eine 15-minütige Tirade gegen Kissinger.

Der 74-jährige Tho, der auf einer Pressekonferenz sprach, sagte, dass er am Ende der Pariser Gespräche Kissinger anflehte, er solle „die Wahrheit bitte nicht verfälschen“. Tho fuhr fort: „Er wäre nicht Kissinger, würde er die Wahrheit nicht verfälschen“.

Er beschwerte sich über „falsche Darstellungen“ von Kissinger während und nach den Pariser Friedensgesprächen. Konkret kritisierte er Kissinger dafür, Hanoi vorgeworfen zu haben, bei seinem Militärschlag gegen Saigon gegen den Vertrag verstoßen zu haben.

„Ich möchte die Wahrheit für sich selbst sprechen lassen“, sagte Tho. Er machte die südvietnamesische Regierung für Vertragsverletzungen und für die Aufrechterhaltung der Feindseligkeiten verantwortlich, indem sie den Waffenstillstand untergrub und die „befreiten Gebiete“ von Rebellen zu säubern, die aber laut dem Pakt legal vor Ort waren.

„…das Verfassungswidrige dauert etwas länger“

„Das Illegale erledigen wir sofort, das Verfassungswidrige dauert etwas länger“, sagte der ehemalige Hauptarchitekt der US-Außenpolitik Kissinger er im Jahr 1994 gegenüber dem damaligen türkischen Außenminister.

Die Verleihung des Friedensnobelpreises an Henry Kissinger gilt als die bisher umstrittenste Entscheidung der Jury. Trotz dieser und vieler anderer nicht nachvollziehbarer Verleihungen blieb das Ansehen des Preises hoch, was eine erstaunliche Tatsache ist. Hier gibt es noch eine Liste weiterer fragwürdiger Friedensnobelpreisverleihungen.

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