Geldschöpfung: Island will Banken entmachten


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Islands Ministerpräsident sagte, dass alle isländischen Finanzkrisen seit 1875 durch einen Kreditboom von Banken ausgelöst worden seien. Deshalb wird aktuell debattiert, Geschäftsbanken die Möglichkeit der Geldschöpfung weitgehend zu entziehen. Banken sollten ihrer Funktion nachkommen, Sparguthaben und Kredite zu verwalten.

„Reykjavik (parlamento)“ von Tomi - Originally uploaded on it.wiki; transferred on commons by Maksim. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.
Reykjavik (parlamento)“ von Tomi – Originally uploaded on it.wiki; transferred on commons by Maksim. Lizenziert unter CC BY-SA 3.0 über Wikimedia Commons.

Island hat offenbar Pläne, Geschäftsbanken die Möglichkeit zu nehmen, „Geld aus dem Nichts“ zu erschaffen. Der Vorschlag, der eine Wende in der Geschichte des modernen Finanzsystems darstellen wäre, war Teil eines Berichts eines Abgeordneten der regierenden Fortschrittspartei, Frosti Sigurjonsson, mit dem Titel „Ein besseres Währungssystem für Island.“

„Die Ergebnisse werden ein wichtiger Beitrag zur bevorstehenden Diskussion sein, hier und anderswo, bezüglich der Geldschöpfung und Geldpolitik“, sagte Ministerpräsident Sigmundur David Gunnlaugsson. Laut einer Studie von vier Notenbankern, welche am Montag veröffentlicht wurde, gab es seit dem Jahr 1875 durchschnittlich alle 15 Jahre Finanzkrisen verschiedener Arten in Island, „die allesamt durch Kreditblasen in starken Konjunkturzyklen ausgelöst wurden“, so Gunnlaugsson weiter.

Er argumentierte, dass die Zentralbank den Kreditboom sowie die übertriebene Risikobereitschaft während der Krise ab 2008 nicht aufhalten konnte, was kostspielige staatliche Eingriffe zur Folge hatte. „Entscheidend ist, dass die Macht, Geld zu schaffen getrennt wird von der Macht, darüber zu entscheiden, wie das Geld verwendet wird“, so Sigurjonsson in seinem Vorschlag. „Wie beim Staatshaushalt, wird das Parlament über die Vergabe von neuem Geld debattieren“, schrieb er. Banken sollten in erster Linie ihrer Funktion nachkommen, Sparguthaben und Kredite zu verwalten.



Island wurde durch den Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers schwer getroffen. Im Vergleich zu anderen westeuropäischen Staaten ergreift das kleine nordische Land jedoch Maßnahmen, um die Bürger vor weiteren Krisen zu schützen.

Quellen und Infos:

16 Comments

  1. Hut ab vor dem kleinen Land. Es hat ja schon einmal bewiesen, wos lang gehen sollte. Die kriminelle Energie und Gier der Banken kennt keine Grenzen; sie wächst und wächst. Im Gefängnis landen wird niemand der Bosse, in diesem System nicht. Sie bekommen, wenns hochkommt, läppische Geldstrafen über die sich lachen und dann weitermachen.

  2. Werbelink:



  3. man kann diese möglichkeit nicht entziehen. denn sie schaffen überhaupt kein geld, sondern nur buchforderungen. wenn jemand das anstatt von geld als bezahlung akzeptiert, so kommt das aus seinem glauben an die solvenz der bank. es ist jedem klar, dass keine bank alle guthaben auf der stelle als bargeld auszahlen kann.
    die banken neigen allerdings dazu, weit mehr kredite einzuräumen, wenn eine zentralbank ihnen die reserven in beliebigem umfang verschaffen kann und wenn der staat die einlagen der sparer auf kosten der steuerzahler garantiert (sind oft ein- und dieselben, aber die funktion muss unterschieden werden).
    deshalb müssen sie in der verfassung gesetze festschreiben, die der regierung hilfen an banken – direkt oder indirekt- unter androhung von strafen wie amtsenthebung, parteikandidierungsverbot und sogar gefängnis für die verantwortlichen politiker unter allen umständen verbieten. die banken werden dann ganz von alleine darauf achten, dass sie durch leichtfertigkeit keinen run produzieren. weg mit der zentralbank!

  4. Das käme einem Systemwechsel gleich, dieser wird aber ohne Zustimmung Rotschilds nicht vollzogen werden können.
    Herr Rotschild findet immer einen Weg, und wenns ein kleiner Regierungsumsturz ist.

  5. Wenn Island den Ansatz konsequent weiterverfolgt, dann kommt eine „Vollgeldwährung“ dabei heraus! Ich wünsche den Isländern viel Glück dabei und bin davon überzeugt, dass auch der Euro bald in diese Richtung marschieren wird. Ich bin sogar davon überzeugt, dass unser „eiserner Finanzminister“ Schäuble, da ein besondere Rolle spielen wird. Dazu haben ich einmal folgenden Aufsatz geschrieben:
    http://stefanmalsi.de/blog/h-postings-2015/5744

  6. Bravo! Die Isländer gehen ans Wesentliche der Geldschöpfung ohne Leistung. Auch die Leerverkäufe sollten gesetzlich unterbunden werden. Wer ein Produkt nicht besitzt, sollte dieses auch nicht verkaufen können. Ausserdem sollte das Aktionariat einer Bank gesetzlich so aufgeteilt sein, dass über 50% Stimmrecht dem jeweiligen Land zusteht, zu dem die Bank gehört.

  7. das vollgeld ist inflationärer bullshit. man darf regierungen nicht die macht geben, geld zu schaffen, sonst werden sie diese macht nutzen um umverteilung mittels versteckter enteignung (über preisinflation) zu betreiben. es ist leichter zu drucken als neue steuern zu verkünden. der finanzbedarf eines sozialstaates ist niemals gesättigt, ständig fordert er neue mittel um die verwerfungen zu beseitigen, die überhaupt durch ihn erst entstanden sind. glaubt ihr, die (populistischen) politiker würden sich damit begnügen, die geldmenge jahr für jahr um die rate des potentiellen wachstums waschen zu lassen (das schreibt das vollgeldmodell vor)? viel eher würde man für „soziale“ zwecke natürlich gegen das interesse der „reichen“ eine „leicht“ inflationäre politik betreiben, und kleine krisen (für liberale nur heilungsphasen, wo die exzessive spekulation einen dämpfer bekommt), die natürlich „die armen überproportional hart treffen“ (bullshit) müssten auch „ausnahmsweise“ und „einmalig“ mit „konjunkturpaketen“ aus geschöpftem geld finanziert werden…
    klar, da bleibt auch was für ökologische zwecke übrig, zur „sicherung der nachhaltigkeit“ kann man ja auch immer etwas von der regel abweichen, denn der „klimawandel“ ist so eine „globale herausforderung“. und wo wir schon dabei sind, muss auch die verteidigung mit einer extraspritze gestärkt werden, denn wie wir wissen müssen wir auch international „solidarität zeigen“. vielleicht ist die bevölkerung anderer meinung, aber zur bedienung der druckerpresse braucht man sie ja glücklicherweise nicht.
    wenn die krisen dann immer wieder kommen und immer stärker werden, weil ja ihre ursachen nie bereinigt wurden und weil die zinsforderungen sich automatisch stets an die inflationsrate anpassen, dann müssen die maßnahmen „an die situation angepasst“ werden und die wirtschaft durch weitere regulierung „gezähmt“ werden, um die „herrschaft des kapitals“ zu brechen, denn zinsen, die über der inflationsrate liegen, stärken nur die „soziale ungerechtigkeit“ usw.

    das kreditgeld hat wenigstens noch eine art deckung durch die schuldverschreibung, das vollgeld ist nur papier, dass von der regierung mit einem annahmezwang versehen ist.

  8. Island (und damit die isländische Krone) befindet sich in einer gänzlich anderen Situation wie die EU Staaten.
    Das darf nicht unterschlagen werden.
    Es musste auch im früheren EU Raum ständig kaum gedecktes Geld geschaffen werden. Die Gründe sind bekannt: Kalter Krieg und der Systemwettbewerb zwischen Planwirtschaft und Merktwirtschaft. Da hat auch Island mitgemischt; die Sünden wurden auch dort begangen. Und das obwohl Island keine eigenen Streitkräfte unterhielt.
    Die Frage ist doch auch, was aus den wohlfeilen Vorschlägen zur künftigen Vermeidung des Erzeugens virtuellen Geldes genau geschlussfolgert werden sollte. Was denn genau?
    Das läuft doch dann auf meine alte Meinung hinaus, dass die seit 2008 schwelende Krise hätte ausgeschwitzt werden müssen!
    Wenn kein weiteres virtuelles Geld mehr entsteht, wer zahlt dann die Schulden zurück- und wann?
    Eben. Die jetzige Krise verschärft sich, weil entgegen der Hoffnung der EZB die Banken eben nicht dazu neigen, mehr Geld zu verleihen als sie von der EZB zur Verfügung gestellt bekommen. Da helfen leider auch keine sozialistischen Zwangsmaßnahmen, denn ein schlechter Schuldner wird nicht dadurch besser, das der Staat haftet. Denn dann könnte der Staat sofort das Geld aus dem Hubschrauber abwerfen.
    Und ein Stopp der Geldausweitung führt zu dem von mir schon 2008 gewünschten „Ausschwitzen“, mit dem üblichen Kollateralschaden. Wir werden sehen, ob der Inselstaat Island mit dieser jetzt beschlossenen Geldverknappung wird leben können, denn die isländischen Banken sind mit dem Euroraum eng verzahnt. In Summe: es gibt keine Insel der Glückseligen!
    Wie sagte doch Marx (der sich da auf Hegel berief): Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit.

  9. @ kuno
    Zitat: „Wenn kein weiteres virtuelles Geld mehr entsteht, wer zahlt dann die Schulden zurück- und wann?
    Eben.“

    Welche Schulden ?
    Da ALLE Geschäftsbanken i.d.R. völlig wertloses Fiatgeld als sog. „Kredite“ vergeben („verleihen“), was als Bilanzverlängerung bekannt ist, existieren i.d.R. KEINE realen Schulden und rein virtuelle Schulden, lassen sich auf Computern schnell mit ein paar Tasteneingaben „zurück zahlen“ bzw. löschen („Schuldenschnitt“) !
    Laut Paragraph 14 Bundesbankgesetz ist Buchgeld und damit auch völlig wertloses Fiatgeld hier bei uns überhaupt gar kein gesetzlich anerkanntes Zahlungsmittel !
    Das Vorhaben der Isländer ist damit für mich absolut überfällig und mit der neuen AIIB wird es in naher Zukunft ein zinsloses Geldsystem mit vollstädinger Deckung (Edelmetalle) geben und das ist GUT so !

  10. „Geld aus dem Nichts“… einer erfindet es und alle plappern es nach.
    Wenn man die „Geld aus dem Nichts“-Theorie genau betrachtet, entsteht diese „Geld aus dem Nichts“ bereits, wenn ich Bargeld auf ein Konto einzahle.
    1. Klare Begriffe verwenden. Das hilft weiter: Geld-Guthaben-Schulden.
    2. Nicht nur bis zur Bilanzverlängerung mitdenken und die Varianten im Interbankenhandel durchspielen.
    Sorry, aber wer bei 2. scheitert, der/die haben es nicht verstanden. Vollgeld ist keine Lösung. Guthaben und Schulden wachsen weiter exponentiell.

  11. @ Gerd

    Nur kurz, weil Ostern ist: Auch virtuelles Geld (das sind keine Geldscheine, sondern im PC erzeugte Summen) wird von der Bundesbank und der Bundesschuldenverwaltung als SCHULD geführt.
    Wäre das nicht so, könnte die Regierung jedem Steuerzahler die weitere Zahlung von Steuern erlassen. Weil es dann auf die Rückzahlung nicht mehr ankäme: Geld, das nicht als Schuld an sich geführt wird, muss deshalb niemand zurückzahlen.
    Weil das aber die Ganze Veranstaltung schlagartig beenden würde, weil die Geldillusion wegfiele, müssen Schulden immer zurückgezahlt werden. Man sollte auch nicht so tun, als sei das alles neu! Alles hatte nach dem Krieg 1918 und der finanziellen Knebelung durch die Sieger, die dadurch das Wilson Memorandum brachen, bis etwa 1927 stattgefunden.
    Wo sind denn die Milliarden Schulden von damals geblieben, wo die Kriegsschulden Frankreichs und Englands in den USA?
    Fragen über Fragen. Einfach so aus dem Bauch heraus argumentieren, wie das auch rote_Pille tut, ohne darüber ernsthaft gelesen und nachgedacht zu haben, bringt nichts.
    Hier empfehle ich als Einstiegslektüre: „Die Herren des Geldes“ von Liaguat Ahamed, erschienen im Finanzbuch Verlag.
    Da ist nicht nur von der tiefen Freundschaft des Hjalmar Schacht mit den Notenbankpräsidenten Englands und der USA die Rede, sondern auch, in welch äußerst prekären Situation es Schacht gelang die innnere und äußere Schuldensituation Deutschlands zu handhaben. Da dieses Buch ausgezeichnet wurde, hatte ich mir dieses im voringen Sommer gekauft und wurde nicht enntäuscht. In meiner Bibliothek befinden sich Aufsätze von Hjalmar Schacht, die ich im Antiquariat ersteigert habe.
    Nachdrucke gibt es nicht. Aber obiges Buch klärt auch darüber auf, dass Schulden immer zurückgezahlt werden müssen.
    Entweder durch Crash oder Währungsreform. Einfach unter den Tisch fallen lassen, geht nicht!

  12. wenn island die banken unter kontrolle bekommt, wäre das ein wunder,
    wenn es wirklich fruchten soll, müssen alle großen banken unter aufsicht und kontrolle gebracht werden, von sämtlichen staaten, aber sämtliche staatspräsidenten müssen ein sekret unterzeichnen, das sie schweigen, also frag ich mich, wer regiert die welt???

  13. Ich ziehe den Hut vor Island, seiner Bevölkerung und Politiker!
    Wo ein Wille, da ein Weg.

    Wer lange schweigt, wird lange für klug gehalten.
    Weisheit aus Island.

  14. @ eckmann peter

    Da wäre es aber bedeutend freiheitlicher, statt die Banken „unter Aufsicht und Kontrolle“ zu nehmen, einfach zu den geltenden Regeln in den siebziger Jahren zurück zu kehren!
    Das ist analog wie im Straßenverkehr: wenn das Rasen erlaubt ist, wie auf deutschen Autobahnen (einmalig in der Welt, trotz früherer Grünbeteiligung an der Regierung!) ist dann der Raser am Unfall allein schuldig, oder auch die Straßenverkehrsbehörde?
    Genauso ist es im Finanzwesen; was nicht ausdrücklich verboten ist, oder ausdrücklich wieder erlaubt wird (wie unter Kanzler Schröder mit dem Finanzmarktgesetz geschehen) wird dann von den Banken, aber auch den kleinen Spekulanten gemacht.
    Dazu bedarf es nicht einer sozialistischen Enteignung zugunsten der leistungslosen Aneignung durch Berufspolitiker!
    Man müsste lediglich zu den Finanzmarktregeln vor Gerd Schröder zurück.

  15. hat das kleine nordische land nicht eigentlich eine „exponierte sonderstellung “ , trotz der importe , aufgrund seiner Energieunabhängigkeit
    (geothermie) … ?

  16. Sehr guter Artikel!
    Ich bin Mitglied der Vollgeld-Initiative der Schweiz und fördere diesen Weg.
    Des weiteren bin ich ein Teil von vactum.com.
    Gerne würden wir dort diesen Artikel mit euer Erlaubnis veröffentlichen.
    Danke

    Gruss Michael von vactum.com

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