Gemeinschaftswährung in der Krise?
Einige nicht so bekannte Hintergründe des Euro


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Oftmals ist zu hören und lesen, dass dieser oder jener Staat aus der Eurozone austreten muss, dass der Euro den Frieden sichert oder ein Gegengewicht zum US-Dollar darstellen soll. Auf anderer Seite wird getrommelt: „Das Euro-Projekt ist gescheitert.“ Nichts davon stimmt.

euro goldman sachs
Euro Münzen, Bild: Gegenfrage.com

Die meisten von uns kennen die einstigen Parolen aus der Politik noch, die uns im Vorfeld der Euro-Einführung und bis heute immer wieder nahegelegt werden: 1) Durch die Währungsunion sollten die Konfliktparteien aus den Weltkriegen geeint werden, damit sich derartige „politische Konflikte“ niemals wiederholen („der Euro bedeutet Frieden“). Und 2) sollte durch die Gemeinschaftswährung ein wirtschaftliches Gegengewicht zum US-Dollar geschaffen werden.

Argument 1) lässt einige Fragen offen: Wenn der Euro die damaligen Konfliktparteien einen soll, warum sind Großbritannien, Polen und Russland keine Mitglieder der Union? Und wie hängt ein „politischer“ Konflikt, wie etwa der Zweite Weltkrieg, mit Währungen zusammen?



Leider werden in dem umfangreichen Bildungsplan über diese Zeit nur sehr wenig bis keine Worte über die damalige Geldpolitik verloren. Auch Argument 2) sorgt für Ungereimtheiten: Die US-Großbank Goldman Sachs war maßgeblich an der Fälschung von Zahlen und Statistiken des griechischen Haushalts beteiligt, damit Griechenland der Eurozone beitreten kann.

Goldman Sachs hat ganz sicher kein Interesse an irgendeiner Konkurrenz für den US-Dollar (s. Artikel: Bankenkartell und US-Militär: Zwei Branchen, eine Agenda). Dennoch wurde so lange vertuscht und verheimlicht, bis Griechenland der Union beitreten konnte. Angetrieben wurde das ganze vom späteren Goldman Sachs-Chef Lloyd Blankfein höchstpersönlich. Blankfein ist übrigens seit 2015 Milliardär.

Also warum wurde der Euro wirklich eingeführt?

Die Gemeinschaftswährung wurde tatsächlich für ganz andere Zwecke geschaffen. Der „Vater des Euro“ ist Robert Mundell, heißt es. Kein Europäer, sondern ein Amerikaner. Geboren in Kanada lehrte er 40 Jahre lang an der University of Chicago und erhielt für seine Arbeit einen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften.

Die Geburtsstunde des Euro schlug nicht in Brüssel, Berlin oder Paris, sondern in New York an der Columbia University. Professor Mundell rief die Idee der Schaffung einer gemeinsamen Währung in Europa mit Vertretern der britischen Thatcher-Regierung und der US-Regierung unter Ronald Reagan ins Leben.

Der Hintergedanke dabei war eigentlich ganz einfach. Um eine Schuldenkrise zu bekämpfen, gibt es auf nationaler Ebene drei gängige Möglichkeiten: Steuererhöhungen, Lohnsenkungen und Geldpolitik.

Steuererhöhungen und Lohnsenkungen sind bei den Wählern äußerst unpopulär, weshalb Krisen meist durch die Ausweitung der Geldmenge bekämpft und somit mehr oder weniger sanft auf den Schultern aller Bürger verteilt werden.

Piss auf die Armen-Wirtschaft

Neben dem Euro-Projekt gilt Mundell auch als Verfechter der angebotsorientierten Wirtschaftspolitik, auch als „piss on the poor economics“ (= piss auf die Armen-Wirtschaft, auf deutsch auch Pferdeäpfel-Theorie) bekannt.

Kurz erklärt: Sinkende Löhne und fallende Preise sollten Unternehmen dabei helfen zu wachsen, was sich wiederum positiv auf den Arbeitsmarkt und damit auf die Wirtschaft des entsprechenden Landes auswirken sollte.

Viele Ökonomen warnten in der Vergangenheit vor einem Beitritt von Ländern wie Griechenland zur Eurozone ohne eine strukturelle Anpassung der Schulden und bezeichneten dies als „Rezept für eine Katastrophe“. Die Top-Wirtschaftsberater von Reagan („Reaganomics“) gaben später zu, dass die angebotsorientierte Wirtschaftspolitik nicht funktioniert.

Helmut Kohl und der Euro

Auch die Wirtschaftsberater der Kohl-Regierung wiesen zwischen 1994 und 1998 warnend darauf hin, dass Griechenland nach der Einführung des Euro mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 Prozent nach nur 18 Monaten zahlungsunfähig sein würde.

Bereits 1990 wurde die Bundesregierung von der deutschen Botschaft in Rom vor wachsenden Problemen der italienischen Wirtschaft gewarnt, auch das italienische Defizit dürfe nicht ignoriert werden.

Nur drei Monate später verkündete die italienische Regierung ihren bevorstehenden Beitritt zur Währungsunion. Später gab Helmut Kohl zu, den Euro wie ein Diktator eingeführt zu haben, da sich die Mehrheit der deutschen Bevölkerung zu dieser Zeit gegen die gemeinsame Währung aussprach.

Warum wurde der Euro also trotzdem eingeführt, obwohl die Probleme schon viele Jahre zuvor bekannt waren? Der Euro ist unflexibel, was bedeutet, dass die Mitgliedsstaaten mit einer Wirtschaftskrise oder Rezession nicht mehr in Eigenregie geldpolitisch umgehen können.

Weitere Möglichkeiten der Bewältigung einer Wirtschaftskrise sind die Lockerung der Arbeitnehmerrechte, die Senkung von Steuern für Unternehmen oder auch eine Verringerung der Wettbewerbsvorschriften für Unternehmen (z.B. durch TTIP).

Privatisierungen

Doch gibt es noch eine weitere sehr unschöne, jedoch inzwischen immer häufiger genannte Möglichkeit, um die Staatsfinanzen aufzupolieren: Privatisierungen. Diese bescheren Unternehmen, unter anderem oben genannter Großbank Goldman Sachs, günstige Schnäppchen und dehnen den Einflussbereich der Finanzbranche weiter aus.

„Der Euro sollte Europa eine Schock-Doktrin-Zwangsjacke auferlegen, damit die großen Banken, die in Griechenland und anderen Ländern die Strippen ziehen, öffentlichen Besitz, Vermögen und natürliche Ressourcen plündern können“, schreibt der Washingtons Blog.

Ein wirtschaftlich starkes Land, wie beispielsweise Deutschland, blockiert natürlich monetäre Maßnahmen zur Bekämpfung der Krise in anderen Ländern, was die Zerstörung der Wirtschaft in diesen Ländern weiter beschleunigt. Ein Freischein zur Ausplünderung von Staaten durch die Finanzbranche.

„Ergibt die Zerstörung der griechischen Souveränität nun ein wenig mehr Sinn?“, so der Washingtons Blog. Jedenfalls kann man sich die bisherigen, anscheinend unlogischen Vorgänge etwas leichter erklären und versteht nun auch, warum ein Austritt aus der Eurozone ein absolutes Tabu ist.

Der Guardian schrieb 2012 dazu: „Die Idee, dass der Euro gescheitert ist, ist gefährlich naiv. Der Euro tut genau das, was seine Gründer und die wohlhabenden 1% – die ihn eingeführt haben – vorhergesagt und geplant haben.“

17 Comments

  1. Kurz und knapp: Der EURo war Frankreichs Bedingung für die Zustimmung zur deutschen Wiedervereinigung. Mehr gibt es dazu eigentlich nicht zu sagen, aber wenn man nach dem ‚Warum‘ für diese Chaoswährung fragt, dann sollte man es erwähnen. Um, O-Ton des seinerzeitigen französischen Staatspräsidenten Mitterand, der Bundesbank die Hände auf den Tisch zu nageln, damit sie nie wieder gegen den ‚heilgen‘ Franc würde spekulieren können. Solch edle Motive waren die Hebammen des EURo, und demnächst wird er Frankreich und voher Italien zerreißen. Politnarren haben immer Hochkonjunktur, der Verstand nie.

  2. Werbelink:



  3. Unmittelbar nach Einführung des Euro hat Schröder den deutschen Arbeitsmarkt reformiert und damit Deutschland Exportvorteile verschafft. Damit konnte Deutschland zwar vorüber kräftig exportieren, allerdings auf Kosten der anderen Mitgliedstaaten der Währungsunion.

  4. @ Hans, ohhhh, die Mitgliedsstaaten tun mir ja so leid!
    In anderen Ländern würde man dich Nestbeschmutzer nennen, hier in DE bist du eher einer von den gutmenschen.

    Dass Schröder den Arbeitsmarkt reformierte und DE daraufhin kräftig den Export schürte mag ja durchaus zu Lasten der Mitgliedsländer in EU gehen, es geht in erster Linie aber zu LAsten der Reformierte, nämlich der Arbeitnehmer! Reallohnzuwäches seit €-Einführung in DE = NULL, in F = 44%, kannste gerne nachlesen unter querschuesse.de
    Da ist es mir als AN ziemlich egal, ob F, GR oder P ins Garas beißt, wenn ich selber die A-Karte habe.
    Das ganze nennt sich nämlich Kapitalismus!

  5. Ja genau das tut der Euro .Er nimmt die Souvränität der einzelnen Staaten und versklavt die dort lebenden Menschen.Das ist die Aufgabe des Euro.Wenn man den Gläubigern anbieten wollte, die Schulden in Euro zu bezahlen,so würden sie den Euro ablehnen aber nicht die Sklaven.

    Warum ?

    Um die Erde und ihre Rohstoffe effektiv zu kontrollieren, kontrolliere mittels Smarter Technik die Menschen die zu den Rohstoffen wollen.

    Was gibt es besseres als Sklaven die Rohstoffe brauchen, die aber scheinbar glauben, das sie in ihrer Lohnabhängigkeit Frei sind und dabei noch nicht einmal ein Portmonnaie haben um sich die Freiheit zu erkaufen aber ein Konto ohne Bankgeheimnis.

    Lohnabhängig und ohne Lohntüte und nur ein Konto bei einer Bank ohne Bankgeheimnis, dann ist das so als wenn mein Portmonnaie bei der Bank irgend ein X-beliebiger Dritter hat, den ich nicht kenne und jeder Gangster sieht rein ob noch was zu holen ist.

    Am 1. April 2005 verschwand das Bankgeheimnis in Deutschland nun vollständig.

    Hauptbetroffene sind Rentner, Erben, Studierende, Empfänger von ALG I+II(HartzIV), Sozialgeld, BAföG, Kindergeld und Wohngeld.

    Ein Anfangsverdacht oder ein richterlicher Beschluss sind dann nicht mehr nötig.

    Fünf Tage vor Weihnachten, am 19. Dezember 2004 wurde dieses Gesetz heimlich still und leise von Hans Eichel im Bundestag eingebracht und vollzogen. Die beste Demo gegen Kernkraft ist,wenn man sich den Strom mit Solar oder/und Wind oder Bachlauf,wenn möglich selbst macht.Der beste Widerstand gegen eine Diktatur ist es, wenn man sich so viel wie möglich das nötige zum Leben selbst macht.

  6. Man kann von der Person und Partei halten was man will, diese Rede (Gysi vor der Euro-Einführung1998) passt zum Artikel.

    mfg Mitleser

  7. Guter Artikel !
    Egal welche Maßnahmen ergriffen werden, sie bringen nichts !
    Solange die BANKEN nicht in Zaum gebracht werden, werden sie uns kaltblütig ausplündern.
    Auch rigoroses “ Kaputtsparen “ hilft nichts, denn die BANKEN verzocken ein Vielfaches der eingesparten Beträge.
    Die BÄNKER, also die Vorstände und Aufsichtsräte gehören hinter Schloß und Riegel. Wenn, dann aber weltweit !
    Georg Schramm hat sich sehr treffend darüber ausgelassen :

    MfG grillbert aus Hamburg.

  8. Kohl soll dem dem EURO ja zugestimmt haben damit(Frankreich?)der Wiedervereinigung zustimmt…

    Worüber nienand berichtet erzählte uns der bekannteste Ökonom Deutschlands HANS WERNER SINN schon 2012.

    Deutschland muss für die Schulden der Südländer HAFTEN!Und das sind wahnsinnige 12 BILLIONEN(!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!).

  9. Hinter der Euroeinführung stehen eher die Strategien von Zbigniew Brzeziński, nämlich:
    Streue so viel Zwietracht und Neid unter Deine Gegner, damit sie mit sich selbst beschäftigt sind.
    Und es läuft wie geschmiert.

    Viele Grüße aus Andalusien
    H. J. Weber

  10. Der Euro schafft Unfrieden und zwar deshalb, weil eine Abwertung wettbewerbsschwächerer Länder nicht möglich ist.
    Für Italien, Portugal und Griechenland ist der Eurokurs gegenüber dem Dollar oder dem Yen oder dem Renminbi zu hoch. Für Deutschland, Österreich, die Niederlande eher zu niedrig. Im Falle Frankreichs überwiegen ebenfalls die negativen Einflüsse, obwohl die französische Industrie etwa zur Hälfte wettbewerbsfähige Produkte herstellt.
    Jeder von uns weiß, ohne das googeln zu müssen, dass Frankreich den Franc, Italien die Lira und GB das Pfund in den Jahrzehnten gegenüber der DM mehrmals abwerten musste. Da das seit 1999 nicht mehr möglich ist, erleiden diese Länder Einbußen an Exporterlösen. Deshalb schreien nicht nur die USA unter Trump, sondern auch diese europäischen Länder: Deutschland profitiere ungerechtfertigt vom Euro, exportiere zuviel und solle gefälligst weniger exportieren oder für die Verluste der Anderen einen Ausgleich zahlen. Das schafft Unfrieden, siehe oben meinen Eingangssatz. Die britische Regierung ist intelligenter und weiß, dass die Weltwirtschaft vor einer neuen Weltwirtschaftskrise steht und trat nie dem Euro bei und behielt so alle Möglichkeiten der Abwertung es britischen Pfund, falls die Exporterlöse einbrechen sollten.

  11. Sozialausgaben von 430-Milliarden Euro auf 1000-Milliarden
    gestiegen !
    Und die Schuldenuhr läuft rückwärts ???
    Und klar,2007/08 dieser wunderbare Fake-Boom…

  12. Die Schuldenuhr läuft deshalb in der Tat leicht rückwärts, weil die weltweite Enteignung aller Sparguthaben infolge extrem niedriger Zinsen läuft. Es findet also eine Vermögensumschuldung von den Sparern zu den Banken und dem Staat statt.

  13. Der Euro hatte mehrere Väter.
    Der entscheidende Umstand aber war die Weigerung der französischen Regierung 1989 einer deutschen Wiedervereinigung zuzustimmen.
    Es sei denn, die Bundesrepublik verlöre den entscheidenden Trumpf: die DM.
    Kohl gab daher für die Zustimmung Frankreichs die DM her und der französische Wirtschaftsminister jubelte kurz nach Einführung des Euro: „das ist ein neues Versailles für die Deutschen, aber diesmal ohne Krieg!“
    Das hatten die linken Luder in Deutschland natürlich nicht begriffen, denn das hätte Verstand vorausgesetzt.
    Auch Gysi, der angeblich einen Sachverstand besitzen soll,
    äußerte sich nicht kritisch zur Einführung des Euro 1999 als Buchgeld.

  14. Blah..blah…blah……
    Der einzige Zweck des Euro ist es, dass ab Einführung kein europäischer Nationalstaat mehr geldpolitisch unabhängis ist!
    Und das passt ganz genau zum Ziel, nämlich der Zerstörung aller europäischen Nationalstaaten, um einen europäischen Einheitsstaat zu schaffen.
    Diktatorisch geführt natürlich.
    Der wiederum ist die Blaupause zur Weltregierung.
    Und die Weltregierung wird von den Bankbesitzern gestellt werden, die all das im Hintergrund geplant und eingefädelt haben.
    Nix gut das.
    Garnix gut!

  15. Neun Länder der EU haben den Euro bis heute noch nicht eingeführt. In unserem Nachbarland Tschechien zum Beispiel zahlen die Menschen mit Kronen, in Polen mit Zloty. Auch die Länder Dänemark, Schweden, Bulgarien, Kroatien, Rumänien und Ungarn zahlen nicht mit Euro. Auch das Land Großbritannien, das bald aus der EU austreten wird, hat immer seine eigene Währung behalten.

    Viele Grüße aus Andalusien
    H. J. Weber

  16. Weil der Sinn des Euro darin bestand, die DM abzuschaffen.
    Frankreich hat zwar den letzten Weltkrieg verloren, bildet sich aber ein diesen gewonnen zu haben.
    Dazu passt nur nicht die Schwäche der französischen Industrie und daraus folgend die Schwäche des Franc.
    Wie ich schon schrieb, war die Voraussetzung für die französische Zustimmung zur Wiedervereinigung die Preisgabe der DM, welche dann 1999 erfolgte.

  17. Wenn der famose Herr Mundell wirklich eine Tolle spielte,
    warum hat dann die britische Regierung zu keinem Zeitpunkt erwogen, daran teilzunehmen?

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