Am 20. Juli 1945 begann Operation Paperclip bzw. Operation Overcast. Im Rahmen dieses Programms brachten die USA nach dem Zweiten Weltkrieg mindestens 1.600 deutsche Wissenschaftler in die Vereinigten Staaten.
An diesem Tag im Jahr 1945 begann die erste Phase des geheimen Rekrutierungsprogramms, genannt „Operation Paperclip“, bzw. „Operation Overcast“. Ziel war es, die besten deutschen Forscher und führende Industrielle in die USA zu holen.
Zunächst unter dem Vorwand, „den japanischen Krieg zu verkürzen und unsere militärische Nachkriegsforschung zu unterstützen“. Im September 1946 genehmigte Präsident Truman die Operation Paperclip offiziell und erweiterte sie auf eintausend deutsche Wissenschaftler in „vorübergehendem, begrenztem militärischem Gewahrsam“.
Man werde die „besten deutschen Gehirne, die uns Jahre voraus sind“ nicht den Russen überlassen, so hieß es. US-Generäle waren eingeteilt, um in Deutschland sogenannte „Fachleute ohne Schuld“ ausfindig zu machen. „Ohne Schuld“ waren anscheinend automatisch jene Forscher mit dem größten militärischen Nutzen für die USA.
„Ohne Schuld“
Über die Medien ließ man verkünden, dass es sich nicht um Nazis handelte. Dies entsprach jedoch alles andere als der Wahrheit. So wurde etwa SS-Sturmbannführer Wernher von Braun (Konstrukteur der V2-Abwehrrakete) bereits frühzeitig in die USA gebracht, wo er später die Mondrakete konstruierte.
Oder auch Arthur Rudolph (Entwickler der Aggregat 4-Rakete), seit 1931 NSDAP-Mitglied und enger Mitarbeiter von Wernher von Braun. Ebenso Kurt Debus, deutscher SS-Experte für Raketenstarts. Oder Ludwig Roth, Entwickler der Wasserfall-Rakete während des Zweiten Weltkriegs.
Doch nicht nur Techniker und Ingenieure, sondern auch deutsche Ärzte waren beim Pentagon heiß begehrt. Unter anderem der bekannte Luftfahrtmediziner Hubertus Strughold, der seit 1935 für das Reichsluftfahrtministerium arbeitete.
Auch die Sowjetunion rekrutiert tausende Wissenschaftler
Insgesamt wurden mehr als 1.600 deutsche Wissenschaftler in die USA gebracht. Einige von ihnen gingen freiwillig in die USA, die meisten jedoch mussten ihre Heimat gegen ihren Willen verlassen.
Doch auch Frankreich, Großbritannien und die Sowjetunion griffen beherzt zu: So wurden etwa im Zuge der Operation Ossawakim allein in der Nacht vom 21. auf den 22. Oktober 1946 mindestens 2.000 deutsche Wissenschaftler und Ingenieure inklusive ihrer Familien gegen ihren Willen aus der Sowjetischen Besatzungszone in die Sowjetunion gebracht.
Alle Sieger, d.h. auch England und Frankreich „bedienten“ sich an deutschen Wissenschaftlern. Die Franzosen hatten z.B. das Manko, dass die meisten Deutschen nicht freiwillig in französische Dienste treten wollten. Bei den USA war das noch anders, da überwog die Neugier, auch die Verlockung durch Geld.
Die französischen Werber mussten oft genug Zwang anwenden, wie Bruno Bandulet in seinem vor zwei Jahren erschienenen Buch „Beuteland“ beschreibt. Das geschah meistens so, dass man dem Fachmann, den man unbedingt haben wollte, eröffnete er habe sich durch die Mitarbeit an „Hiters Waffen“ schuldig gemacht. Aber durch die Arbeit in Frankreich (oder in England) könne diese Schuld wieder ausgeglichen werden.
Nicht anders gingen die Sowjets in ihrem Machtbereich vor.
Es soll sogar vorgekommen sein, dass deutsche Fachleute in den Westzonen auf der Straße weggefangen und in die SBZ verbracht wurden- und von dort aus gleich in die Sowjetunion.