An diesem Tag
15.11.1957: Moskau fordert Washington zum „Raketen-Wettbewerb“ auf


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Am 15. November forderte die Sowjetunion die Vereinigten Staaten zu einem „Raketen-Wettbewerb“ auf. Die USA fielen im damaligen Wettrüsten immer weiter hinter die Sowjetunion zurück.

Chruschtschow Raketen-Wettbewerb USA
Chruschtschow Raketen-Wettbewerb USA, Bild: Gegenfrage.com

An diesem Tag im Jahr 1957 sagte der sowjetische Führer Nikita Chruschtschow in einem langen Interview mit einem amerikanischen Reporter, dass das sowjetische Raketenprogramm fortgeschrittener sei, als das der Vereinigten Staaten. Um seine Aussage zu untermauern, forderte er die USA zu einem „Raketen-Wettbewerb“ auf.

Das Interview schürte weiter die Befürchtungen in den Vereinigten Staaten, dass die Nation im Wettrüsten gefährlich hinter den Sowjets zurückblieb. Chruschtschows außenpolitische Taktik war es Ende der 1950er Jahre, sich prahlerisch und kampfbereit zu präsentieren und gleichzeitig nach einer „friedlichen Koexistenz“ mit dem Westen zu streben.



Er betonte die Überlegenheit sowjetischer Raketen und behauptete, die Vereinigten Staaten hätten keine Interkontinentalraketen. „Wenn sie die hätten“, höhnte der russische Anführer, „hätten sie ihre eigene Sputnik gestartet.“

Die Herausforderung

„Lasst uns einen friedlichen Raketenwettbewerb bestreiten, so etwas wie ein Gewehrschießen. Dann werdet ihr es selbst sehen.“ Als es im Interview um die Zukunft der Beziehungen zwischen Ost und West ging, erklärte Chruschtschow, dass das amerikanische und das sowjetische Volk beiderseits den Frieden wollen.

Er sagte, dass die Sowjetunion niemals einen Krieg beginnen würden, doch warnte er gleichzeitig davor, dass „einige Verrückte“ durchaus einen Konflikt auslösen könnten. Damit meinte er vermutlich insbesondere den damaligen US-Außenminister John Foster Dulles, der wenige Wochen zuvor an einem Putschversuch in Syrien mitwirkte, welchen Moskau jedoch durch beherztes Eingreifen verhinderte.

Im Falle eines Kriegs gegen die USA, so Chruschtschow, würde „auf dem amerikanischen Kontinent gekämpft werden, der von unseren Raketen erreicht werden kann.“ Die NATO-Streitkräfte in Europa wären chancenlos und Europa würde sich in einen riesigen Friedhof verwandeln, so der sowjetische Führer weiter.

Zwar werde die Sowjetunion ebenfalls schwer unter einer solchen Konfrontation leiden, doch würden die Kräfte des Kommunismus den Kapitalismus endgültig zerstören.

Gaither Report

Chruschtschows Bemerkungen kamen nur wenige Tage, nachdem der Gaither Report der Presse in den Vereinigten Staaten zugespielt worden war. Der Bericht unterstützte viele der Behauptungen des russischen Führers und stellte fest, dass die Vereinigten Staaten im Wettrüsten weit hinter die Sowjets zurückfielen.

Kritiker der Außenpolitik von Präsident Dwight D. Eisenhower, insbesondere der Demokratischen Partei, gingen in den Angriff. Die öffentliche Debatte über die angebliche „Raketenlücke“ zwischen den USA und der Sowjetunion war in den 1960ern ein maßgebliches Thema in der US-Politik, z.B. während des Präsidentschaftswahlkampfs 1960 zwischen John F. Kennedy und Richard Nixon.

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