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18.03.1945: Bomben auf Berlin


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Am Morgen des 18. März 1945 erfolgte der schwerste der insgesamt 363 Angriffe auf Berlin während des Zweiten Weltkriegs. 1.250 US-Kampfflugzeuge warfen an jenem Sonntag zwischen 3.000 und 4.000 Tonnen Brandbomben über der Stadt ab.

Berlin Luftangriffe 1945
Berlin Luftangriffe 1945, Bild: Gegenfrage.com

Die USA hatten sich seit 1943 auf die Luftangriffe gegen deutsche Städte vorbereitet, so auch auf Berlin. In der Wüste in Utah wurden sogar ganze deutsche Wohngebiete, wie etwa die dicht besiedelten Berliner Arbeiterviertel Kreuzberg und Wedding, vom deutschen Architekten Erich Mendelson nachgebaut, „German Village“ genannt, um die Wirkung der Brandbomben zu perfektionieren.

Aufgebaut wurde die Stadt von Zwangsarbeitern, meist Häftlingen. Die Wohnungen wurden sogar mit deutschen Möbeln eingerichtet, um nichts dem Zufall zu überlassen. Zudem wurde ein Experte für deutschen Holzrahmenbau von der Harvard Architecture School hinzugezogen.



So wurden städtische Mehrfamilienhäuser („Mietskasernen“) nachgebaut, welche typisch für Berlin waren. Um das nasskalte Wetter in Deutschland nachzustellen, begossen US-Soldaten die Testobjekte regelmäßig mit Wasser.

Auch japanische Wohnviertel wurden aufgebaut und die Gebäude dann mit Hinoki-Holz und Strohmatten eingerichtet. Zwischen Mai und September 1943 wurde „German Village“ drei mal mit Brandbomben eingeäschert und wieder aufgebaut, um den geplanten Feuersturm in Berlin genau durchzuspielen.

Das US-Militär gab später an, dass man „ausschließlich militärische Ziele“ zu treffen beabsichtigte. Die Engländer äußerten hingegen, dass man mit den Bombardements „dem deutschen Industriearbeiter sein Dach über dem Kopf nehmen wollte.“

Erste Angriffe treffen Bahnhöfe

Der Luftangriff begann um 10:57 Uhr. Zunächst wurde der Bahnhof Gleisdreieck zerstört, auch der Görlitzer Bahnhof war nach den Angriffen nicht mehr benutzbar. Der Schlesische Bahnhof und der Stettiner Bahnhof wurden zerstört, sowie einige Industriegebiete im Norden Berlins.

Nach offiziellen Zahlen starben von den insgesamt 4,5 Millionen Einwohnern Berlins nur 25.000 Menschen durch das Flächenbombardement, einige unabhängige Quellen schreiben hingegen von vielfach höheren Opferzahlen.

Bei allen 363 Bombardements Berlins durch Briten und Amerikaner seien zusammengerechnet 60.000 Menschen ums Leben gekommen, heißt es heute. In der Stadt befanden sich am 18. März „nur“ 2,8 Millionen Menschen, da die deutsche Regierung zuvor Teile Stadt hatte evakuieren lassen. Nur zwei Prozent davon konnten in Bunkern untergebracht werden.

Der Angriff dauerte bis 12:45 Uhr. In diesen knapp zwei Stunden des Flächenbombardements wurden 3.000 bis 4.000 Tonnen Bomben über der Hauptstadt abgeworfen. Ziel der Operation war, „dem deutschen Widerstand das Rückgrat zu brechen“. Die massiven Luftangriffe auf Zivilisten sollte die Bevölkerung demoralisieren.

Amerikaner und Briten unzufrieden

612.000 Wohnungen wurden durch die Luftangriffe zerstört, Hunderttausende Berliner waren obdachlos. Doch trotz der schweren Zerstörungen in der Stadt waren die Briten und US-Amerikaner unzufrieden mit der Wirkung. Berlin leistete erheblichen Widerstand, von einer Kapitulation war man augenscheinlich noch immer weit entfernt.

Zudem brannten die Häuser dank ihrer Bauweise nicht vollständig aus, wie man es zuvor in Hamburg, Dresden oder auch in japanischen Städten wie Tokio oder Nagoja erfolgreich hinbekommen hatte. Für einen Feuersturm waren u.a. Berlins Straßen zu breit.

Der Zusammenbruch der deutschen Hauptstadt erfolgte letztlich erst mit dem Eintreffen der Roten Armee der Sowjetunion, die die Stadt nach schweren Häuserkämpfen einnahm. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erfolgten durch alliierte Soldaten zahlreiche Übergriffe auf die Bürger, insbesondere durch die Russen.

Man geht von bis zu zwei Millionen Vergewaltigungen deutscher Frauen aus, 100.000 davon allein in Berlin. Der britische Guardian schrieb 2002, dass die Rotarmisten „jede deutsche Frau zwischen acht und 80 Jahren“ zu vergewaltigen versuchten.

Die Historikerin Miriam Gebhardt gab während einer Sendung im Deutschlandfunk eine vorsichtige Schätzung von 860.000 Vergewaltigungen durch die Besatzer an. Geahndet wurden lediglich Einzelfälle. Etwa wenn schwarze US-Soldaten weiße Frauen vergewaltigten, da dies auf die Gesellschaft in den USA verstörend wirkte.

Moral Bombing

Der erste Angriff auf Berlin erfolgte übrigens am 25. August 1940 durch die britische Royal Air Force. Durch das sogenannte „Moral Bombing“ (Flächenbombardements auf nicht-militärische, dicht besiedelte Wohnbezirke) hoffte der britische Premierminister Winston Churchill, die Bevölkerung gegen ihre Regierung aufzubringen, heißt es.

Ein Moral Bombing erzielte jedoch niemals in der Menschheitsgeschichte die von Churchill propagierte blumige Wirkung, so auch nicht in Berlin. Die Zivilisten dachten nach der Zerstörung ihrer Häuser und der Tötung von Freunden, Kollegen und Verwandten nicht über freie Wahlen oder gute und böse Politiker nach, sondern über ihre persönliche Zukunft ohne Haus, Besitz und Nahrung.

Von Beginn an verlangte Churchill von seiner Royal Air Force, „jede Hunnenecke jede Nacht“ zu bombardieren (dieses Zitat stammt aus 1941). Übrigens zählten nicht nur regierungstreue Bürger zu den Opfern der britischen und amerikanischen Luftangriffe, sondern gleichermaßen auch jüdische und andere Zivilisten. Hier mochte man anscheinend nicht differenzieren.

Zudem sind Angriffe auf Zivilisten illegal und waren es laut Haager Landkriegsordnung auch damals schon. Diese besagt, dass es verboten ist, „unverteidigte Städte, Dörfer, Wohnstätten oder Gebäude, mit welchen Mitteln es auch sei, anzugreifen oder zu beschießen.“

US-Luftangriffe ab 1944

Ab 1944 begannen die USA, tagsüber Berlin aus der Luft anzugreifen. Nachts warfen die Briten ihre Bomben ab. Über keiner anderen deutschen Stadt gingen mehr Bomben nieder, als in Berlin. Die Bewohner der Stadt hatten aus diesem Grund praktisch niemals Ruhe. Die Angst wurde zum „öffentlichen Zustand“, schrieb der Berliner Historiker Jörg Friedrich.

Doch bereits Ende 1943 lebten durch britische Bombardierungen insgesamt 500.000 Obdachlose in Berlin. Die Berliner scherzten und bezeichneten die Metropole als „Stadt der Warenhäuser“ – „hier waren Häuser, da waren Häuser“.

William Shirer, amerikanischer Kriegskorrespondent in Berlin, bezeichnete die deutsche Luftabwehr als „größtes Flakfeuer, das ich jemals gesehen habe … Doch war es seltsam wirkungslos.“ Nicht ein Flugzeug der Briten sei getroffen worden.

Bei der Zerstörung Berlins kamen die sogenannten Mosquitos zum Einsatz, extrem schnelle und hoch fliegende britische Jagdflugzeuge. Der Schaden in der Stadt blieb zwar relativ gering, doch zeigte sich die Berliner Bevölkerung fassungslos, da die deutsche Regierung einen solchen Vorfall von Beginn an ausgeschlossen hatte.

Quellenangaben anzeigen
Deutschlandfunk, WW2Today, Quora, Guardian, BBC, Real historical Photos, (Berlin 1945)
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