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23.07.1757: Österreichische Truppen zerstören Zittau


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Am 23. Juli 1757 zerstörten österreichische Truppen während des Siebenjährigen Kriegs das von Preußen besetzte Zittau. Die Soldaten beschossen die Stadt stundenlang mit glühenden Eisenkugeln und legten sie damit in Schutt und Asche. Rund 75 Prozent aller Gebäude wurden zerstört, darunter das Rathaus mit seinem Archiv, die Hauptkirche St. Johannis und Bürgerhäuser mit wertvollen Sammlungen.

Siebenjähriger Krieg Österreich Zittau
Siebenjähriger Krieg Österreich Zittau, Bild: Gegenfrage.com

Zahlreiche Stadtbewohner kamen bei dem Angriff ums Leben, indem sie in ihren Kellern erstickten oder von herabstürzenden Steinen und Brettern erschlagen wurden. Der Angriff hatte keinerlei militärischen Nutzen, selbst Jahre später war der Grund für die Attacke ohne jegliche Vorwarnung unbekannt.

Von den dort stationierten 10.000 preußischen Soldaten waren zuvor alle bis auf 800 abgezogen worden, die sich ab 21 Uhr in ihre Quartiere zurückzogen. Die Straßen waren überfüllt mit Pferden und Wagen, nur sehr wenige Positionen in Zittau wurden rund um die Uhr bewacht.

Erste Warnschüsse

Um die verbliebenen preußischen Truppen zum Rückzug aus der Stadt zu bewegen, feuerten österreichische Soldaten aus mehreren Richtungen Leuchtkugeln auf Zittau ab, die aber allesamt in zu großer Höhe hochgingen und darum keinen Schaden anrichteten.



Die Einwohner wurden dadurch teilweise unruhig, man erwartete jedoch insgesamt nur einen Beschuss der Tore und Stadtmauern. Andere vermuteten in der Aktion einen freundschaftlichen Scherz, da man die Österreicher für befreundet hielt. Niemand ahnte, dass die komplette Stadt dem Erdboden gleichgemacht werden sollte.

Die Bevölkerung erhoffte sich von den Österreichern eher eine Befreiung aus der preußischen Herrschaft. Eine zweite Aufforderung, die Stadt zu übergeben, wurde am 23. Juli erneut abgelehnt. Um 10 Uhr morgens begann das Bombardement und sollte sechs Stunden lang andauern.

Die Bombardierung

Für den Beschuss wurden glühende Kugeln in die Stadt katapultiert, die beim Einschlag in viele kleine glühende Splitter zerbrachen, welche umher flogen und riesigen Schaden anrichteten. Binnen 15 Minuten gab es neun Brandherde. Ein Gebäude nach dem anderen fing Feuer und schon bald glich die gesamte Stadt einem Flammenmeer.

Erschwerend kam hinzu, dass alle Tore um die Stadt verschlossen waren, sodass die Einwohner nicht fliehen konnten. Überall schlugen glühende Geschosse, brennende Balken oder Ziegel von den Dächern ein.

Eine Zuflucht bot zunächst der stabil gebaute Bogengang des Zittauer Rathauses, doch auch hier gingen nach kurzer Zeit glühende Eisenkugeln nieder. Andere Bürger konnten in weniger stark beschossene Randgebiete und Vorstädte flüchten. Bewohner der Vorstädte berichteten von bis zu 80 Flüchtlingen in nur einer Wohnstube.

Flucht aus der Stadt

Die in der Stadt befindlichen preußischen Besatzer öffneten um 11 Uhr das Webertor, um aus der Stadt zu fliehen, obwohl diese den Befehl erhalten hatten, die Stadt bis zum letzten Mann zu verteidigen, anderenfalls drohe die Hinrichtung. Dies galt ebenso für die Einwohner Zittaus.

Dennoch stürmten alle zum Tor und quetschten sich hindurch, der Andrang soll gigantisch gewesen sein. Am Nachmittag war die Stadt nur noch ein glühender und qualmender Schutthaufen, auch abends war es aufgrund der Hitze und der herabstürzenden Trümmer noch schwer, sich in der Stadt aufzuhalten.

270 flüchtende preußische Soldaten gerieten in Kriegsgefangenschaft. Die Einwohner der Stadt wurden in den folgenden Tagen von österreichischen Soldaten mit Schlagwaffen misshandelt, niedergeschossen, beschimpft oder ausgeraubt.

Am 24. Juli bestand Zittau nur noch aus schwarzen Ruinen und riesigen Aschehaufen, die teilweise noch immer brannten. Der Angriff löste in ganz Deutschland Entrüstung und Mitleid aus. Einen militärischen Nutzen gab es für keine der Kriegsparteien, einzige Leidtragende waren die Einwohner Zittaus.

Die grundlose Zerstörung Zittaus war innerhalb und außerhalb der deutschen Bevölkerung noch für viele Jahrzehnte stark verpönt.

Siebenjähriger Krieg

Im Siebenjährigen Krieg, der von 1756 bis 1763 andauerte, kämpften alle europäischen Großmächte gegeneinander. Auf der einen Seite standen Preußen, Großbritannien, Portugal und Verbündete. Auf der anderen Seite die kaiserliche österreichische Habsburgermonarchie, Frankreich, Schweden, Russland und das Heilige Römische Reich.

Auch viele weitere, kleinere Staaten waren an den Kämpfen beteiligt, ebenso Teile Nordamerikas, Afrikas und Asiens, weshalb der Konflikt in englischsprachigen Quellen oftmals auch als Weltkrieg bezeichnet wird. Insgesamt ließen 320.000 preußische und 160.000 österreichische Zivilisten im Siebenjährigen Krieg das Leben.

Im Jahr 1763 schlossen Großbritannien und Portugal mit Frankreich und Spanien den Frieden von Paris und stellten den Vorkriegszustand wieder her. Preußen stieg nach dem Krieg zur fünften Großmacht in Europa auf.

Quellenangaben anzeigen
Johann Gottlieb Korschelt (1877, PDF), French Army, http://www.zittau.eu/3_portrait/geschichte/1757.htm (nicht mehr online)
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