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10.05.1930: USA planten Krieg gegen Großbritannien (War Plan Red)


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Der „War Plan Red“ vom 10. Mai 1930 war ein hochoffizieller und streng geheimer Angriffsplan der Vereinigten Staaten auf Großbritannien.

War Plan Red
War Plan Red, Bild: Gegenfrage.com

Am 10. Mai Jahr 1930, neun Jahre vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, wurde in den USA der „War Plan Red“ zur Beseitigung aller britischen Landstreitkräfte in Kanada erstellt. Dieser sah vor, die Handlungsfähigkeit der Briten auf dem nordamerikanischen Kontinent zu zerstören und damit das British Empire in die Knie zu zwingen.

Dies geht aus einem 94-seitigen Dokument hervor. Zu finden ist es in den US National Archives, das der Öffentlichkeit erstmals im Jahr 1974 zugänglich gemacht wurde. Darüber hinaus plante man Bombenangriffe auf wichtige industrielle Ziele.



Auch einen Einsatz von Chemiewaffen planten die US-Militärs unter der Leitung von General Douglas MacArthur, einem der berühmtesten Top-Soldaten in der Geschichte der US-amerikanischen Streitkräfte.

War Plan Red, Orange, Green und mehr

Der Plan war Teil einer Reihe militärischer Notfallpläne gegen verschiedene potentielle Feinde. Darunter auch China oder die karibischen Inseln. Desweiteren hielt die US-Regierung auch einen Aufstand innerhalb der Vereinigten Staaten für möglich, wofür man ebenfalls einen Notfallplan erstellte.

Den durchgeplanten Krieg gegen Großbritannien bezeichnete man als „War Plan Red“. Gegen andere Staaten wurden andere Farben verwendet: Orange: Krieg gegen Japan, Grün: Gegen Mexiko, Violett: Südamerika, Weiß: Aufstand in den USA, Schwarz: Deutschland, Grau: Karibische Republiken, Gelb: China, Braun: Philippinen.

War Plan Red war übrigens das Gegenstück zum „Defence Scheme No. 1“, einem britischen Angriffsplan gegen die USA aus dem Jahr 1921.

US-Spionage in Kanada

1931 entsandte die US-Regierung den berühmten Piloten Charles A. Lindbergh zu Spionagezwecken an die kanadische Westküste von Hudson Bay, um die verschiedenen Möglichkeiten der Kriegsführung zu analysieren.

Vier Jahre später autorisierte der US-Kongress im Zuge des War Plan Red 57 Millionen US-Dollar für den Bau von drei geheimen Flugplätzen in der Nähe der kanadischen Grenze. Man ließ die Landebahnen mit Gras bedecken, um den eigentlichen Zweck dieser Investition zu verbergen.

Alle Regierungen spielten in den 1920er und 1930er Jahren „Worst-Case-Szenarien“ durch. Sie erstellten Krisenpläne, die sie unter Verschluss hielten. Die Dokumente für den geplanten Angriff auf Großbritannien waren streng geheim. Später handelte man sie als die sensibelsten Papiere ihrer Zeit.

Großbritannien das „gefährlichste Imperium“

Großbritannien galt aus Sicht der USA als das „gefährlichste Imperium“, noch vor Russland, Japan oder Deutschland. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass Großbritannien das größte Reich der Welt war, über die stärkste Marine verfügte und sich in Nordamerika vor der Haustür der USA befand.

Den Plänen ging jedoch nicht nur politisches Kalkül, sondern auch die historische Rivalität zwischen Washington und London voraus. Eine Rivalität, die auf Gegenseitigkeit beruhte. Die USA betrachteten sich längst selbst als Weltmacht.

Den Amerikanern war natürlich bekannt, wie Großbritannien aufstrebende militärische oder wirtschaftliche Konkurrenz traditionell behandelte: Mit Krieg und Unterdrückung. Im Jahr 1935 ging War Plan Red in die nächste Runde.

Die USA inszenierten ihr bis zu dieser Zeit größtes militärisches Manöver. Desweiteren bewegten sie Truppen und Munitionsdepots nach Fort Drum an der kanadischen Grenze. In Halifax, Nova Scotia, sollten erste Angriffe auf britische Bürger durchgeführt werden, man kam jedoch wieder von der Idee ab.

Peter Carlson, Herausgeber des American History Magazins, sagte, dass dieser Schritt ein Gefecht mit einer Beteiligung von sechs Millionen Soldaten an der amerikanischen Ostküste nach sich gezogen hätte. Er zog einen Vergleich zur Schlacht von Verdun zwischen Deutschland und Frankreich im Ersten Weltkrieg, bei der über 300.000 Soldaten starben.

Churchill schloss Krieg nicht aus

Auch Winston Churchill schloss entgegen der verbreiteten Meinung in der britischen Öffentlichkeit einen Krieg gegen die USA nicht aus. Dies schrieb die Daily Mail im Jahr 2011. „Amerika fühlte sich von den Briten vor den Bus gestoßen“, sagte Professor Mike Vlahos vom US Naval War College laut dem Bericht der britischen Zeitung. „Die USA sahen sich gezwungen, jede Maßnahme in Betracht zu ziehen, um Großbritannien in Schach zu halten.“

Dr. John H. Maurer vom US Naval War College fügte hinzu: „Man muss bedenken, dass die USA im Jahre 1776 aus einem revolutionären Kampf gegen Großbritannien geboren wurden.“

Aus der Sicht Deutschlands wäre es am besten gewesen, sich mit Großbritannien gegen die USA und andere potentielle Feinde zu verbünden, so die Zeitung weiter. Entsprechende Vorschläge seien in den 1930er Jahren von der deutschen Regierung vorgelegt worden.

USA hätten Kanada erobert

Heutige Militär- und Marineexperten glauben, dass ein neuer angloamerikanischer Konflikt eine massive Seeschlacht mit wenigen zivilen Opfern nach sich gezogen hätte. Die Briten hätten Kanada letztendlich an die USA abgetreten.

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs legte die US-Regierung ihren War Plan Red zunächst auf Eis. Doch sollte er „für die Zukunft beibehalten werden.“ Nach dem Zweiten Weltkrieg stiegen die Vereinigten Staaten zur neuen globalen Supermacht auf.

Das British Empire lag in Scherben, die Sowjetunion war extrem geschwächt und hatte nach offiziellen Zahlen die größten menschlichen Verluste. Japans Kaiserreich war militärisch besetzt, das Deutsche Reich in vier Teile zerschlagen und der “Petrodollar” umspannte von nun an die Welt.

Quellenangaben anzeigen
themorningnews, dailymail, mentalfloss, sky, washingtonpost, Out of Darkness–Light: A History of Canadian Military Intelligence (Chapter III)
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