Die Samson-Option: Israels nukleare Abschreckung


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Die Samson-Option ist die ultimative nukleare Abschreckung und besagt: Wird Israels Existenz bedroht, legt man die Welt mittels Atomwaffen in Schutt und Asche. Benannt nach dem biblischen Charakter Samson, der seinen Feinden zwar unterlag, diese jedoch durch die Zerstörung des Philister-Tempels mit in den Untergang riss.

Israel Samson-Option
Israel Samson-Option, Bild: Gegenfrage.com

Israels massives Atomwaffenarsenal ist eines der weltweit am schlechtesten gehüteten Geheimnisse. Zwar hat Israels Regierung noch niemals offiziell zugegeben, dass das Land über Atomwaffen verfügt. Doch plaudern Politiker immer wieder aus dem Nähkästchen.

So verglich etwa Israels ehemaliger Ministerpräsident Olmert in einem TV-Interview die Schlagkraft der israelischen Streitkräfte mit der der Atommächte USA, Frankreich oder Russland. Und US-Präsident Obama verweigerte eine Antwort auf die Frage, ob er wüsste, ob irgendein Land im Nahen Osten Atomwaffen besitzt.

Der Whistleblower Mordechai Vanunu enthüllte im Jahr 1986 Details über das Atomwaffenprogramm Israels gegenüber der britischen Presse. Deutschland, Frankreich, Großbritannien, die USA und andere Länder unterstützen das Militär Israels und sehen über Spionage und Verletzungen des Internationalen Rechts großzügig hinweg.



John F. Kennedy war der letzte US-Präsident, der Israels Atomprogramm untersuchen ließ, allerdings erfolglos. Bis zu seiner Ermordung war es ihm nicht gelungen, Israels Atomprogramm zu stoppen.

Barack Obama kündigte nach seiner Wahl zum US-Präsidenten im Jahr 2009 zwar eine „atomwaffenfreie Welt“ an, aus der Perspektive Israels kommt dies jedoch überhaupt nicht in Frage, schrieb Louis René Beres, Professor für Politikwissenschaften an der Purdue University und Berater von Ariel Sharon, in einem Artikel. Schaffe man alle Atomwaffen ab, würde das sofort einen „genozidalen Krieg“ nach Israel tragen.

Das Atomwaffenarsenal Israels ist jedoch nicht vorgesehen, um für einen Krieg gegen arabische Nachbarländer gewappnet zu sein, sondern hat einen ganz anderen Hintergrund: Die Samson-Option. Benannt nach einem biblischen Charakter, der seinen Feinden zwar unterlag, diese jedoch durch die Zerstörung des Philister-Tempels mit in den Untergang riss.

Die Samson-Option: Eine Verschwörungstheorie?

Die Samson-Option ist die wahrscheinlich rigoroseste Form der nuklearen Abschreckung und besagt, dass die Welt in Schutt und Asche gelegt wird, für den Fall dass Israel untergeht. Eine oder keine Verschwörungstheorie?

In einem Papier, das von der Federation of American Scientists veröffentlicht wurde, beschreibt Lt. Col. Warner D. Farr des Air War College das massive Arsenal an Atomsprengköpfen Israels und die dazu passenden Raketen mit hoher Reichweite: „Israels Fähigkeit, einen modernen Holocaust zu verursachen, ist der beste Weg, um zu gewährleisten, sich niemals wieder einem ausgesetzt zu sehen.“

Doch ist die Samson Option weit mehr als einfach nur Abschreckung, und potentielle Ziele sind nicht auf mögliche Kriegsgegner beschränkt. Martin Van Creveld, ein prominenter Professor für Militärgeschichte an der renommierten Hebräischen Universität in Jerusalem, sagte in einer niederländischen Zeitung im Jahr 2002 folgendes:

„Wir verfügen über mehrere hundert Atomsprengköpfe und Raketen und können sie gegen Ziele in allen Richtungen einsetzen, vielleicht sogar auf Rom. Die meisten europäischen Hauptstädte sind Ziele unserer Luftwaffe.“

Er fuhr fort: „Unsere Streitkräfte sind jedoch nicht die dreizehntstärksten, sondern die zweit- oder drittstärksten der Welt. Wir haben die Fähigkeit, die Welt mit uns in den Untergang zu reißen. Und ich kann Ihnen versichern, dass dies geschehen wird, ehe Israel untergeht.“ Das Original-Interview erschien im niederländischen Wochenmagazin Elsevier 2002, Nr 17, S. 52-53, 27. April 2002.

Nuklearer Winter

Im Jahr 2002 schrieb David D. Perlmutter, Professor für Massenkommunikation an der Louisiana State University folgendes in einem Los Angeles Times-Beitrag: „Was wäre für die judenhassende Welt als Vergeltung für Jahrtausende der Massaker gerechter, als ein nuklearer Winter? Oder alle spottenden europäischen Staatsmänner und Friedensaktivisten dazu einzuladen, mit uns in die Öfen zu kommen?“

Die berühmte islamkritische Bloggerin Pamela Geller schrieb in ihrem Blog: „Israel ist von wesentlicher Bedeutung. Und ich bete innig, dass es im gottlosen Falle, dass Teheran oder seine Dschihad-Proxies (Hisbollah, Hamas etc.) Israel nuklear attackieren, sie zurückschlagen mit allem, was sie haben gegen Teheran, Mekka und Medina … Um nicht Europa zu erwähnen. Sie vernichteten alle ihre Juden, aber das war nicht genug. Diese Monster gingen dann dazu über, die nächste Generation von Juden-Mördern zu importieren.“

Doch nicht nur Geller, sondern auch zahlreiche prominente Journalisten und Nachrichtenagenturen haben sich bereits über die Samson-Option geäußert. Im April 1971 interviewte BBC die damalige Ministerpräsidentin Golda Meir und stellte die Frage:

Die gesamte Welt mitreißen?

„Frau Ministerpräsidentin, Sie sagen, dass falls Israel in einem Gefecht Gefahr läuft zu unterliegen, Sie bereit wären, die Region und die gesamte Welt mitzureißen?“ Meir erwiderte: „Ja, genau das ist es, was ich sage.“ Ministerpräsident Begin sammelte Informationen des jüdisch-amerikanischen Spions Jonathan Pollard über einen möglichen Angriff gegen die Sowjetunion.

Auch Ariel Scharon, Moshe Dayan, Yitzhak Shamir, Schimon Peres und viele andere äußerten sich bereits öffentlich über eine Erpressung der Welt mittels Atomwaffen. Im Yom Kippur Krieg 1973 nutzte Golda Meir das israelische Nuklearpotenzial als Druckmittel, um Richard Nixon und Henry Kissinger von Waffenlieferungen an Israel zu überzeugen.

So ließ sie am 07. Oktober auf Druck von Verteidigungsminister Moshe Dayan insgesamt 13 Atomsprengköpfe gefechtsbereit machen, hieß es bis 2013, als ein Video freigegeben wurde, laut dem Meir diesen Vorschlag abgelehnt haben soll.

Im Jahr 2002, bevor die Vereinigten Staaten in den Irak einmarschierten, drohte der damalige Premierminister Ariel Sharon den USA vor möglichen Angriffen auf Israel: „Israel wird reagieren, ist Ihnen das klar?“ Der israelische Verteidigungsanalyst Zeev Schiff erklärte:

„Israel könnte mit einem nuklearen Vergeltungsschlag reagieren, der den Irak als Land beseitigen würde.“ Es wird vermutet, dass Präsident Bush grünes Licht an Sharon gab, Bagdad atomar anzugreifen, vorausgesetzt die Angriffe erfolgten vor der Invasion durch die USA, schrieb die schottische Zeitung Scotsman im Jahr 2002. 

Der ehemalige israelische Außenminister Shimon Peres hat seinerzeit zugegeben, dass Israel seine Atomwaffen in „aussichtslosen Fällen“ einsetzen würde. Im Jahr 1998 wurde Peres mit den Worten zitiert: „Wir haben eine nukleare Option geschaffen, nicht um ein Hiroshima zu bekommen, aber ein Oslo.“

Präemptivschlag gegen den Iran?

Am 14. April 2015 schrieb das US-Magazin Veterans Today, dass Frankreich Uran und einen Kernreaktor bereitstellte, während Deutschland die Entwicklung der israelischen Atomwaffen finanzierte.“ Jerome Corsi, Buchautor und Politikwissenschaftler an der Harvard Universität, schrieb in einem seiner Bücher, „Israels Samson Option“ könne etwa „ein Präemptivschlag gegen den Iran“ sein.

Ein weiterer Befürworter der nuklearen Bedrohung ist oben genannter Louis René Beres. Er empfahl in einem Artikel, Israel solle konventionelle Präventivangriffe gegen feindliche nukleare und nichtnukleare Ziele durchführen.

In der Jewish Press veröffentlichte er im Jahr 2010 einen Beitrag, in dem er sagte, die Samson-Option beziehe sich nur auf Aggressionen, welche die Existenz Israels bedrohen. Im Falle geringer Zerstörungen sei Samson nicht anzunehmen. Im Wesentlichen bedeute die Samson-Option Folgendes: „Wir (Israel) müssen möglicherweise ’sterben‘, aber dieses Mal haben wir die Absicht, nicht allein zu sterben.“

Quellenangaben anzeigen
guardian, , guardian, jewishpress, fas, guardian, latimes, wikispooks, timesofisrael, thetimes, scotsman, fas, veteranstoday, jewishpress
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