Rom am Rande des Zusammenbruchs?


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Europa scheint derzeit nur noch aus Deutschland und Griechenland zu bestehen. Aber was ist in den anderen Ländern los, die vor einigen Jahren als „PIGS“-Staaten (Portugal, Italien, Griechenland, Spanien) in einem Atemzug mit Griechenland genannt wurden?

„Palazzo Senatorio Capitol Roma BW 1“ von Berthold Werner - Eigenes Werk. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons.
Palazzo Senatorio Capitol Roma BW 1“ von Berthold WernerEigenes Werk. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons.

Fundamental hat sich an der wirtschaftlichen und politischen Situation in Europa so gut wie nichts geändert. Also sind natürlich auch die alten Probleme noch da, selbst wenn die Presse versucht diese wegzuignorieren oder nur auf Griechenland zu reduzieren.

So kämpft etwa Italiens Hauptstadt mit Korruption, Schulden, einer schlechten Verwaltung und schäbiger Infrastruktur. Die Stadt befinden sich mitten in einem chronischen Niedergang, glauben Beamte und Einwohner laut einem Artikel des Telegraph.

Die Straßen Roms sind von Schlaglöchern zerfressen, der Hauptstadtflughafen teilweise geschlossen, zudem hat die Stadt eine wachsende Einwanderungskrise zu stemmen. Das ist zwar alles seit Generationen der Fall, doch spitzen sich die vielfältigen Probleme immer weiter zu, so der Zeitungsbericht.



„Rom ist am Rande des Zusammenbruchs“, sagte Giancarlo Cremonesi, Präsident der Handelskammer Roms. „Es ist nicht hinnehmbar, dass sich eine Großstadt, die sich selbst entwickelt nennt, in einem solchen Zustand des Verfalls befindet.“

In einer Umfrage der Europäischen Kommission vor zwei Jahren landete Rom auf dem letzten Platz der insgesamt 28 EU-Hauptstädte in einer Rangliste für die Effizienz der städtischen Dienstleistungen. Trotz leckerem Essen, gutem Kaffee und einem beneidenswerten Klima landete Italiens Hauptstadt auf dem Index der Lebensqualität auf dem vorletzten Platz nach Athen.

Italien steckt in der längsten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg, die Obdachlosigkeit ist in die Höhe geschnellt, die Jugendarbeitslosigkeit liegt über 40 Prozent.

Kaputte Motorroller und Fahrräder sind auf Gehwegen deponiert, Bordsteine sind ​​mit Gras und Sträuchern überwachsen und überall stapelt sich der Abfall. Entlang des Tibers haben rumänische Zigeuner hinter hohem Zuckerrohr-Dickicht ihre verwahrlosten Camps aufgebaut.

Mangels Mülleimern lassen Einheimische und Besucher gleichermaßen ihren Müll einfach auf den Boden fallen. Das vor einigen Jahren eingeführte Bike-Sharing-System funktioniert auch nicht mehr, immer wieder sieht man die kaputten Fahrräder völlig demoliert herumliegen.

Die Mafia nutzt Unternehmen in Mailand und Rom, um Geld zu waschen. Die Ausbeutung durch kriminelle Banden hat sich in den vergangenen Jahren immer weiter verschärft. Auf Landstraßen außerhalb der Stadt tummeln sich junge Prostituierte aus Osteuropa und Westafrika.

„Wir haben eine Kombination aus schlechter Verwaltung, Korruption und Bürokratie. Die U-Bahn verkehrte in den letzten 15 Tagen nicht richtig. Wäre das in London der Fall, müssten Sie mit einem öffentlichen Aufruhr rechnen“, so Massimiliano Tonelli, Gründer des Blogs Roma Fa Schifo, in dem die Probleme der Stadt aufgezeigt werden.

„Rom bräuchte einen Führer wie Rudi Giuliani, ehemaliger Bürgermeister von New York, der die Metropole in den 1990er Jahren durch ein Regime der Null-Toleranz gereinigt hat und dabei auf die „broken windows-Theorie“ setzte, die besagt, dass wenn geringfügige Verstöße toleriert werden, viel mehr schwere Straftaten florieren.“

„Wenn jemand illegal in Parks oder auf die Straße uriniert, müsste derjenige bestraft werden. Wir müssen Egoismus und Individualismus bekämpfen, die Idee, dass jeder nur für sich alleine steht.“

Müll, schlechte Infrastruktur und Graffiti schaden dem Tourismus. Jedes Jahr zieht die Stadt rund 10 Millionen Besucher an, aber die Rate der wiederholten Besuche gehört zu den niedrigsten in Europa.

„Wir brauchen eine komplette Änderung der Mentalität. New York war in den neunziger Jahren sehr ähnlich wie Rom heute – es gab Korruption, es war schmutzig, niemand bezahlte für die U-Bahn und es gab Graffiti. Es kann geschafft werden, es ist nicht unmöglich“, so Tonelli.

8 Comments

  1. @Bürgender – Zu Rudi Giuliani, ehemaliger Bürgermeister von New York:

    Genau wie sein republikanischer Vorgänger Fiorello H. L Guardia, ebenfalls italienischer Abstammung. Und der La Guardia hat ab 1933 in einer Amtszeit von 12 Jahren auch in gleicher Weise aufgeräumt. Die 3 ehemaligen Bürgermeister mit den jüdischen Vorfahren und jüdischem Glaubens die ab 1973 im Amt waren, haben die echten Probleme in New York nicht derartig angepackt.

    Die „broken windows-theorie“ ist keine Theorie mehr. Man erlebt sie in Merkeltanien life mit steigender Tendenz.

  2. Werbelink:



  3. Schon seit langem, immer wieder, und jetzt, anlässlich solcher Intros „Europa scheint derzeit nur noch aus Deutschland und Griechenland zu bestehen.“ erst recht, ist und bleibt Gegenfrage eines der besten alternativen Portale im deutschsprachigen Internetz!

    Ein grosser Dank an Bürgender und Biszczek für die langjährige Superarbeit!

  4. Komisch nur, daß der neue Pope Franziskus (der Name würde doch wohl verpflichten) all den Romas usw. am Tiber nicht seine ungenutzten großen Wohnräume anbietet. Und überhaupt, wieso fordert das nicht die Stadtverwaltung?? Auch Jesuit Franziskus ist halt nur Show, null & nix dahinter. Sprücheklopfer.

  5. also, zu den Bürgermeistern vor den Italienern, die mit dem anderen Glauben…..
    warum hätten die ein Interesse daran haben sollen, NY besenrein zu machen? Die Jungs sitzen doch auf hauptsächlich an den Schaltstellen der großen Geldhäuser und profitieren doch viel eher und mehr von dem Chaos das sie veranstalten bzw. lassen, schüren, entfachen…..s o iss er halt der J..!

    Da lobe ich mir doch die ehrenwerte Gesellschaft, wo das Wort eines Mannes noch gilt bis zum Tod……und auch noch darauf geachtet wird, dass es eine ehrenwerte Gesellschaft ist und bleibt.

    Lieber saubere Strassen und einen DON als Chaos und einen J..!

  6. @Werner – Danke für den Nachtrag bzw. die Frage warum diese Bürgermeister es hätten
    besser machen sollen. Den Teil habe ich mir erspart, weil ich davon ausgehe, dass du
    und die anderen Leser hier wissen wer welcher Lobby angehört. Das betrifft nicht nur die
    Bürgermeister, sondern auch einige Senatsmitglieder.

    Zum Thema Vorsorge
    Ja, man sollte vorgesorgt haben. Die anerkannte Leitwährung des Otto Normalo bei echter
    Krise (Versorgungskrise) sind Tabak, Schnaps und Kaffee. Gold und Schmuck geht auch.
    Anders als nach 45 gibt es aber kaum noch Bauernhöfe wo man Speckseiten und Eier
    tauschen könnte. In Ländern in denen die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln
    anders stattfindet als über Discounter ist das Problem kaum vorhanden. Gold als Zahlungsmitel in Asien jederzeit auch heute möglich. Nicht in Münzen, sondern bei
    Bedarf auch grammweise. Der moderne Bürger in westlichen Ländern sieht echt blass aus,
    wenn so eine Situation wie nach den beiden Kriegen sich wiederholt.

  7. ich das glaube ich mit der Vorsorge.
    ich habe auch schon alle Hofläden im Blick wer wo was anbietet und wie ich da als erster hin komme …
    Da die Bauern weniger werden stehen dene auch mögliche Loser gegenüber die dann anders an die Ware kommen wollen. Da bin ich schon froh das jeder schweizer sein Sturmgewehr daheim hat und die Ware verteidigen kann und wir ehrlichen noch was zu kaufen vorfinden würden.
    Hier in meinen 5km Radius gibts 10 Hofläden wo ich ausser Nachts sofort was zu essen%trinken kriege. Besonders bei STROMAUSFALL.
    Während die anderen vor verschlossenem Supermarkt mit der Karte anstehen, zahle ich bar im Hofladen bevor diese sich an eben solche erinnern.
    Und ich klappere diese Läden regelmässig ab damit ich als „Stammkunde“ evtl einen Vorteil habe wenn auch bei dene rationiert wird. Diese ja sind nicht in der lage unsere 14000 Einwohner zu versorgen …

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