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07.05.1915: Deutsches U-Boot versenkt die Lusitania


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Am 07. Mai 1915 torpedierte ein deutsches U-Boot die RMS Lusitania, eines der größten Passagierschiffe der Welt. Südlich der irischen Küste verloren 1195 Menschen durch den Angriff ihr Leben, darunter 128 Amerikaner. Der Vorfall führte letztlich zum Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg.

Lusitania
Lusitania, Bild: Gegenfrage.com

An diesem Tag im Jahr 1915 griff ein deutsches U-Boot die Lusitania an. Es handelte sich um ein britisches Passagierschiff, welches neben 1.195 Zivilisten auch erhebliche Mengen Munition und Sprengstoff geladen hatte.

Der Vorfall löste eine wachsende antideutsche Stimmung in den USA aus und endete letztlich mit einer Kriegserklärung der USA an Deutschland. Doch was war der Bombardierung vorausgegangen? Wem nützte der tragische Zwischenfall?



Vorgeschichte

Das deutsche Kaiserreich hatte zuvor die Gewässer rund um das Vereinigte Königreich zum Kriegsgebiet erklärt und kündigte kriegsbedingt Angriffe auf alle feindlichen Schiffe an. Großbritannien war damit praktisch von der Außenwelt abgeschnitten.

Englische Schiffe segelten aus diesem Grund häufig unter der Flagge neutraler Staaten, weshalb die deutsche Regierung Washington im Februar 1915 informierte, „angesichts des Missbrauchs neutraler Flaggen“ durch England seien „Fehler nicht immer zu vermeiden.“

Die USA drohten Deutschland daraufhin, „falls ein deutsches U-Boot“ ein US-Schiff oder das Leben amerikanischer Bürger gefährdet, werden die USA die deutsche Regierung streng zur Rechenschaft ziehen.“

Illegaler Waffentransport der Lusitania

Deutsche Behörden waren im Vorfeld informiert worden, dass die Lusitania wahrscheinlich gesetzeswidrig Waffen an die Armeen Englands und Frankreichs auf dem Festland liefern sollte, welche dort gegen deutsche Truppen kämpften.

Um die drohende zivile Katastrophe zu verhindern, inserierte die deutsche Botschaft in Washington in mindestens 50 US-Zeitungen eine Warnung, man solle aus genannten Gründen keinesfalls eine Kreuzfahrt auf der Lusitania buchen. Das US State Department untersagte die Veröffentlichung der meisten Mitteilungen, einige wurden jedoch tatsächlich gedruckt mit folgendem Text:

„REISENDE, welche beabsichtigen, an der Atlantikfahrt teilzunehmen, werden hiermit daran erinnert, dass ein kriegerischer Konflikt zwischen Deutschland und seine Verbündeten und Großbritannien und seine Verbündeten besteht; die Gewässer um die britischen Inseln sind Kriegsgebiet; in Übereinstimmung mit einem Hinweis der kaiserlichen deutschen Regierung, werden Schiffe, welche die Flagge Großbritanniens oder einen seiner Verbündeten tragen, in diesen Gewässern zerstört werden. Reisende, welche auf Schiffen aus Großbritannien oder seiner Verbündeten durch das Kriegsgebiet segeln, tun dies auf eigene Gefahr.
KAISERLICHE Deutsche Botschaft, Washington DC, 22. April 1915“

USA sollen in den Krieg gezogen werden

In der Anfangsphase des Krieges hatten sich England und Frankreich viel Geld von „Investoren“ geliehen. Beispielsweise von den Bankiers JP Morgan oder den Rothschilds, welche diese Papiere als Kriegsanleihen handelten. Morgan investierte zudem in Kriegsmaterial und unterstützte England und Frankreich seinerzeit mit 30 Millionen Dollar.

Weitere Anleihen wurden an Russland, Italien und Kanada ausgegeben. Insgesamt beliefen sich die Investitionen angeblich auf „Hunderte Millionen Dollar“. Im Verlauf des Krieges kam jedoch immer mehr die Angst auf, dass England den Krieg verlieren könnte.

Im Falle einer Niederlage der Alliierten, hätten Morgans Anleger gigantische Verluste in Höhe von 1,5 Milliarden Dollar erlitten. Irgendetwas musste geschehen. Laut vielen Historikern wurde händeringend nach Möglichkeiten gesucht, die USA auf die Seite der Alliierten zu ziehen und in den Krieg einzugreifen.

Winston Churchill

Die Idee, die amerikanische Öffentlichkeit durch die Versenkung des Kreuzschiffes gegen Deutschland aufzubringen und die US-Regierung so zum Handeln zu bewegen, hatte Morgan angeblich am 1. Mai 1915. Der britische Außenminister fragte seinerzeit Wilsons Chefberater Oberst House:

„Was wird Amerika tun, wenn die Deutschen ein Passagierschiff mit amerikanischen Touristen versenken?“ House antwortete: „Das würde uns in den Krieg bringen.“ In dieser Situation soll der spätere Premierminister Winston Churchill von dieser Idee fasziniert worden sein. Dies vermutete etwa der bekannte Journalist Nicholas Tomalin später.

Churchill war an der Versenkung der Lusitania maßgeblich beteiligt, sind sich zahlreiche Historiker sicher. Nicht durch sein Handeln, sondern durch sein Nichthandeln. Der damalige Marineminister hatte die Lusitania bewusst nicht rechtzeitig vor einem deutschen U-Boot-Angriff gewarnt, um dadurch die USA zum Kriegseintritt zu bewegen.

Doch transportierte die Lusitania nicht nur Passagiere, sondern auch erhebliche Mengen an Munition. Dies wurde von britischer Seite lange Zeit vehement dementiert und als Verschwörungstheorie abgetan. So sagte etwa der überlebende Kapitän der Lusitania, William Turner: „Der Dampfer war absolut unbewaffnet. Er trug keine Kriegsmunition.“

Zwei Explosionen

In einer amtlichen deutschen Meldung vom 15. Mai 1915 hingegen hieß es: „Der Detonation des Torpedos folgte unmittelbar eine weitere Explosion von ungemein starker Wirkung. Das Schiff legte sich schnell nach Steuerbord über und begann zu sinken. Die zweite Explosion muss auf eine Entzündung der in dem Schiff befindlichen Munitionsmenge zurückgeführt werden.“

Tatsächlich befanden sich 1248 Kisten mit 7,5 cm Granaten, 4927 Kisten mit Gewehrpatronen, 2000 Kisten mit weiterer Munition für Handfeuerwaffen, insgesamt ca. 10,5 Tonnen Sprengstoff an Bord. Die Deutschen berechneten kühl, dass bei dieser Munitionsmenge und einer Trefferwahrscheinlichkeit von drei Prozent gut 150.000 Deutsche durch diese Munition bedroht würden.

US-Präsident Wilson erfuhr in einem Top Secret-Dokument vom Waffentransport der Lusitania. Die Deutschen hatten mit ihrer Argumentation demnach richtig gelegen. Die Regierung in London dementierte vehement. Wilson entschied sich dennoch, diese Tatsache zu vertuschen. Er ließ die Ladeliste in einem geschlossenen Archiv verschwinden. Ebenso Zeugenaussagen von Überlebenden.

Der Plan der Briten ging auf. In den USA wuchs die antideutsche Stimmung in der Bevölkerung. Nicht zuletzt aufgrund reißerischer Medienberichte. Interessant dazu: Nur wenige Monate vor der Kriegserklärung der USA an Deutschland kaufte JP Morgan im großen Stil amerikanische Zeitungen auf.

Am 06. April 1917 erklärten die USA den Deutschen den Krieg. Der Rest der Geschichte ist bekannt: 17 Millionen Menschen ließen im bis dahin größten Krieg ihr Leben.

Geschichtsschreibung

In britischen und amerikanischen Geschichtsbüchern fand sich nach dem Krieg die Version der Geschichte ein, die Deutschen hätten ein friedliches Passagierschiff grundlos versenkt. Im Jahr 1972 wies der britische Historiker Colin Simpson jedoch erstmals nach, dass die Bombardierung der Lusitania ein gewöhnlicher Akt der Seekriegsführung war.

Simpson hatte für seine Recherchen Zugang zu britischen und amerikanischen Geheimarchiven erhalten. Er durchstöberten Protokolle, Schifffahrtslisten und Tagebücher und interviewte Zeugen. Er kam zum Schluss, dass die Lusitania als Transportschiff der britischen Navy fungiert hatte.

Und zwar bereits seit dem 17. September 1914. Bereits mehrere Male hatte das Schiff im Auftrag der Navy „Jagdgewehrpatronen“ an England geliefert. Jägermunition aus dem Grund, da nur diese Geschosse den US-amerikanischen Zoll passieren durften.

Simpson entdeckte jedoch sogar noch weitere interessante Details. Das im Jahr 1903 erbaute Schiff wurden als „Passagierschiff für Kriegszwecke“ in Auftrag gegeben. Dafür schloss die britische Regierung ein Geheimabkommen mit der Schiffbaufirma „Cunard Steamship Company“.

Die britische Regierung trug zudem sämtliche Kosten für den Bau der Lusitania und eines weiteren Schiffs. Das Schiff war mit einer Höchstgeschwindigkeit von knapp 50 km/h schneller als gewöhnliche Passagierschiffe. Es handelte sich damals um das schnellste Passagierschiff der Welt.

Im Februar 1913 nahm Marineminister Churchill laut einem Artikel aus dem Spiegel-Archiv erneut Kontakt zu der Firma auf. Der Krieg gegen Deutschland werde spätestens im September 1914 ausbrechen. Die Stunde der Bewährung (des Schiffs) sei nahe. Damit lag er allerdings um einen Monat daneben. Großbritannien erklärte Deutschland schon am 01. August 1914 den Krieg.

Quellenangaben anzeigen
foolscrow, globalresearch, mindfully, spiegelarchiv
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