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20.03.2003: Beginn des Zweiten Irak-Kriegs


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Am 20. März 2003 begann der Überfall auf den Irak durch das US-Militär. Gründe dafür wurden viele präsentiert, doch waren alle gelogen. Nach der Eroberung des Landes wurde der irakische Präsident Saddam Hussein dann letztlich wegen eines über 20 Jahre zurückliegenden Militäreinsatzes hingerichtet.

irak krieg 2003
Irak Krieg, Bild: Adler und US-Flaggen, Gegenfrage.com

Am 20. März 2003 begann der Zweite Irak-Krieg. Ohne Kriegserklärung oder UN-Mandat überfielen US-amerikanische, britische und alliierte Truppen („Koalition der Willigen“) damit völkerrechtswidrig einen souveränen Staat.

Nach dem Ablauf eines Ultimatums, in dem Saddam Hussein von seinem amerikanischen Amtskollegen George W. Bush aufgefordert wurde, sein eigenes Land binnen 48 Stunden zu verlassen, begann der sogenannte „Enthauptungsschlag“ mit Luftangriffen auf Bagdad.

Nach Ablauf des Ultimatums feuerte das US-Militär zunächst 40 Marschflugkörper auf vermutete Aufenthaltsorte Husseins ab. Nach wenigen Wochen waren Iraks Verteidigungskräfte geschlagen. Laut Aussage der US-Regierung war ein Angriff auf den Irak völkerrechtlich erlaubt, da ein BND-Informant zuvor behauptet hatte, der Irak beschaffe sich Massenvernichtungswaffen.



Rund 300.000 alliierte Soldaten befanden sich zeitweise im Irak. Davon die meisten (255.000) aus den USA und Großbritannien (45.000).

Kriegsgründe

Der BND-Informant mit dem Decknamen „Curveball“ hatte Produktionsstätten im Irak „enthüllt“, die überhaupt nicht existierten. Die US-Regierung stützte sich dennoch auf die Aussage. Beweise für die Behauptung wurden niemals gefunden. Zuvor behauptete der damalige US-Vizepräsident Dick Cheney, der in den Jahren vor dem Krieg Millionen durch Öl-Deals mit Saddam verdient hatte, der Irak habe etwas mit den Ereignissen des 11. September 2001 zu tun.

Nach dem Einmarsch in den Irak wurde Saddam Hussein jedoch wegen dessen Einmarsch nach Kuwait im Jahr 1980 verurteilt und am 30. Dezember 2006 hingerichtet. Im Dezember 2014 wurde jenes 93-seitige Dokument der CIA freigegeben, das den Einmarsch in den Irak rechtfertigte und worauf sich die US-Regierung seinerzeit berufen hatte.

In diesem Dokument finden sich jedoch keinerlei Anhaltspunkte auf einen Zusammenhang zwischen Saddam Hussein und Massenvernichtungswaffen, al-Kaida oder 9/11. Fazit: Für den Irak-Krieg gab es keinerlei Begründung. Oder?

Irakkrieg basierte auf Lügen

Michael Morell, ehemaliger Top-CIA-Agent in der Bush-Ära und war beteiligt am im Oktober 2002 vorgelegten Bericht mit dem Titel „Iraq’s Continuing Programs for Weapons of Mass Destruction“ (Iraks fortdauernde Massenvernichtungswaffen-Programme).

In einem Interview mit MSNBC, welches am 19. Mai 2015 ausgestrahlt wurde, gab Morell zu, dass der Irak-Krieg auf Lügen basierte. Dick Cheney hatte den Irak in den Medien der Entwicklung von Atomwaffen beschuldigt, was weder von Geheimdiensten bestätigt wurde, noch in irgendeiner Form bewiesen werden konnte.

Da die Verurteilung Saddam Husseins nichts mit den ursprünglichen Begründungen (Massenvernichtungswaffen, 11. September) für den Krieg zu tun hatte, die anscheinend ohnehin nur ein Vorwände zur endgültigen Lösung der sogenannten „Irak-Frage“ waren, gibt es auch weitere Erklärungen für den Überfall.

Irak wollte keine Dollars mehr

So hatte die irakische Regierung im Jahr 2000 verkündet, Rohöl künftig nicht mehr in Dollar zu handeln. Stattdessen strebte Saddam Hussein einen Handel in Euro an. Technisch sei dies kein Problem. Zudem verbreitete die irakische Regierung Gerüchte über einen bevorstehenden Exportstopp. In der Folge stieg der Ölpreis, der Dollar fiel und der Euro stieg.

Hussein beschuldigte Kuwait außerdem des Diebstahls irakischen Öls, weshalb die US-Streitkräfte in Alarmbereitschaft versetzt wurden. Hinzu kam, dass der irakische Präsident zehn Milliarden Dollar aus New Yorker Banken abziehen und in Euro umtauschen wollte.

Da dies alles letztlich die Position des US-Dollar als weltweite Leitwährung erschüttert hätte, tauschte man gewaltsam die Regierung des Landes aus, heißt es in einigen Theorien dazu. Westliche Zeitungen bezeichneten dies jedoch als „Unfug“.

Uranmunition

Während der Invasion wurden von britischen und US-Truppen hunderte Tonnen Uran, sowie Quecksilber und Blei in Form sogenannter DU-Munition (Uranmunition) und Phosphor-Granaten auf irakische Städte abgefeuert.

Genaue Opferzahlen weiß man nicht, einige Quellen gehen jedoch von mehr als einer Million Getöteten sowie massiven gesundheitlichen Folgeschäden für die irakische Bevölkerung durch die von den USA und Großbritannien verwendeten Geschossen aus.

Angeblich wurden zwischen 2003 und 2010 über 2.000 Tonnen abgereichertes Uran eingesetzt. Bereits im Golfkrieg im Jahr 1991 hatten die US-Truppen 800 Tonnen dieses hochgiftigen Materials im Irak verteilt. In einigen Städten, vor allem im mehrfach bombardierten Falludscha, wiesen später 25 bis 50 Prozent der Neugeborenen schwere Missbildungen auf.

Zivile Opfer

Allein im ersten Kriegsjahr 2003 kamen laut einer Untersuchung des Genfer Hochschulinstituts für internationale Studien insgesamt 39.000 Zivilisten ums Leben. Laut der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore erhöhte sich diese Zahl bis Oktober 2006 auf „392.979 bis 942.636“ zusätzliche Todesfälle.

Laut Opinion Research Business kamen zwischen März 2003 und August 2007 zwischen 946.000 und 1.120.000 Iraker ums Leben. Wie viele Iraker zusätzlich verwundet wurden, geht aus keiner offiziellen Statistik hervor.

Der Krieg dauerte offiziell nur ein paar Wochen, die Besetzung hingegen von 2003 bis 2011. Die Kosten dafür betrugen im gesamten Zeitraum mindestens 250 Millionen Dollar pro Tag.

Klagen & Urteile

Gegen den damaligen US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld wurde durch den deutschen Rechtsanwalt Wolfgang Kaleck am 30. November 2004 Strafanzeige wegen Kriegsverbrechen und Verstößen gegen das Völkerrecht eingereicht. Die Bundesanwaltschaft lehnte diese und eine weitere Klage im Jahr 2007 ab.

Am 11. Mai 2012 verurteilte ein Kriegsverbrechertribunal in Malaysia den früheren US-Präsidenten George W. Bush wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Auch andere Mitglieder seiner Regierung, darunter Donald Rumsfeld, wurden verurteilt.

Ebenfalls 2012 setzte Verfassungsrechtler Prof. Francis Boyle alles daran, Bush und Blair den Prozess zu machen. Der Internationale Gerichtshof solle nicht mehr nur afrikanische Schläger, sondern endlich auch die echten Massenmörder verurteilen, sagte Boyle.

Quellenangaben anzeigen
electryfyingtimes, antiwarmsnbc, yournewswire, globalpolicy, alternet, ag-friedensforschung, rav, iraqbodycount, 
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