Hyperinflation führte zum Kollaps des Römischen Reichs


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Aufgrund der horrenden Kosten für Kriege, Luxus und „Brot und Spiele“ verringerte der Kaiser des Römischen Reichs die Reinheit des Silbergeldes. Eine extreme Inflation war die Folge, am Ende stand der Kollaps.

Römisches Reich Hyperinflation
Römisches Reich Hyperinflation, Bild: Gegenfrage.com

Die hohen Kosten für Kriege, Zirkus und die Verwaltung des Römischen Reichs brachten den Kaiser auf die Idee, die Reinheit des Silbergeldes zu verringern. So konnten mehr Münzen geprägt und damit auch mehr ausgegeben werden.

Der Silbergehalt des Denars wurde schrittweise von 95 auf 0,5 Prozent reduziert. Dies führte zu einer Hyperinflation, zur Verarmung der Bevölkerung, zu einem Kollaps der Wirtschaft, zu Bürgerkriegen und schließlich zum Zusammenbruch des Reichs.



Auf seinem Höhepunkt regierte das Römische Reich über bis zu 130 Millionen Menschen auf einem Gebiet von knapp vier Millionen Quadratkilometern. Rom hatte große Gebiete erobert und 80.000 km Straßen gebaut, sowie viele Aquädukte, Amphitheater und andere Bauwerke, die teilweise heute noch genutzt werden.

Unser Alphabet, unser Kalender, Sprachen, Literatur und die Architektur weisen auch heutzutage noch zahlreiche Parallelen zu damals auf. Auch Konzepte des römischen Rechts haben es bis in unsere Zeit geschafft. So wurde etwa auch schon damals nach dem Prinzip geurteilt, „unschuldig, bis die Schuld bewiesen ist.“ Wie konnte so ein mächtiges Reich zusammenbrechen?

Die römische Wirtschaft

Der Handel war für Rom von entscheidender Bedeutung. Durch Importe und Exporte blühte die Wirtschaft, so wurden Waren wie Rindfleisch, Getreide, Glas, Eisen, Blei, Leder, Marmor, Olivenöl, Parfums, Farbstoffe, Seide, Silber, Gewürze, Holz, Zinn und Wein nach Rom importiert.

Der Wohlstand war im alten Rom sehr groß. Allerdings lebten in Rom selbst nur rund eine Million Menschen und die Kosten stiegen durch die Ausdehnung des Reichs massiv an. Administrative, logistische und militärische Kosten summierten sich, doch fand das Imperium kreative neue Wege, um die Kosten zu decken.

Letztendlich führte diese „Kreativität“ zu einer Hyperinflation, die Steuern wurden extrem erhöht, eine Finanzkrise tat sich auf und die Wirtschaft brach zusammen. Was war geschehen? In den ersten 220 Jahren des Römischen Reichs diente die Silbermünze „Denar“ als bedeutendstes Zahlungsmittel.

Sie war von der Größe her vergleichbar mit einer 10 Cent-Münze und hatte etwa den Gegenwert eines Tagelohns eines Handwerkers oder Facharbeiters. Zu Beginn wurde die Münze in hoher Reinheit von 95 Prozent geprägt und enthielt etwa 4,5 Gramm Feinsilber.

Da jedoch die Menge an Silber (und auch Gold) physisch begrenzt war, musste auch die Anzahl der geprägten Münzen begrenzt werden. Der Kaiser geriet mit den hohen Kosten für seinen Palast, die Zirkusveranstaltungen und die etlichen Kriege an die Grenze seiner Möglichkeiten.

Verringerung der Reinheit

Römische Beamte fanden jedoch einen Weg, um diese Probleme zu meistern. Man verringerte einfach die Reinheit der Silbermünzen, so konnten mehr Münzen produziert werden, auf die natürlich trotzdem der gleiche Nennwert geprägt wurde.

So konnte die Regierung mehr Geld ausgeben. Über die Jahre sank der Silbergehalt der Münzen immer weiter. Zur Zeit von Marcus Aurelius enthielt der Denar nur noch etwa 75 Prozent Silber. Caracalla hatte eine weitere Idee:

Er führte den „Doppeldenar“ ein, auf den der doppelte Nennwert aufgeprägt wurde bei nur 1,5-facher Größe des Denars. Während der Regierungszeit von Kaiser Gallienus enthielten die Münzen nur noch knapp 5 Prozent Silber. Jede Münze hatte einen Bronzekern, der mit einer dünnen Schicht Silber überzogen war.

Die Auswirkungen dieses staatlichen Betrugs ließen nicht lange auf sich warten. Durch die Verschlechterung der Silbermünzen konnte der Wohlstand nicht gehalten – oder wie zunächst geglaubt sogar erhöht – werden.

Inflation zieht an

Sie sorgte lediglich für eine Umverteilung des Wohlstands von „Unten“ nach „Oben“. Die Menschen mussten sich mit immer schneller steigenden Preisen für Waren und Dienstleistungen auseinandersetzen.

Zu einigen Zeiten gab es eine galoppierende Inflation im Reich, was dazu führte, dass Soldaten höhere Löhne für ihre Arbeit verlangten. „Niemand außer mir soll Geld haben, nur ich, damit ich es den Soldaten geben kann“, soll Caracalla einst gesagt haben. Um das Jahr 210 hob er die Löhne der Soldaten um 50 Prozent an.

Im Jahr 265 befanden sich nur noch 0,5 Prozent Silber im Denar, die Preise hatten sich im Vergleich zur Zeit vor der Verschlechterung der Münzen inzwischen um 1.000 Prozent erhöht. Nur barbarische Söldner oder aggressive Nachbarstaaten wurden noch mit echtem Gold und Silber bezahlt.

Die Bevölkerung verarmte durch die Inflation immer mehr, und durch wachsende Logistik- und Verwaltungskosten wurden die Steuern immer weiter erhöht. Für den wirtschaftlichen Zusammenbruch des Römischen Reichs letztendlich zu hohe Steuern und wertloses Geld verantwortlich, schreibt Visual Capitalist.

Menschen gehen zum Tauschhandel über

Die Wirtschaft war gelähmt. Bis zum Ende des 3. Jahrhunderts kollabierten Importe und Exporte und der Handel fand meist nur noch lokal statt, viele Menschen gingen wieder zum Tauschhandel über.

Während der Krise des 3. Jahrhunderts (235-284) wechselte das Römische Reich über 50 Mal seinen Kaiser. Die meisten von ihnen wurden ermordet, hingerichtet oder in Schlachten getötet. Rom war politisch zerstritten, was dazu führte, dass sich das Reich in drei Staaten aufteilte.

Durch Konflikte und Bürgerkriege waren die Grenzen nicht mehr ausreichend gesichert, Handelsnetze wurden aufgelöst, nicht zuletzt aufgrund der wachsenden Gefahren. Barbaren-Invasionen wurden zur Tagesordnung, die Pest brach aus. Im Jahr 476 hörte das Weströmische Reich letztendlich auf zu existieren.

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