Große Wirtschaftskrisen in der Geschichte


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Viele Weltmächte sind infolge schlimmer Wirtschaftskrisen untergegangen. Häufig waren kriegerische Auseinandersetzungen mit anderen Ländern das Ergebnis. Hunger ist der Auslöser von Revolutionen und politischen Umwälzungen. Einige Beispiele von bedeutenden Wirtschaftskrisen aus der Geschichte.

Wirtschaftskrise in der Geschichte
Wirtschaftskrise in der Geschichte, Bild: Gegenfrage.com

Die Wirtschaftskrise im Römischen Reich, 235 bis 284

Während der Wirtschaftskrise des 3. Jahrhunderts (235-284) wechselte das Römische Reich über 50 Mal seinen Kaiser. Die meisten von ihnen wurden ermordet, hingerichtet oder in Schlachten getötet. Rom war politisch zerstritten, was dazu führte, dass sich das Reich in drei Staaten aufteilte.

Die hohen Kosten für Kriege, Zirkus und die Verwaltung des Römischen Reichs brachten den Kaiser auf die Idee, die Reinheit des Silbergeldes zu verringern. So konnten mehr Münzen geprägt und damit auch mehr ausgegeben werden.



Der Silbergehalt des Denars wurde schrittweise von 95 auf 0,5 Prozent reduziert. Dies führte zu einer galoppierenden Inflation, zur Verarmung der Bevölkerung, zu einem Kollaps der Wirtschaft, zu Bürgerkriegen und schließlich zum Zusammenbruch des Reichs. Im Jahr 476 hörte das Weströmische Reich letztendlich auf zu existieren.

Die Banco Medici, 1494

An ihrem Höhepunkt war die Banco Medici eine der angesehensten Banken der Welt. Die Familie Medici revolutionierte die doppelte Buchführung (Gegenüberstellung von Einnahmen und Ausgaben), was bis heute die Grundlage im Rechnungswesen darstellt.

Die Bank wuchs auf für damalige Verhältnisse enorme Größe, als die aus Florenz stammende Bankiersfamilie, speziell Lorenzo de Medici, immer mehr in die europäische Politik involviert wurde.

Die Politik war schließlich der Untergang der Bank, da man sich immer mehr darauf fokussierte, anstelle auf das Finanzwesen. Die Rosenkriege in England, der Osmanisch-Venezianische Krieg und Spekulationen brachten das Institut schließlich in wirtschaftliche Probleme.

Die Bank konnte ihre Steuern nicht mehr bezahlen, worauf Charles VIII von Frankreich die Bank im Jahr 1494 auflöste und die Familie verjagte. Das Familienvermögen belief sich damals auf 122.669 Florin. Eine Münze bestand aus 3,54 Gramm Feingold.

Preis-Revolution, spanische Eroberer importieren Gold und Silber, 1596

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts begann Spanien große Mengen Gold und Silber aus Peru zu importieren. Die spanischen Invasoren ließen die Bewohner des goldreichen Landes in den Minen arbeiten, was die Bestände Spaniens und ganz Europas unerwartet in die Höhe schnellen ließ und eine massive Preisinflation hervorrief.

Inflation und hohe Steuern fügten der spanischen Wirtschaft enormen Schaden zu. Ein großer Teil der Bestände wurde in der Folge für Kriege ausgegeben. Im Jahr 1596 ging Spanien zum vierten Mal bankrott und gab die globale Vormachtstellung an die Niederlande, England und Frankreich ab.

Kipper und Wipper, 1623

Die Kipper- und Wipperzeit ist die Bezeichnung für eine Wirtschaftskrise zu Beginn des Dreißigjährigen Kriegs (1618-1648) in Deutschland. Ab etwa 1621 begannen die Stadtstaaten im Heiligen Römischen Reich im großen Stil die Münzen zu entwerten, um den Krieg zu finanzieren und gleichzeitig den verschwenderischen Lebensstil des Adels aufrecht zu erhalten.

Eine zuverlässige Besteuerung gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die Reichsmünzordnung von 1559 ermöglichte den Landherren die Ausgabe eigener Münzen mit unbestimmtem Metallgehalt.

Diese zogen darum die im Umlauf befindlichen Silbermünzen ein und gaben mit Blei oder Kupfer vermischte Kopien der Münzen wieder heraus. Da häufig die Münzen aus anderen Regionen dafür missbraucht wurden, funktionierte dies eine Weile.

Doch nach einiger Zeit fiel der Öffentlichkeit die Manipulation auf, was zu lokalen Unruhen führte. Soldaten wollten nicht mehr in den Krieg ziehen, da sie sich betrogen fühlten. Aufgrund dieser Probleme wurde damit um 1623 wieder aufgehört, jedoch war der angerichtete Schaden bereits so groß, dass in fast allen Stadtstaaten Wirtschaftskrisen tobten.

Ähnliche Vorgehensweisen wiederholten sich in kleinerem Umfang gegen Ende des 17. Jahrhunderts und ein weiteres mal in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Österreich, Ungarn, Böhmen und Polen.

Das Interessante an dieser Wirtschaftskrise ist, dass Edelmetallmünzen durch Betrug künstlich abgewertet wurden, eine Praxis, die man beim heutigen Papiergeld wiederfindet. Immer mehr Münzstätten wurden eingerichtet, bis die abgewerteten Metallmünzen so wertlos waren, dass Kinder mit ihnen auf der Straße spielten.

Diese Geschichte bildete die Grundlage für die Kurzgeschichte von Leo Tolstoy „Ivan der Narr“.

Hyperinflation in Schweden, 1667

Am 16. Juli 1661 wurde in Schweden das erste ungedeckte Papiergeld Europas ausgegeben. Nur wenige Jahre später war der Spaß wieder vorbei: Es gab eine Inflation, die Bevölkerung misstraute dem Papiergeld und es folgten Bank Runs.

Im Jahr 1667 brach das erste Papiergeldsystem Europas schließlich zusammen, im Jahr 1668 verbot die Regierung die weitere Ausgabe von Papiergeld. Der erste Zentralbanker Europas, Johan Palmstruch, wurde zum Tode verurteilt.

John Law, 1719

John Law war ein durch Glücksspiel reich gewordener schottischer Ökonom von der Banque Generale, einer Privatbank, die heute als erste Zentralbank Frankreichs gehandelt wird. Zusätzlich beaufsichtigte Law auch Frankreichs Steuererhebung und die Münzprägung.

Er entwickelte die Compagnie des Indes im Jahre 1719, die ein Monopol sowohl auf französischen Tabak und afrikanischen Sklavenhandel hatte. Aufgrund der Tatsache, dass das Unternehmen ein Monopol auf zwei große Märkte hatte, gab es ein enormes Potenzial für Gewinne.

Dies führte zu einer großen öffentlichen Nachfrage nach Aktien der Gesellschaft, was den Aktienkurs schließlich auf viel zu hohe Stände aufblähte. Die Börsen boomten dadurch und die Regierung begann damit, Papiergeld zu drucken, um mehr Aktien des Unternehmens zu kaufen.

Dies führte zu einer hohen Inflation und statt dass die Aktienkurse weiter anstiegen, stürzten sie ab, ebenso der gesamte Aktienmarkt Frankreichs und in anderen Ländern. Law floh nach dem Absturz seines Unternehmens und der Wirtschaft des Landes aus Frankreich, als die Steuern für das Unternehmen signifikant erhöht wurden, um für den entstandenen Schaden zu haften. Danach wendete sich Frankreich 80 Jahre lang vom Papiergeld ab.

Overend, Gurney and Company, 1866

Overend, Gurney and Company war eine der erfolgreichsten Banken der Welt mit Sitz in London. Auch während einer großen Wirtschaftskrise blieb das Unternehmen stark und wurde als „die Bank der Banker“ bekannt, da sie auch Kredite an andere Banken vergab.

Gründer Samuel Gurney war das Schlüsselmitglied des Unternehmens hielt seinen Fokus auf Geldwechsel. Als er in den Ruhestand ging, versuchte die Bank ihr Anlageportfolio zu erweitern. Es investierte in langfristige Investitionen, anstatt kurzfristige Cash-Reserven, insbesondere in Eisenbahnaktien.

Als Aktien und Anleihen in diesem Bereich deutlich einbrachen, benötigte das Unternehmen Rettungspakete von der englischen Regierung. Im Mai 1866 stoppte die Bank sämtliche Zahlungen, was zu Panik und Protesten in ganz Großbritannien führte. Die Bank brach schließlich zusammen und riss mindestens 200 weitere Unternehmen mit in die Pleite.

Konföderierte Staaten von Amerika stoppen Baumwoll-Exporte nach Europa, 1861

In der Mitte des 19. Jahrhunderts kämpfte die Regierung der Konföderierten Staaten von Amerika (CSA) um diplomatische Anerkennung. Um diesen Status zu erreichen, wurden sämtliche Baumwollexporte nach Europa gestoppt.

Baumwolle war Amerikas wichtigstes Exportgut und die Entscheidung führte zu einem Zusammenbruch der staatlichen Einnahmen. In der Folge druckten die CSA hohe Mengen an CS-Dollar, was den Wert gegenüber dem US-Dollar von 90 Cent auf weniger als 2 Cent bis zum Ende des Bürgerkrieges sinken ließ.

Der Mangel an alternativen Einnahmequellen ließ praktisch die gesamte Exportwirtschaft der CSA zusammenbrechen.

Die New Yorker Goldverschwörung von 1869

Der US-Dollar war durch den Bürgerkrieg seit Ende 1861 nicht mehr an das Gold gekoppelt. Nachdem die beiden Spekulanten Jay Gould und James Fisk den Goldmarkt an der New York Gold Exchange gecornert hatten, leitete die US-Regierung Gegenmaßnahmen ein.

In der Folge brachen am 24. September 1869 (Black Friday) die Börsenkurse und daraufhin weite Teile der Wirtschaft zusammen. Der zweiwöchige Tumult auf dem Goldmarkt brachte den Außenhandel des Landes praktisch zum Erliegen.

Landwirtschaftliche Erzeugnisse (vor allem Getreide) fielen um 50 Prozent in ihrem Preis, zahlreiche Immobilienfirmen gingen bankrott und in den nächsten Monaten ging es immer weiter bergab. US-Präsident Ulysses S. Grant wurde öffentlich beschuldigt, sich an Korruption und Betrug beteiligt zu haben.

Das Verbrechen von 1873

Der Coinage Act 1873 – ein Gesetz, das am 12. Februar 1873 vom US-Kongress verabschiedet wurde und das Geldwesen in den USA grundlegend reformierte. Als der Amerikanische Bürgerkrieg ausbrach, wurde der Bimetall-Standard ausgesetzt, um den Krieg zu finanzieren.

Ungedecktes Papiergeld, die sogenannten „Greenbacks“, wurden von nun an ausgegeben. Nach dem Bürgerkrieg wurde der Bimetall-Standard wieder eingeführt. In Zeiten des Wohlstands lockte man die Menschen in die Schulden.

Dann wurde die Geldmenge reduziert, die Kaufkraft des Geldes und damit auch der Schulden stieg an, die Menschen konnten die Schulden nicht mehr bedienen und das Eigentum wurde gepfändet. Dies bewirkte der Coinage Act von 1873, weshalb das Gesetz oft auch als „Verbrechen von 1873“ bezeichnet wird.

Die Panik von 1884

In der Zeit vor der Panik von 1884 gab es in den USA freien Handel mit Waren, Arbeit und Kapital. Ab 1878 fand eine heftige Kreditexpansion in den USA statt, Banken verliehen die Ersparnisse der Einleger an wacklige Unternehmen.

Zudem hatte man sich im Zuge des Bürgerkriegs vom Goldstandard abgewendet und ihn im Jahr 1875 wieder eingeführt, allerdings auf Vorkriegsniveau. Der Abschwung begann in der Landwirtschaft mit einem rückläufigen Markt für Baumwolle und Getreide.

Zusätzlich reduzierten sich die Getreide-Exporte, wodurch die Einnahmen von Eisenbahnunternehmen zurück gingen, da diese direkt vom Transport von Agrarerzeugnissen abhängig waren. Zahlreiche Unternehmen gingen pleite, darunter die Investmentfirma Grant & Ward, die Marine Bank of New York, die Penn Bank of Pittsburgh und 10.000 weitere Unternehmen, darunter 400 Banken von insgesamt 3.271, brachen in dieser Zeit zusammen.

Die Panik von 1893

Die „Panik von 1893“ ist aufgrund der großen Wirtschaftskrisen des 20. Jahrhunderts etwas in Vergessenheit geraten. Die Geschichte der Philadelphia and Reading Railroad im Februar 1893 war eines der ersten Anzeichen ernsthafter Schwierigkeiten.

Der Zusammenbruch der Eisenbahn war auf die starke Expansion in den 1880er-Jahren und die damit zusammenhängende enorme Spekulation zurückzuführen. Im Juni des Jahres 1893 stürzte der Aktienmarkt ab, was zu einer schweren Kreditkrise führte.

Über 15.000 Unternehmen brachen in den darauffolgenden sechs Monaten zusammen, die Arbeitslosigkeit erhöhte sich auf bis zu 19 Prozent. Erst vier Jahre später erholte sich die Wirtschaft wieder.

Die Panik von 1901

Die Panik von 1901 war der erste Börsencrash an der New York Stock Exchange, der zumindest teilweise durch Kämpfe zwischen den Finanzleuten E.H. Harriman, Kuhn-Loeb, Jacob Schiff, J.P. Morgan und James J. Hill verursacht wurde, die zwei Lager gegründet hatten.

Konkret ging es um die Finanzkontrolle des Eisenbahnunternehmens Northern Pacific Railway, dessen Aktien von James Stillman und William Rockefellers First National City Bank, sowie durch Standard Oil gecornert wurden.

Dadurch wurden die Aktienkurse in die enorme Höhe getrieben. Die Panik von 1901 begann, als der Markt am Nachmittag des 17. Mai zusammenbrach. Die meisten Investoren hatten den Börsencrash nicht kommen sehen. 

Die Panik von 1907

Im Jahr 1907 brach in den USA eine Finanzkrise aus, in der die New Yorker Börsenkurse um fast 40 Prozent einstürzten. Das Land befand sich bereits in einer schweren Rezession, durch die Krise verloren die Menschen das Vertrauen, stürmten die Banken und hoben ihre Ersparnisse ab, wodurch landesweit Banken und Unternehmen zusammenbrachen.

Laut dem Ludwig von Mises Institut war die Panik von 1907 war das Ergebnis einer von Finanzminister Leslie Shaw herbeigeführten Inflation in den vorangegangenen zwei Jahren. Ausgelöst wurde die Panik durch einen Versuch einiger Banken, Aktien der United Copper Company auf Kredit zu cornern.

Die Sparer standen diesem Versuch äußerst skeptisch gegenüber und brachten diese und auch andere nahe stehende Institute durch zahlreiche Bank Runs in schwere Not, was zum Zusammenbruch der Knickerbocker Trust Company führte, welche zu dieser Zeit die drittgrößte Bank New Yorks war.

Am 24. Oktober brach die Börse zusammen. Die Kreditzinsen erhöhten sich auf 100 bis 150 Prozent, jedoch war selbst zu diesen Konditionen kaum noch Geld zu bekommen. Aktien wurden zu Kampfpreisen verschleudert, doch hatte mangels Liquidität niemand Geld, um diese zu kaufen.

J. P. Morgan wird im Zusammenhang mit der Panik von 1907 häufig als der Retter in der Not erwähnt, der nur das beste für die amerikanische Bevölkerung im Sinn hatte. Dies sehen Kritiker jedoch anders.

Russische Revolution, 1917

Infolge des Ersten Weltkriegs war Russland fast bankrott und die Wirtschaft zusammengebrochen. Dies führte zu Streiks und Unruhen im ganzen Land. Um das Defizit durch den Krieg zu bezahlen, druckte Russland massenhaft Geld.

Die Arbeitslosigkeit stieg und die Reallöhne fielen in allen Branchen. Menschen verließen sogar ihre Arbeitsplätze und gingen jagen, weil die Löhne so gering waren. Die Unruhen führten schließlich zu einem Regierungssturz und endete in der Gründung der Sowjetunion im Jahr 1922.

Russlands Staatsverschuldung betrug zu dieser Zeit 50 Milliarden Rubel, was etwa heutigen 2,9 Billionen US-Dollar entspricht.

Die Große Depression, 1929

Die genauen Ursachen für die Weltwirtschaftskrise werden bis heute heiß diskutiert, ein wichtiger Grund für den Ausbruch der Depression war vielen Stimmen zufolge der Smoot-Hawley-Tariff, der die Zölle auf importierte Waren auf Rekordniveau anhob.

Die Probleme in den Vereinigten Staaten begannen, als die Aktienmärkte sanken und am 29. Oktober 1929 ins Bodenlose abstürzten. Der internationale Handel brach um 50 Prozent ein, die Arbeitslosigkeit stieg in den Vereinigten Staaten auf 25 Prozent, ähnlich wie in anderen Ländern auch.

Zu den fehlenden Importen und der sehr hohen Arbeitslosigkeit kam eine Dürre im Mittleren Westen. Im Jahr 1934 brach der Goldstandard in den USA zusammen, ein äußerst selten erwähntes Ereignis, was laut der Universität Basel „eines der wichtigsten Ereignisse der Wirtschaftsgeschichte mit weitreichenden Konsequenzen für das Geld- und Währungssystem des 20. Jahrhunderts“ darstellt.

Die Depression dauerte von 1929 bis Mitte der 1940er Jahre, erst nach dem Zweiten Weltkrieg war sie wie durch Zauberhand beendet.

Das British Empire bricht zusammen, 1945

Ähnlich wie viele andere wirtschaftlichen Zusammenbrüche konnte auch das British Empire seine massiven Kriegsschulden nicht mehr stemmen. Vor allem bei den USA stand das Königreich enorm in der Kreide, erst im Jahr 2006 wurde die letzte Rate bezahlt.

Die Royal Navy wurde abgebaut und auch die Entkolonialisierung gewann rasant an Fahrt. Durch die Neuordnung brachen Kriege in Afrika und Asien los. Im Jahre 1949 betrug die Staatsverschuldung Großbritanniens im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt über 250%.

Die USA profitierten letztendlich: Alle wirtschaftlichen und militärischen Konkurrenten hatten sich im Zweiten Weltkrieg gegenseitig niedergeprügelt, von nun an umspannte der US-Dollar die Welt.

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