"Operation Urgent Fury"
25.10.1983: USA überfallen Grenada


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Am 25. Oktober 1983 überfielen die USA die Karibikinsel Grenada. Rund 7.000 US-Marinesoldaten drangen in das Land ein und stürzten die Regierung.

Grenada, USA, 1983
Grenada, USA, 1983, Bild: Gegenfrage.com, Motiv: Nationalflagge (gemeinfrei)

„Operation Urgent Fury“ war eine militärische Invasion der Insel Grenada durch die Streitkräfte der Vereinigten Staaten und mehrerer karibischer Nationen. Der Konflikt begann am 25. Oktober 1983, als das US-Militär an der Küste von Grenada eintraf. Grenadinische und kubanische Militäreinheiten traten den Invasoren weitgehend erfolglos entgegen.

Vorgeschichte

Im Jahr 1979 fand ein unblutiger Staatsstreich unter Führung des Revolutionärs Maurice Bishop statt, mit der Absicht eine kommunistische Gesellschaft zu gründen. Unter Bishop begann Grenada mit Unterstützung Kubas mit dem Bau eines internationalen Flughafens.



Die US-Propaganda wies unter anderem auf Gefahren hin, die durch diesen Flughafen für die Vereinigten Staaten entstehen könnten. Ronald Reagan betonte mehrfach die potenzielle Bedrohung durch Grenada und unterstellte dem Karibikstaat eine Unterstützung der Sowjetunion.

Die Beziehungen zwischen den USA und der Sowjetunion waren zu diesem Zeitpunkt sehr angespannt, der Kalte Krieg befand sich auf einem seiner Höhepunkte. Bishop reiste nach Washington DC, um sich mit US-Präsident Reagan zu treffen und die Wogen zu glätten.

Am 13. Oktober fand ein blutiger Staatsstreich statt, als eine marxistisch geprägte Gruppe innerhalb der Armee, die der ehemalige stellvertretende Ministerpräsident Berndard Coard kontrollierte, die Macht ergriff.

Die Kombination der blutigen Machtergreifung durch eine marxistische Gruppe innerhalb der „Einflusssphäre“ der USA und der Anwesenheit von fast 600 amerikanischen Studenten im Land nötigte die USA zu einer Reaktion, so heißt es.

Der britische Generalgouverneur der Insel appellierte an die Organisation der ostkaribischen Staaten (OECS), die Putschführer zu entmachten. Die OECS appellierte wiederum an die USA, Barbados und Jamaika, die Entmachtung durchzuführen.

Rolle der CIA

Die CIA war zwar nicht direkt in den Überfall involviert, trug jedoch ihren Teil in gewohnter Manier bei.  So warnte der Geheimdienst vor angeblichen Raketen, welche nie gefunden wurden. Auch warnte die Behörde vor Gefahren für US-Studenten, welche zu keinem Zeitpunkt existierten. Auch gab es keinerlei Bedrohung durch den neuen grenadinischen Flughafen.

US-Präsident Reagan verkündete in einer Rede: „Man hat uns mitgeteilt, dass Grenada eine befreundete Insel und ein Touristenparadies ist. Doch weit gefehlt. Es handelt sich um eine sowjetisch-kubanische Kolonie, die als militärische Festung dienen soll. Sie unterstützt den Terror und schwächt die Demokratie.“

Opferzahlen

Aufgrund der extremen Übermacht der US-Truppen war der militärische Widerstand gering, weshalb sich die Opferzahlen im Vergleich zu anderen US-Invasionen in Grenzen hielten. Offiziell verfügte Grenada über etwa 800 Soldaten. Davon waren jedoch nicht alle der Putschregierung treu, weshalb es tatsächlich noch viel weniger gewesen sein dürften.

Auf der Seite Grenadas kämpften neben den eigenen Truppen desweiteren 780 Kubaner, 49 Sowjets, 24 Nordkoreaner, 16 Ostdeutsche, 14 Bulgaren und drei oder vier Libyer. Nicht nur aufgrund der zahlenmäßigen, sondern auch der waffentechnischen Unterlegenheit fand keine nennenswerte Verteidigung statt.

Nach offiziellen Zahlen kamen 121 Personen ums Leben: 49 Grenadiner, 29 Kubaner, 19 US-Soldaten und 24 Zivilisten. Mehr als 500 Menschen wurden verletzt und rund 3.000 verhaftet. Die Kämpfe dauerten mehrere Tage und die Gesamtzahl der Angreifer erreichte zusammen mit 300 Truppen von unterstützenden benachbarten Inseln Antigua, Barbados, Dominica, Jamaika, St. Lucia und St. Vincent etwa 7.000.

Die britische Regierung unterstützte die Invasion allerdings nicht, da London nicht von Washington über die Absichten informiert wurde. Und das, obwohl die Königin von England das Staatsoberhaupt von Grenada war. Jedoch wünschte die britische Premierministerin den Amerikanern „gutes Gelingen“. Später entschuldigte sich Reagan bei Thatcher.

Mitte Dezember 1983 zogen sich die amerikanischen Truppen zurück, nachdem vom Generalgouverneur eine neue Regierung ernannt worden war. Im Jahr 1984 fanden Wahlen statt. Seit der Invasion ist die Verteidigung des Landes eine Angelegenheit der USA. Ein nationales Militär existiert hingegen nicht mehr.

Geschichte

Grenada war seit der „Entdeckung“ durch Christoph Kolumbus im Jahr 1498 ein Spielball der Weltmächte. Den Namen erhielt der kleine Staat im 16. Jahrhundert von spanischen Seefahrern. Die heutigen Bewohner der Insel stammen von Afrikanern ab, die die Europäer im Zuge der Sklaverei auf die Insel brachten.

Die Ureinwohner des Karibikstaats wehrten sich heftig gegen die Europäer, weshalb die Spanier und später auch die Engländer von einer Besiedelung der Insel absahen. Im 17. Jahrhundert rotteten die Franzosen praktisch die gesamte Bevölkerung aus.

Ein kleiner Prozentsatz der Einwohner stammt von indischen Zwangsarbeitern ab, welche im 19. Jahrhundert von den Briten auf die Insel verschleppt wurden. Auf Grenada leben heute etwas mehr als 100.000 Menschen. Grenada war und ist weiterhin ein Teil des Commonwealth of Nations.

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