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14.07.1789: Sturm auf die Bastille


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Am 14. Juli 1789 stürmten die Bürger Frankreichs unter Einsatz ihres Lebens die Bastille und leiteten die Französische Revolution ein. So lautet die offizielle Geschichte. Andere Quellen besagen, dass die Bastille längst kein wichtiges Gefängnis mehr war, die Gruselgeschichten darüber frei erfunden. Die Bastille wurde auch nicht gestürmt und der Strippenzieher war ein wohlhabender Unternehmer.

Sturm auf die Bastille
Sturm auf die Bastille, Symbolfoto, Bildrechte: Gegenfrage.com

An diesem Tag im Jahr 1789 fand der Sturm auf die Bastille statt. Der Tag markiert den Beginn der Französischen Revolution, die aus mehreren Gründen losbrach. So tobte in Frankreich eine schwere Finanzkrise. Frankreichs Regierung hatte zu dieser Zeit Ausgaben in Höhe von 629 Millionen Livre, nahm jedoch nur 503 Millionen Livre ein.

Sechs Prozent aller Ausgaben gingen an das Königshaus. Zudem kämpfte Frankreich noch immer mit einem riesigen Schuldenproblem aufgrund des Siebenjährigen Kriegs gegen England, der 26 Jahre zuvor verloren worden war. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung resultierte auch aus den drei gesellschaftlichen Klassen, die sich in Klerus (130.000 Personen), Adel (350.000 Personen) und Bürger (25 Millionen Personen) aufteilten.

Alle Steuern wurden von den Bürgern, die größtenteils Bauern waren, aufgebracht. Die Jagd war den beiden hohen Klassen (Ständen) vorbehalten, ein Aufstieg in eine höhere Klasse war unmöglich. Zur gleichen Zeit stieg der Getreidepreis im Jahr 1789 auf neue Rekordhöhen, sodass sich viele Bürger nichts mehr zu essen leisten konnten.



Zudem wurden Aufklärer wie Voltaire oder (der elf Jahre zuvor verstorbene) Rousseau im ganzen Land bekannt, die den Bürgern mehr Einfluss auf das politische Geschehen verschaffen wollten.

Neues Steuergesetz

Im Mai 1789 erließ König Ludwig XVI. ein neues Gesetz, laut dem auch der erste und der zweite Stand von nun an Steuern bezahlen sollten. Am 14. Juli stürmte ein wütender Mob die Bastille, um Gefangene zu befreien und Munition zu beschaffen. Letztendlich wurden fast alle Soldaten getötet.

Im August 1789 wurden die ersten beiden Stände abgeschafft, Menschen- und Bürgerrechte ausgeweitet und die Religionsfreiheit eingeführt. Am 1. Oktober veranstaltete der König ein Bankett für 600 Mann für das „Régiment de Flandre“, weitere Gelage fanden in den darauffolgenden Tagen statt.

Die Bürger in Paris waren empört, da sie noch immer hungernd vor den Bäckereien Schlange standen. Redner wie Marat und Danton riefen das Volk zu den Waffen. Im Oktober 1789 organisierten Marktfrauen einen Demonstrationszug nach Versailles und forderten Brot und Getreide.

Ludwig XVI. gab den Forderungen nach und kehrte nach Paris zurück. Im Jahr 1791 versuchte der König in die Niederlande zu fliehen, wurde jedoch an der Grenze gefasst und von allen Ämtern suspendiert.

Im September wurde die Monarchie jedoch nicht abgeschafft, sondern in eine konstitutionelle Monarchie geändert, eine erste Verfassung mit Gewaltenteilung wurde verabschiedet. Erst im Jahr 1793 wurde Ludwig XVI. mit der Guillotine hingerichtet.

Interessante Hintergründe

Einige Historiker sehen in der offiziellen Geschichte um den Sturm auf die im Jahr 1370 erbaute Bastille, dessen Jahrestag in Frankreich Nationalfeiertag ist, nur eine verzerrte Darstellung. Die Bastille war demnach kein wichtiges Gefängnis mehr, es habe sogar bereits Jahre zuvor Planungen für einen Abriss des Gebäudes gegeben.

Es seien auch nur noch wenige Gefangene dort inhaftiert gewesen und die Schauergeschichten aus dem Gefängnis entsprangen der Fantasie von Henri Masers de Latude, einem der Insassen, der seine Texte aus dem Gefängnis schmuggeln ließ und der Bastille damit den Ruf eines dunklen Folterknasts einbrachte.

Die Soldaten bestanden angeblich aus 82 alten, kranken und kampfunfähigen Invaliden, desweiteren waren dort 32 Schweizer Soldaten stationiert. Der aufgebrachte Mob habe in den Tagen vor dem Sturm auf die Bastille bereits zahlreiche andere Gebäude in Brand gesteckt.

Marquis de Launay, zu diesem Zeitpunkt Kommandant der Truppen in der Bastille, übergab das Gefängnis freiwillig, nachdem ihm der Mob freies Geleit anbot. Von einem „Sturm“ kann also wahrlich keine Rede sein. Als er seine Waffen niederlegte und abziehen wollte, wurden er und seine Offiziere von den Bürgern hingerichtet.

De Launay wurde der Kopf abgehackt und auf eine Lanze aufgespießt. Bei den freigelassenen Inhaftierten handelte es sich um zwei Geisteskranke, die von ihren Familien verstoßen worden waren, einen Pornographen und vier Geldfälscher, mehr Häftlinge waren nicht zu finden. Durch die Zerstörung der Bastille am darauffolgenden Tag wurden zahlreiche Dokumente über das Gefängnis und über die Insassen vernichtet.

Keine wirklichen Gefechte

98 Menschen kamen bei Gefechten zwischen Bürgern und Sicherheitspersonal ums Leben, heißt es. Allerdings ließ Bastille-Kommandant de Launay nur einen einzigen Warnschuss abfeuern. Einige Quellen behaupten hingegen, dass die Bürger in den Hof eingelassen wurden und 15 Mal geschossen wurde, wodurch die 98 Menschen starben.

Die Pariser schleppten Geschütze herbei. Sie konnten diese jedoch nicht wirklich bedienen, beschossen unkontrolliert die Bastille. Dabei zerstörten sie auch benachbarte Wohngebäude. Da man mit den sieben ungefährlichen Häftlingen nur wenig Eindruck schinden konnte, präsentierte man den erwartungsvollen Bürgern eine „fürchterliches Folterinstrument“ im Keller, welches man für die Propaganda extra dort positioniert hatte.

Aufgebracht sei der Mob auch nicht aufgrund der Aufklärung gewesen. Eher aufgrund eines Gerüchts, das im Vorfeld des Sturms auf die Bastille die Runde machte. So glaubten viele Bürger, dass ihnen Lebensmittel, in erster Linie Brot und Getreide, zum Wohle der privilegierten Gruppen absichtlich vorenthalten worden sei („Pacte de Famine“, Hungerpakt).

Derartige Theorien machten bereits seit den 1760er Jahren die Runde, im Jahr 1775 wurde der „Mehlkrieg“ durch 25.000 Soldaten niedergeschlagen.

Der Unternehmer Pierre Francois Palloy

Hinter dem Sturm auf die Bastille steckte laut dem französischen Autor Romi der Unternehmer Pierre Francois Palloy. Dieser hatte bereits zwei Jahre vor dem Sturm auf die Bastille versucht, den Auftrag für einen Abriss des Gefängnisses zu erhalten. Das Gefängnis stand für die Unterdrückung des Volks, ein Abriss hätte dem König einigen Zuspruch aus der Bevölkerung eingebracht.

Am 13. Juli 1789 schrieb Palloy in seinem persönlichen Notizbuch: „Heute morgen wohnte ich um elf Uhr der großen Versammlung der Freimaurer-Brüder in der Kirche St. Antoine bei. Wir beschlossen, dass eine Erhebung des Volkes im Faubourg St. Antoine beginnen soll. Wenn wir an einige gut bewaffnete Galgenvögel Geld verteilen, gelingt es vielleicht, eine Revolution in Gang zu bringen. An Kapital mangelt es uns nicht.“

Am nächsten Tag zogen er und 500 seiner Mitarbeiter zur Bastille, um zu einem Tageslohn von 25 Sous mit dem Abriss zu beginnen. Gleichzeitig brachte das Volk die Soldaten zur Kapitulation. Palloy wurde in der folgenden Zeit sehr populär.

Sein neues Geschäftsmodell: Er ließ die Trümmer der Bastille in kleine Stücke zerhacken und verkaufte die Splitter gegen gutes Geld in ganz Frankreich. Damit verdiente er sich buchstäblich eine goldene Nase. Ende 1793 wurde Palloy wegen Unterschlagung verhaftet, kam jedoch nach drei Monaten wieder frei und kehrte später nach Paris zurück.

Er stellte für den Abriss der Bastille noch viele Jahre später Forderungen an die französischen Regierungen, da er am 16. Juli 1789, zwei Tage nach dem Sturm auf die Bastille, tatsächlich einen offiziellen Abrissauftrag erhalten hatte. Seine Forderungen richtete er an Napoleon I., Ludwig XVIII., Louis Philippe und von Erzbischof von Paris, jedoch blieben diese erfolglos.

Quellenangaben anzeigen
The New AmericanSpiegel 38/1956, Wikipedia (fr), Wikipedia (en), Cambridge.org, Welt
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