Am 31. Mai 1933 blockierte die britische Regierung ein geplantes Abkommen des Völkerbunds, den Luftkrieg vollständig abzuschaffen. Dieser wurde damit zum festen Bestandteil der Kriegsführung des 20. Jahrhunderts und forderte Millionen Todesopfer.
Während der Genfer Abrüstungsverhandlungen des Völkerbundes in den 1930er Jahren sprachen sich fast alle Teilnehmer für eine internationale Ächtung des Bombenabwurfs aus der Luft aus. Großbritannien blockierte jedoch eine Abschaffung des Luftkriegs, welcher damit die feste Integration in die Kriegsführung des 20. Jahrhunderts fand.
Bereits am 21. Juli 1932 erklärten die belgischen, dänischen, spanischen, norwegischen, niederländischen, polnischen, schwedischen, tschechoslowakischen und schweizerischen Delegationen während der Genfer Abrüstungsverhandlungen des Völkerbundes, dem Vorläufer der Vereinten Nationen, gemeinsam ihre Forderung nach einer „völligen Abschaffung des Luftbombardements“.
Am 27. Mai 1933 betonten selbst die USA ihre Ansicht, dass das Luftbombardement abgeschafft werden müsse und schlugen vor, jeden Angriff aus der Luft zum Verbrechen zu erklären. Der Luftkrieg müsse „uneingeschränkt moralisch geächtet werden.“
Die deutsche Regierung forderte während und auch nach dem Scheitern der Verhandlungen ein uneingeschränktes Verbot des Abwurfs von Gas-, Gift- und Brandbomben. Ebenso des Abwurfs von Bomben jeglicher Art auf offene Ortschaften. Auch Frankreich sprach sich während der Verhandlungen für eine totale Abschaffung aller Luftstreitkräfte aus.
London blockiert das Abkommen
Einzig London blockierte ein geplantes Übereinkommen des Völkerbundes, den Luftkrieg international zu ächten und damit zum Kriegsverbrechen zu erklären. Der britische MacDonald-Plan bezüglich Angriffen aus der Luft lautete im März 1933 wie folgt:
„Die hohen vertragschließenden Teile nehmen die völlige Abschaffung des Bombenabwurfs aus der Luft an (ausgenommen für polizeiliche Erfordernisse in gewissen entfernten Gebieten).“ Die deutsche Delegation schlug eine Streichung der Worte in Klammern vor, was Großbritannien jedoch ablehnte.
Nur Frankreich, England, Belgien, die Sowjetunion, die Tschechoslowakei und Polen sollten MacDonald zufolge Luftstreitkräfte unterhalten dürfen. Der frisch ins Amt gekommene US-Präsident Roosevelt sandte eine Botschaft an 44 Staatschefs mit der Bitte, alle Angriffswaffen wie Bombenflugzeuge, Panzer und motorisierte schwere Artillerie gänzlich abzuschaffen.
Der britische Economist schrieb am 03. Juni 1933, die britische Regierung müsse „ihre moralisch verabscheuungswürdigen Forderungen ohne Vorbehalte aufgeben“, um die zu scheitern drohende Genfer Abrüstungskonferenz noch zu retten. Sie müsse sich „in Bezug auf Luftbombardements vor den Augen der ganzen Welt rehabilitieren“, so das Magazin.
Wenige Tage zuvor, am 31. Mai 1933, hatte der britische Staatsrat Baldwin im Unterhaus erklärt, dass man den Bombenabwurf aus der Luft nicht abschaffen werde. Die britische Regierung habe sich nach reiflicher Überlegung zu ihrer Politik entschlossen und werde nicht davon abrücken.
Abrüstungskonferenz scheitert ergebnislos
Tatsächlich scheiterte die Abrüstungskonferenz im Juni 1934 ergebnislos. Im Jahr 1938 forderte die niederländische Regierung Großbritannien ein weiteres Mal auf, eine gesonderte vertragliche Behandlung des Luftkriegs herbeizuführen. London lehnte dies jedoch erneut ab.
Der Luftkrieg, der bereits im Ersten Weltkrieg und im Spanischen Bürgerkrieg getestet wurde, fand ein Jahr später die feste Integration in die Kriegsführung des 20. Jahrhunderts und ist bis heute noch immer nicht generell international geächtet.
Zwar wurden am 12. August 1949 Flugzeugangriffe auf zivile Objekte, Kulturgüter und Zivilpersonen mit dem Genfer Abkommen zum Kriegsverbrechen erklärt. Mit Blick auf Korea, Vietnam, Irak, Libyen, Palästina, Jugoslawien, Libanon, Afghanistan oder Syrien ist dieses Verbot jedoch anscheinend eher symbolischer Natur.
…jedoch anscheinend eher symbolischer Natur…
Für die Sieger und für die Stärkeren ist alles nur von“ symbolischer Natur“ wenn es um Kriegsverbrechen geht, da ist es auch gerechtfertigt Atombomben auf Zivilisten zu werfen und mit fliegenden Schafotts ganze Familien auszurotten.
Kann man sich nur ansatzweise vorstellen, was es für einen Aufschrei geben würde, wenn China, Nordkorea oder Russland Terroristen mit der Luftwaffe verfolgt würden und dabei ganze Wohnblöcke in die Luft jagen?
Viele Grüße
H. J. Weber
Wir schreiben das Jahr 1933. Der Krieg war nicht abgeschafft und die britische Regierung war sich darüber genauso im Klaren, wie alle anderen Regierungen.
Als dann im Winter 1940 erste Bomben fielen, zunächst nur auf militärisch relevante Ziele, forderte Hitler vom Kriegsgegner England und Frankreich, zivile Ziele nicht anzugreifen, denn die deutsche Luftwaffe könne sonst gleiches mit gleichem vergelten.
Das war natürlich Unsinn. Die deutschen Flugzeuge wurden gemäß deutscher Militärdoktrin gebaut und diese sah ausschließlich die Truppenverwendung vor und keinen strategischen Angriff.
Es waren zuerst französische Militärtheoretiker, die in den zwanziger Jahren das Konzept der Bombardierung ziviler Ziele vertraten. Und in der Tat, hat dieses Konzept etwas Bestechendes: ich muss keine Panzerfabrik bombardieren, wenn ich die Produktion militärischer Produkte verhindern will. Es genügt nämlich, die Elektrizitätsversorgung zu bombardieren. Ohne Strom, keine Geschütze, keine Panzer, keine Flugzeuge, keine Munition.
Wie wir wissen, eskalierte der Bombenkrieg noch 1940 und Roosevelt selbst beteiligte sich schon 1942 mit Begeisterung an der Bombardierung ziviler Ziele in Deutschland. Die Krönung war dann 1945 der Abwurf von zwei Atombomben auf Japan, welches bereits kriegsmüde war und nur noch einen Weg aus dem Krieg suchte, ohne das Gesicht zu verlieren.
Das stimmt und es war sogar noch schlimmer (aus der Sicht der schlecht informierten Gutmenschen): 1919 war nicht nur die Abrüstung Deutschlands und Deutschösterreichs beschlossen worden, sondern auch die Abrüstung der Siegerstaaten wie England, Frankreich, USA.
Das war schon damals unsinnig: England benötigte eine große Militärmacht um sein Weltreich bestehend aus über 40 Millionen Quadratkilometern kolonialer Gebiete schützen und verwalten zu können. Frankreich wollte da nicht nachstehen und die USA wollten irgendwann
Groß-Britannien als Weltmacht beerben und die Sowjetunion wollte den Westen insgesamt beerben.
Deshalb wurden nur die Verlierer abgerüstet, alle anderen rüsteten weiter. Das war die Situation bei Regierungsantritt Hitlers. Deshalb schlug der deutsche Außenminister vor, dass sich alle großen Militärmächte an einen Tisch setzen sollten und konkrete Schritte zur Abrüstung beschließen sollten. Sonst müsse Deutschland leider aufrüsten.
Die Briten waren 1934 eben die internationalen Wortführer, aber die Franzosen und Russen dachten nicht anders!
Wie wir alle wissen, gibt es in einem Krieg, wenn Flugzeuge eingesetzt werden, unweigerlich auch Fehlabwürfe. Eigentlich soll nur eine Brücke zerstört, oder ein Bahnhof getroffen werden. Doch die Bomben treffen Wohnhäuser.
Genau dies geschah im Luftkrieg 1940 auf beiden Seiten und das schaukelte die Stimmung auf beiden Seiten hoch.
Man muss leider auch sagen, dass es französische Militärtheoretiker wie Dohouet waren, welche die Bombardierung der Stahl- Kohle- und Stromerzeugung des Gegners empfahlen- und zwar lange bevor Hitler überhaupt gewählt wurde.
Dazu muss, oder sollte man wissen dass nach dem Ende des Ersten Weltkrieges in den Zwanziger Jahren es zwei französische Luftkriegstheoretiker gab, Douhet und Rougeron, welche das Denken der europäischen Mächte beeinflussten.
Diese fanden, dass ein neuer Krieg in Europa von Bombenflugzeugen entschieden werden könnten.
Dazu mussten lediglich die Elektrizitätswerke des Gegners zerstört werden. Das war alles. Denn ohne Strom keine Stahlerzeugung und und Stahl kein neues Kriegsmaterial um das verbrauchte zu ersetzen.
Ganz im Gegensatz dazu hatte die junge Luftwaffe Hitlers auf Flugzeuge gesetzt, welche die eigenen Bodentruppen am Boden unterstützen sollten. Aber der spätere Begriff des „Erdkampfflugzeugs“ war da noch nicht geboren.
Hitler war es auch, der 1940 den Briten anbot, nachdem es auf beiden Seiten Fehlabwürfe auf zivile Häuser gab, generell auf die Bombardierung ziviler Ziele zu verzichten und nannte das „keinen Luftkrieg gegen Frauen und Kinder“. Aber die Fehlabwürfe vor allem der Briten häuften sich und so eskalierte die Situation im weiteren Verlauf des Krieges immer weiter. Wobei Deutschland den Briten nur marginale Verluste zufügen konnte und den USA überhaupt keine, welche sich ab 1942 am Luftkrieg gegen hauptsächlich zivile Ziele beteiligten.